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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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an
Eichholz. »Vielleicht könnten wir tatsächlich einfach abwarten, bis er von
selbst herauskommt, und ihn dann festnehmen.«
    Â»Dafür ist es zu spät«, sagte Trausch ruhig, und Eichholz fügte
hinzu: »Möchten Sie die Verantwortung übernehmen, wenn wir noch ein totes
Mädchen aus seiner Wohnung tragen?« Er winkte ab. »Beten sie, dass Ihr
geheimnisvoller Freund sich nicht nur einen schlechten Scherz mit uns erlaubt
hat.«
    Ein weiterer Wagen rollte in die Tiefgarage und spie uniformierte Gestalten
aus. Eichholz winkte einen der Männer heran und verwickelte ihn sofort in ein
von heftigem Gestikulieren begleitetes Gespräch, das allerdings fast nur daraus
bestand, dass er redete und der andere dann und wann
versuchte, irgendetwas zu sagen, meistens vergeblich. Aber er wirkte halbwegs
zufrieden, als er zurückkam.
    Â»Die Scharfschützen sind in Stellung«, sagte er. »Noch ein paar
Minuten. Trausch, Sie gehen mit der ersten Gruppe. Ich verlasse mich darauf,
dass da oben niemand Wildwest spielt.«
    Trausch schälte sich aus seiner Jacke, um eine Schutzweste
anzuziehen, und Conny fragte: »Bei welcher Gruppe bin ich?«
    Â»Sie?« Eichholz wirkte ehrlich überrascht. »Bei keiner. Sie bleiben
schön hier unten und genießen die Show im Fernsehen. Nur mit Popcorn und Cola
kann ich leider nicht dienen.«
    Â»Aber ich bin …«
    Â»â€¦Â krankgeschrieben«, fiel ihr Eichholz ins Wort. »Nur falls Sie es
vergessen haben sollten. Sie dürften gar nicht hier sein. Haben Sie auch nur
eine Vorstellung davon, was los ist, wenn ihnen irgendetwas passiert?« Er
beantwortete seine eigene Frage mit einem heftigen Kopfschütteln. »Sie sind nur
aus zwei Gründen hier – weil Ihr geheimnisvoller Gönner darauf bestanden hat,
und um den Kerl zu identifizieren, wenn wir ihn haben.«
    Conny wollte ganz instinktiv widersprechen – nicht nur, weil ihr
schon die bloße Vorstellung unerträglich erschien, tatenlos hier unten
herumzusitzen, während ihre Kollegen dort oben ihr Leben riskierten. Es war
völlig absurd, aber tief in ihr war plötzlich die feste Überzeugung gewachsen,
dass dieser Kerl ihr gehörte. Keiner der anderen
hatte das Recht, ihn zu fangen. Es war ihre Beute,
ihr ganz persönlicher Preis, für den sie all das auf sich genommen hatte,
basta! Eichholz ließ sie allerdings gar nicht zu Wort kommen, sondern deutete
mit einer gebieterischen Geste auf den Sprinter, mit dem sie gekommen waren.
»Sie warten dort drinnen. Und gnade Ihnen Gott, wenn Sie auch nur einen Fuß in
den Aufzug oder ins Treppenhaus setzen.«
    Ein bisschen kam sie sich vor wie in einem reißerischen
Science-Fiction-Film, in dem der Kommandant der tapferen Space-Marines in der
Zentrale seines gepanzerten Weltraumzerstörers saß und seinem Eingreiftrupp
(aus sicherer Entfernung) dabei zusah, wie sie die Festung der außerirdischen
Monster stürmten. Nur, dass sie das Gefühl hatte, der Hölle wesentlich näher zu
sein als dem Himmel. Irgendetwas würde geschehen. Etwas Schlimmes. Sie wusste
es einfach.
    Abgesehen vom leisen Summen der Klimaanlage und dem geschäftigen
Klicken, mit dem die Finger der beiden Techniker über die Tastaturen huschten,
herrschte im Inneren des Wagens eine schon fast gespenstische Stille. Niemand
gab auch nur den geringsten Laut von sich. Niemand schien zu atmen . Ihr (wahrscheinlich fünfzigster) Blick auf die Uhr
zeigte ihr, dass noch nicht einmal fünf Minuten vergangen waren, seit Eichholz
den endgültigen Einsatzbefehl gegeben und sich die Tiefgarage mit
gespenstischer Schnelligkeit geleert hatte. Abgesehen von einem einsamen
Streifenpolizisten, der neben der Aufzugtür Wache hielt – sie hatte sich ein
paarmal vergeblich gefragt, warum eigentlich –, war die Tiefgarage jetzt
menschenleer. Die kleine Armee, die Eichholz zusammengezogen hatte, um einen
einzelnen durchgeknallten Studenten zu fangen, war vier Stockwerke über ihnen
in Stellung gegangen, und Conny fragte sich, worauf Eichholz eigentlich noch
wartete. Auf den fünf hintereinandergeschalteten Monitoren vor ihnen waren fünf
nahezu identische Abbilder des Hausflurs oben zu sehen, aufgenommen von den
winzigen Helmkameras der Männer und in entsprechend schlechter Qualität. Aber
selbst die miserabelste Qualität hätte mehr als ausgereicht, um die kleine
Armee zu zeigen, die

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