Unheil
Schnallen Sie sich
an, bitte.«
»Derselbe wie meiner«, bestätigte Conny, während sie ungeschickt mit
der linken Hand nach dem Sicherheitsgurt angelte und vergeblich versuchte, den
Verschluss einrasten zu lassen. Trausch nahm ihr die kleine Mühe ab, und sie
schenkte ihm ein kurzes Lächeln dafür.
»Ich werde herausfinden, was da los ist«, versprach er. »Keine
Sorge.«
»Damit er Sie auch noch auf seine schwarze Liste setzt? Das möchte
ich nicht.«
»Ich stehe doch sowieso schon darauf«, antwortete er
schulterzuckend. »Die ganze Abteilung steht darauf, um genau zu sein. Wir
streiten uns nur noch ein bisschen um die Plätze ganz oben. Und ich ergreife
nicht nur Ihretwegen Partei, wenn es das ist, was Ihnen zu schaffen macht. Er
hat mich genauso vorgeführt, und so etwas mag ich überhaupt nicht.«
»Sie?«
Sie fuhren die Rampe hinauf, und Trausch wartete eine Lücke im
flieÃenden Verkehr ab und fädelte den Wagen ein, bevor er antwortete. »Er hat
mir ganz bewusst nichts gesagt, als er mich losgeschickt hat, um Sie zu holen.
Ich lasse mich nicht gerne benutzen, wissen Sie.«
Conny verspürte ein kurzes, sehr warmes Gefühl von Dankbarkeit, sah
ihn trotzdem ernst an und sagte: »Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen Schwierigkeiten
bekommen.«
»Mit wem denn?« Trausch lachte humorlos. »Der Fall ist aufgeklärt ⦠so
gut wie, wenigstens. Noch ein bisschen Papierkram, der Abschlussbericht â wie
immer Eichholz ihn sich auch zusammengeschustert hat â und das warâs. Adieu, SOKO . Good bye, Eichholz.«
»Und wenn er recht hat?«
»He, das ist mein Satz!«, protestierte Trausch. »Wenn ich mich
richtig erinnere, haben Sie mir gerade fast den Kopf abgerissen, weil ich
dasselbe gesagt habe.«
»Es war nicht genau dasselbe«, belehrte ihn Conny. »Was ich meine
ist: Was, wenn es wirklich einen zweiten Täter gibt?«
»Ihren geheimnisvollen Freund?« Trausch schüttelte den Kopf.
»Unwahrscheinlich. Sie wissen so gut wie ich, dass neunundneunzig Prozent aller
Serienmörder Einzeltäter sind.«
»Und was ist mit dem einen Prozent, das übrig bleibt?« Was, wenn Vlad dieses eine Prozent war?
Trausch seufzte. »Restrisiko, würde ich sagen. Aber ich sehe, was
ich herausfinden kann. Trotzdem ist es Blödsinn.« Er schüttelte noch einmal und
noch deutlich entschiedener den Kopf. »Ein halbes Dutzend Scharfschützen haben
ihn durch ihre Zielfernrohre gesehen. Drei von ihnen haben ihn zweifelsfrei
wiedererkannt. Ich habe mit ihnen gesprochen. Der Kerl, den Sie aus dem Wagen
kommen gesehen haben, war entweder Aisler oder sein eineiiger Zwilling. Wie
auch immer, ich finde heraus, was hier vorgeht, das verspreche ich Ihnen. Und
jetzt bringe ich Sie zurück in die Klinik, und Sie ruhen sich erst einmal
gründlich aus. Wenn Sie wollen, bringe ich Ihnen später noch etwas Anständiges
zu essen. Irgendwelche besonderen Wünsche?«
»Ja«, antwortete Conny. »Biegen Sie an der nächsten Ampel nach links
ab.«
»Zur Klinik geht es nach â¦Â«
»Ich gehe nicht zurück ins Krankenhaus«, sagte Conny. »Bitte fahren
Sie mich nach Hause.«
»Kommt überhaupt nicht infrage«, antwortete Trausch überzeugt.
»Dann halten Sie bitte dort vorne«, sagte Conny ernst. »Ich nehme
mir ein Taxi.«
Trausch sah sie einen Moment lang beinahe verzweifelt an (und ganz
eindeutig wütend), hielt jedoch nicht an, sondern fädelte den Wagen ganz im
Gegenteil auf die Linksabbiegespur ein und setzte den Blinker, als sie sich der
Ampel näherten.
»Ich halte das für einen Fehler«, seufzte er.
»Nun gut, ich gehe gleich morgen früh zu meinem Hausarzt«, versprach
sie.
»Prime Idee«, sagte Trausch.
»Und wenn ich irgendwelche Beschwerden bekomme, fahre ich sofort mit
dem Taxi ins Krankenhaus zurück«, fügte sie hinzu. »Mein Ehrenwort.«
»Sie wissen, dass ich Sie eigentlich trotzdem in die Klinik
zurückbringen müsste.«
»Und Sie wissen, dass ich aus dem Hinterausgang wieder
herausspazieren und mir doch ein Taxi nehmen würde.«
»Das ist verrückt«, murmelte Trausch. Trotzdem bog er links ab.
Trausch hatte darauf bestanden, sie bis nach oben zu
begleiten â natürlich nur aus der einzigen Hoffnung heraus, sie irgendwie doch
noch zur Vernunft zu
Weitere Kostenlose Bücher