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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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abzuspielen.
Deshalb habe ich das hier mitgebracht. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn wir es
zurückbekämen.«
    Â»Schade eigentlich«, antwortete Trausch, während er aufstand und das
Gerät und die Mini- DVD s entgegennahm, um beides
scheinbar achtlos in der Jackentasche verschwinden zu lassen. »So ein Spielzeug
hat mir in meiner privaten Sammlung noch gefehlt.«
    Levèvre blinzelte verwirrt, und Eichholz beeilte sich, rasch und mit
einem strafenden Seitenblick zu Trausch hinzuzufügen: »Das war nur ein Scherz,
Herr Professor. Keine Sorge.«
    Levèvre sah nicht aus, als wäre ihm nach Lachen zumute. Immerhin
zwang er sich zu einem kurzen Verziehen der Lippen. »Wenn das dann alles wäre …«
    Â»Sicher«, sagte Eichholz, drehte sich halb um und machte dann noch
einmal kehrt, um mit dem bonbonfarbenen Aktendeckel zu wedeln, den er von
Levèvres Schreibtisch geholt hatte. »Das ist Ihr abschließender
Obduktionsbericht, nehme ich an?«
    Â»Mein Exemplar, ja«, antwortete Levèvre. »Sie haben eine Kopie davon
bekommen … oder nicht?«
    Eichholz überging die kaum verhohlene Spitze. »Was genau meinen Sie
mit: keine Werkzeugspuren, Professor?«
    Â»Die Verletzung an seinem Hals«, erwiderte Levèvre. »Haben Sie
meinen Bericht nicht aufmerksam gelesen? Es gibt einen Unterschied zu den
Verletzungen, die seine früheren Opfer erlitten haben.«
    Â»Ich dachte, sie wären sich ähnlich?«, mischte sich Trausch ein. Er
klang interessiert, zugleich aber auch alarmiert.
    Levèvre schüttelte den Kopf. »Sie sahen gleich aus. Ungefähr,
wenigstens.« Er nahm Eichholz den Aktendeckel aus der Hand, während er
antwortete. »Es steht alles hier drinnen, aber ich erkläre es Ihnen gerne auch
noch einmal.« So, dass sogar Sie es verstehen, fügte er irgendwie hinzu, ohne dass es nötig gewesen wäre,
die Worte laut auszusprechen. »Aisler hat seinen Opfern die Halsschlagader
aufgeschlitzt und ihnen dann fast das gesamte Blut entnommen. Nach der Analyse
seines Mageninhalts muss er es wohl getrunken haben, wenigstens zum Teil, doch
das nur nebenbei. Wichtiger ist, dass er dazu ein offensichtlich selbst
gebautes Werkzeug benutzt hat.«
    Conny dachte an die schrecklichen künstlichen Raubtierkrallen, die
sie an drei seiner Finger gesehen hatte, und ein eisiger Schauer lief ihr den
Rücken hinunter. Sie sah wieder den dünnen, wahrscheinlich aus einem
Aquariengeschäft stammenden Kunststoffschlauch, der an einer davon befestigt
gewesen war und zu dem großen Glasbehälter geführt hatte, und ein leises Gefühl
von Übelkeit begann sich in ihrem Magen auszubreiten. Sie versuchte es
zurückzudrängen, ohne dass es ihr wirklich gelang.
    Â»Wichtig ist, dass dieses Werkzeug – wie immer es ausgesehen haben
mag – Spuren hinterlassen hat.«
    Â»Spuren?«, fragte Trausch zweifelnd.
    Levèvre schüttelte mit einem verständnisvollen Lächeln den Kopf, das
ihm vermutlich nicht unbedingt weitere Sympathiepunkte bei Trausch einbrachte.
»Sehen Sie, Sie erliegen demselben Irrtum wie nahezu jeder. Einem Irrtum, der,
nebenbei bemerkt, uns schon auf die Spur so manchen Mörders gebracht hat, der sich
für besonders schlau hielt.« Er schüttelte heftig den Kopf, und auch noch der
allerletzte Rest von Unmut verschwand von seinen Zügen, jetzt, wo er sichtlich
in seinem Element war und mit seinem Fachwissen glänzen konnte. »Es ist ganz
gleich, welches Werkzeug sie benutzen, oder aus welchem Material es ist … jedenfalls
beinahe. Selbst die schärfste Klinge hinterlässt Spuren. Mikroskopisch feine
Metallsplitter zum Beispiel. Sie können den besten und härtesten Chromstahl
nehmen, irgendetwas bleibt zurück, das man finden kann. Man muss nur aufmerksam
genug danach suchen.«
    Â»Bei Aisler haben Sie nichts gefunden«, vermutete Eichholz.
    Â»Nein«, erwiderte Levèvre. »Aber wie gesagt: Es gibt Ausnahmen.«
    Â»Und welche wären das?«, wollte Trausch wissen.
    Levèvre hob zur Antwort nur die Schultern. »Das kann ich nicht
sagen, ohne die Wunden noch einmal genauer zu untersuchen. Irgendetwas extrem
Hartes auf jeden Fall. Keramik oder Diamant, am wahrscheinlichsten etwas
Natürliches.«
    Â»Was meinen Sie damit, etwas Natürliches?«, fragte Conny. Bildete
sie es sich nur ein, oder zitterte ihre Stimme ganz

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