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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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jemand glaubt, dass du mehr weißt, als es tatsächlich der Fall ist.«
    »Du redest, als würdest du auch nicht glauben, dass Chris Townsend durch einen Unfall umgekommen ist.«
    »Ich glaube zwar, dass es ein Unfall war, aber ich könnte mich schließlich auch irren.«
    »Und was ist mit den Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter? Es macht nicht gerade Spaß, zu Hause von so etwas empfangen zu werden, weißt du?«
    »Wahrscheinlich hast du dir bei deinem Job Feinde gemacht. Du musst doch zugeben, dass es sich bei deinen Kollegen um einen ziemlich merkwürdigen Verein handelt, oder? Ist dir dort irgendetwas aufgefallen? Ungereimtheiten vielleicht?«
    »Du glaubst also, dass ich auf etwas gestoßen bin?«
    »Zumindest erinnere ich mich daran, dass du in der Vergangenheit entgegen jeder Wahrscheinlichkeit immer Recht behalten hast. Außerdem erinnere ich mich daran, dass du dich gern in Gefahr bringst.«
    »Und das würde dir etwas ausmachen, nicht wahr?«
    »Denk bloß an den ganzen Papierkram!«
    »Wie liebevoll!«
    »Mach das Licht aus und schlaf!«

    Es ging zwar schon auf den Morgen zu, doch Paul Taylor konnte nicht schlafen. Er dachte nach.
    »Kate?«
    »Hm.«
    »Bist du wach?«
    »Nein.«
    »Hast du das bewusste Kleid seit Chris Townsends Tod wieder einmal getragen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Zum Beispiel im Bartlemas?«
    »Wie? Wie viel Uhr ist es eigentlich?«
    »Ziemlich früh. Aber ich glaube, es ist wichtig.«
    »Ich hatte es bei der Trauerfeier für Chris Townsend an – allerdings mit einem langen Blazer darüber. Außerdem trug ich einen Hut. Ich glaube nicht, dass jemand es wiedererkannt hat.«
    »Hast du den Blazer ausgezogen?«
    »Ja, beim anschließenden Empfang. Den Hut habe ich auch abgesetzt.«
    »Gibt es vielleicht noch etwas, das dich unverkennbar macht für einen … für jemanden, der sich für deine Aktivitäten interessiert?«
    »Meine neuen Ohrringe vielleicht.«
    »Diese Dinger, die wie ein Mobile aus den sechziger Jahren aussehen? Aus poliertem Blech?«
    »Die tollen, künstlerisch wertvollen Ohrringe aus Titan – genau die!«
    »Ich glaube, du solltest mir eine Liste der beim Empfang anwesenden Leute geben.«
    » Jetzt? «
    »Morgen früh reicht. Aber gleich als Erstes.«
    »Darf ich jetzt weiterschlafen?«
    »Ja. Gute Nacht.«

KAPITEL 9
    Noch als er sprach, der Engel Heer sich wandelt’
    Zu roter Glut; gesammelt in geschloss’ner Front
    Umringten sie ihn bald mit aufgepflanztem Speer …
    John Milton, Paradise Lost IV

    D
    u wolltest mir erzählen , wie das Schicksal dich einholte , nachdem du Viola so übel mitgespielt hattest . Ich bin bereit .«
    » Ich glaube kaum , dass es irgendetwas mit Schicksal zu tun hat .«
    » Sondern? «
    » Nur Geduld . Ich erzähle es Ihnen .«
    Nach der unglücklichen Unterredung mit dem Disziplinarausschuss kehrte Viola in ihre Wohnung zurück und begann zu packen. Sie leerte den Inhalt von Schränken und Schubladen in Taschen und Plastiktüten, die sie in ihrem jetzt wieder verkehrstüchtigen Auto verstaute. Dabei kam ihr ein unschöner, rachsüchtiger Gedanke. Sie war immer noch im Besitz meines Wohnungsschlüssels. Ich hatte mich mit ein paar Freunden in einer Kneipe getroffen, weil ich vermutete, dass Viola beim Packen lieber allein sein und mich nicht sehen wollte. Erst als ich spät in der Nacht müde und mit einem leichten Katzenjammer heimkehrte, entdeckte ich, was sie getan hatte.
    » Ich muss gestehen , dass meine Sympathie zurzeit eher Viola gehört .«
    » Wären Sie an meiner Stelle gewesen , ginge es Ihnen anders .«
    » Tut sie dir überhaupt nicht Leid? Immerhin hast du ihre akademische Laufbahn ruiniert . Was wollte sie eigentlich werden? «
    » Bewährungshelferin , glaube ich . Zumindest habe ich sie davor bewahrt .«
    Wie schon gesagt: Nach einem geselligen Drink – es können auch mehrere gewesen sein – zur Feier des Tages kehrte ich in meine einsame Studentenbude zurück. Ich wankte ins Bad, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, machte einen Versuch, mir die Zähne zu putzen, zog mich aus und ließ mich dankbar ins Bett sinken.
    Christopher hält inne , als ob er sich der Erfahrung in allen Einzelheiten entsinnen wolle .
    Sie hatte ihre sämtlichen Marmeladengläser in mein Bett entleert. Und meine obendrein. Alles hatte sie fein säuberlich auf dem Betttuch verteilt: köstliche Himbeeren, duftende Aprikosen, saftige Erdbeeren – alle in leichtem Zuckersirup eingekocht. Anschließend hatte sie die ganze Bescherung fein

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