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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hielt auch einen respektvollen Abstand zu den geparkten
Wagen ein. Sie hatte jetzt zweimal erlebt, wie unglaublich schnell dieser Kerl
war. Ein drittes Mal würde er sie ganz bestimmt nicht überrumpeln. Und es war
ihr auch vollkommen egal, ob Eichholz sie hinterher feuerte oder ihr gleich
Handschellen anlegen ließ. Wenn sie diesem Ungeheuer das nächste Mal
gegenüberstand, würde sie ihm eine Kugel zwischen die Augen jagen, ganz egal,
ob er sie angriff oder vor ihr auf den Knien lag und um Gnade flehte.
    Dazu musste sie ihn zuerst einmal finden, und im Moment sah es nicht
danach aus.
    Sie schritt schnell und gleichzeitig vorsichtig die Reihen der
geparkten Fahrzeuge ab und ließ sich von Zeit zu Zeit in die Hocke sinken, um
auch einen Blick unter die Wagen zu werfen. Doch anscheinend hatte der Kerl
sich in Luft aufgelöst. Einmal glaubte sie ein gedämpftes Schleifen und Kratzen
zu hören, doch als sie stehen blieb und lauschte, war das Geräusch wieder fort.
    Schließlich erreichte sie das Ende der Tiefgarage und stand vor
einer Wand aus massivem Beton. Es gab keine Tür, keinen Notausgang, nicht
einmal eine Ventilationsöffnung, die groß genug gewesen wäre, auch nur eine
Katze durchzulassen. Aber er konnte sich doch nicht wirklich in einen Schatten verwandelt haben!
    Nein? , flüsterte eine Stimme in ihrem
Kopf. Kann er nicht? Und was hast du dann auf dem Monitor
gesehen?
    Sie schüttelte den Gedanken ab, drehte sich um und sah die Blutspur.
    Spur war vielleicht übertrieben.
Eigentlich waren es nur wenige Tropfen, die in einer unregelmäßig unterbrochenen
Reihe in ihre Richtung führten und dann plötzlich abbrachen, um dann im rechten
Winkel abzubiegen und hinter einem geparkten Wagen zu verschwinden.
    Mit klopfendem Herzen und der Waffe mit beiden Händen im Anschlag
näherte sie sich der Stelle, drehte sich nach rechts und zielte auf eine
weitere, nackte Wand aus Beton. Die unterbrochene Blutspur führte noch zwei
oder drei Meter weiter und endete dann vor einer vielleicht fünfzig mal fünfzig
Zentimeter messenden Klappe aus geriffeltem Metall im Boden. Rasch ging sie
hin, ließ sich daneben auf die Knie sinken und stellte fest, dass es keine
Möglichkeit zu geben schien, sie zu öffnen; jedenfalls nicht ohne ein
spezielles Werkzeug. Aber immerhin gab es einen vielleicht zwei oder drei
Millimeter messenden Spalt zwischen dem Metall und den Beton.
    Sie brach sich zwei Fingernägel bei dem vergeblichen Versuch ab, den
Deckel anzuheben, legte schließlich die Pistole auf den Boden und klaubte mit
zitternden Fingern den Schlüsselbund aus der Tasche.
    Nur einer der Schlüssel war schmal genug, um in den
millimeterbreiten Spalt zu passen, und am Anfang sah es so aus, als nütze ihr
das gar nichts. Sie drückte und hebelte mit aller Kraft, die sie auf den
winzigen Schlüssel ausüben konnte, mit dem einzigen Ergebnis, dass sich der
Schlüssel zu verbiegen begann, schließlich aber gelang es ihr, die Klappe weit
genug anzuheben, um die Finger in den Spalt zu quetschen. Sie brauchte beide
Hände, um den Deckel in seinen rostigen Scharnieren hochzukippen, wobei
dasselbe metallische Quietschen und Scharren entstand, das sie gerade gehört
hatte. Sie war auf der richtigen Spur.
    Unter der Klappe kamen vielleicht ein Dutzend eiserner Sprossen zum
Vorschein, die überraschend sauber waren, was darauf hindeutete, dass sie oft
benutzt wurden. Conny konnte nicht richtig sehen, was darunterlag; am Grunde
des Schachts glomm ein trübgelbes Licht, das zu schwach war, um Einzelheiten zu
erkennen, und auf seltsame Weise verwaschen wirkte. Auf der zweitobersten Stufe
glänzte jedoch ein nasser, roter Tropfen. Wie es aussah, hatte sie den Kerl
wohl doch getroffen.
    Sie steckte den Schlüssel ein, schob mit einem sehr schlechten
Gefühl auch die Pistole in die Jackentasche und begann die Leiter
hinunterzusteigen, wobei sie sorgsam darauf achtete, den Blutfleck nicht zu
verschmieren. Als sie den Fuß auf die dritte oder vierte Stufe setzte, glaubte
sie Geräusche über sich zu hören; Schritte, ein hastiges Poltern und Schleifen,
vielleicht einen überraschten Schrei. Das veranlasste sie allerdings weder,
langsamer zu werden, noch, nach ihren Kollegen zu rufen. Der Kerl war ganz in
ihrer Nähe, das spürte sie, und sie würde ihn ganz bestimmt nicht warnen!
    Die Leiter bestand nicht aus einem Dutzend, wie sie

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