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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Sie das Kochen vielleicht lieber mir überlassen.«
    »Ich finde es merkwürdig auffällig, wie häufig meine Gäste für mich kochen.«
    Kate warf ihr einen kurzen Seitenblick zu: Sie nahm sich tatsächlich selbst auf die Schippe.
    Sie überquerten die Magdalen Bridge Richtung Osten, gingen über die Plain und bogen links in eine schmale Seitenstraße ab, in der kleine Reihenhäuser standen.
    »Das ist meins!«, rief Faith, blieb vor einer Haustür stehen und steckte den Schlüssel ins Schloss.
    »Das Gefühl kenne ich sehr gut«, erklärte Kate. »Ich muss mich ganz schön krumm legen, um meine Darlehen bezahlen zu können; trotzdem ist es schön, etwas Eigenes zu besitzen.«
    Faith führte Kate in die Küche im hinteren Teil des Hauses und zeigte auf den Kühlschrank. »Ich nehme Sie beim Wort. Verwenden Sie ruhig alles, was Sie da drin finden. Da drüben im Schrank sind ebenfalls Lebensmittel, die können Sie auch nehmen. Ich schenke uns inzwischen ein Glas ein.«
    Kate fand ein paar Eier, hoffte, dass sie noch nicht zu alt waren, und schlug sie behutsam in eine Schüssel. So weit, so gut. Der Käse sah zwar aus wie ein Stück Karbolseife, aber zum Überbacken taugte er noch. Also Omelett. Gab es Kräuter? Offenbar nicht. Pfeffer und Salz fand Kate nach einigem Fahnden im Wandschrank. Außerdem entdeckte sie ein paar Tomaten und zwei nicht mehr ganz frische, eingeschrumpelte Zucchini. Sogar Brot war da, das man durchaus noch genießen konnte, wenn man es anfeuchtete und kurz im Backofen röstete. Ein Töpfchen Margarine. Ein paar Dosen Bier, die sie nicht weiter interessierten. Eine kleine Flasche mit Olivenöl, das zwar schon recht dunkel aussah, aber, wie sie nach einer Geschmacksprobe feststellte, noch verwendbar war. Eine halbe Dose Sahne, die zwar sauer geworden war, dem Omelett aber Geschmack verleihen konnte. Kate fand eine große Bratpfanne, die zunächst noch geschrubbt werden musste, reinigte sie und stellte sie mit einem Esslöffel Olivenöl auf den Herd. Dann schnitt sie die Zucchini in Scheiben und briet sie leicht an. Runzlige Zucchini waren doch sicher nicht schädlich, oder?
    »Danke«, sagte sie, als Faith, die sich für die Vorbereitungen nicht zu interessieren schien, ihr ein großzügig bemessenes Glas Wein reichte. Es würde den weiteren Kochvorgang sicher deutlich aufheitern.
    »So gut wie Sie hätte ich das nicht fertig gebracht«, erklärte Faith.
    Wahrscheinlich sagt sie das zu all ihren Gästen, dachte Kate. »Kein Problem«, wiegelte sie ab.
    »Was braten Sie denn da?«
    »Zucchini.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, sie wegzulassen? Ich mag keine Zucchini.«
    »Aber ich habe sie in Ihrem Kühlschrank gefunden.«
    »Da liegen sie schon viel zu lang. Es war ein Fehler«, sagte Faith und leerte ihr Weinglas in einem Zug. »Aber diesen Fehler habe ich inzwischen bereinigt«, fügte sie zu Kates Verwirrung hinzu. Hier ging es um welk gewordenes Gemüse, oder?
    Sie setzten sich auf die Terrasse in die Septembersonne. Omelett mit Tomatensalat und warmem Brot waren gar nicht so übel, vor allem, wenn man sie mit einem weiteren Glas Wein aus dem Bartlemas College begoss.
    »Ich liebe es«, seufzte Faith, lehnte sich zurück und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. »Und zwar umso mehr, da ich genau weiß, dass mein Vater es gehasst hätte.«
    »Kamen Sie nicht gut miteinander aus?«, erkundigte sich Kate.
    »Oh, wir kamen gut miteinander aus. Der Grund dafür war, dass meine Mutter und ich ihm in allem und jedem nachgaben. Das Leben war einfach, wenn er sich wohl fühlte. Obwohl – was heißt hier ›wohl fühlen‹? Er lag in seinem Zimmer im Bett und wartete wie eine Spinne darauf, dass einer von uns etwas Falsches tat oder etwas tat, das er missbilligte. Dann verschoss er seine Giftpfeile und trieb uns in die Unterwürfigkeit zurück. Deshalb genieße ich heute alles, was ihn zur Weißglut brachte. Es ist ein Segen.«
    Merkwürdige Definition von Segen, dachte Kate. »Woran litt er denn?«
    »Vermutlich an gar nichts. Er schwor Stein und Bein, dass es seine Nerven waren. Und alles, was meine Mutter und ich gern taten, verschlimmerte sein Leiden. Behauptete er wenigstens. ›Sieh zu, dass du deinen Vater nicht verärgerst‹, pflegte meine Mutter immer zu sagen. Also verkrochen wir uns in unsere Ecke und taten möglichst wenig.«
    »Und wie sind Sie entkommen? Nach dem, was Sie erzählen, müssen Sie schließlich irgendwie entkommen sein.«
    »Nicht wirklich. Zunächst starb meine

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