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Unheil ueber Oxford

Unheil ueber Oxford

Titel: Unheil ueber Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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ihn beim Heimkommen sofort zurückzurufen. Kate warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatte gerade noch Zeit, zu duschen und sich umzuziehen, ehe sie eilig zu dem Empfang ins Bartlemas zurückmusste. Ihren Kollegen würde es sicher überhaupt nicht gefallen, wenn sie zu spät käme. Trotzdem wählte sie Pauls Nummer.
    »Paul Taylor.«
    »Ich bin es. Du hattest angerufen?«
    »Ach ja. Du hast mir gestern Abend erzählt, dass du zum Mittagessen in der Turf Street warst. Mit wem?«
    »Ich wusste doch, dass du eifersüchtig bist!«
    »Nicht eifersüchtig, sondern besorgt um deine Sicherheit.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sag mir einfach, mit wem!«
    »Ich habe es dir gestern gesagt.«
    »Gestern habe ich nicht auf den Namen geachtet. Hilf mir kurz auf die Sprünge!«
    »Na gut. Es war Robert Grailing, der Finanzverwalter des Bartlemas.«
    »Verdammt!« Das war ein für Paul Taylors Verhältnisse ausgesprochen starker Ausdruck.
    »Ich vermute, dir missfällt, dass er verheiratet ist.«
    »Mir ist ziemlich egal, ob er verheiratet ist oder nicht, obwohl ich der Meinung bin, dass es dir vielleicht nicht egal sein sollte. Allerdings missfällt mir, dass er … Hör mal, Kate, versuch doch wenigstens ein Mal, mir einfach zu vertrauen! Ich kann dir leider nicht sagen, um was es geht, aber ich muss dich dringend vor diesem Mann warnen!«
    War da etwa ein flehender Unterton in Pauls sonst immer sachlicher Stimme? »Keine Eifersucht, oder?«
    »Tut mir Leid, ich bin nun mal nicht der eifersüchtige Typ.«
    »Stimmt. Dann geht es also darum, dass du ihn wegen Betrugs im Visier hast, nicht wahr? Du vermutest, dass er das Kapital des Colleges plündert. Hast du mal sein Auto gesehen? Ist dir seine Kleidung aufgefallen? Oder frag ihn, wo er seine Ferien verbringt! Ich wusste es!«
    »Nein, du täuschst …«
    »Ehrlich gesagt glaube ich, dass es jetzt erst recht eine gute Idee wäre, in seiner Nähe zu bleiben. Ich könnte dir Bericht erstatten. Ich bin in der Lage, weit mehr über ihn herauszubekommen, als es dir je möglich wäre.«
    »Bitte, Kate, halte dich von ihm fern. Und hüte dich vor irgendwelchen voreiligen Schlüssen. Ich kann dir jetzt noch nicht sagen, worum es geht, doch sobald es möglich ist, werde ich es tun. Bitte, vertrau mir! Bitte! Tu wenigstens ein einziges Mal das, was man dir sagt.« Er zischte geradezu ins Telefon. War etwa er die drohende Stimme am Telefon gewesen? Zumindest klang er fast ebenso wütend. »Ich kann jetzt nicht weiterreden. Wir sehen uns heute Abend.«
    »Nein, das tun wir nicht. Ich muss zum Empfang anlässlich des Workshops im Bartlemas und weiß noch nicht, wann ich zurück bin.«
    Auf der Gegenseite wurde wortlos aufgelegt.
    Kate ging nach oben, um schnell zu duschen und weiter nach einem passenden Kleid zu suchen.

    Der Empfang erinnerte Kate an die Trauerfeier für Christopher Townsend. Er fand im gleichen Raum statt, allerdings war wegen der großen Teilnehmerzahl zusätzlicher Platz geschaffen worden. Die Türen zum Nebenzimmer standen weit offen. Abgesehen von den Studenten, die sich durch lederartige, sonnengebräunte Haut, viele Falten und Haarspray-Frisuren von der Menge abhoben, entsprach die Gesellschaft mehr oder weniger der vorigen Veranstaltung, mit der Ausnahme, dass fast ausschließlich amerikanischer Slang gesprochen wurde.
    Kate war der Meinung, bekleidungsmäßig ins Schwarze getroffen zu haben. Auf ihrem Weg durch den Saal folgten ihr einige vornehmlich männliche Blicke. Plötzlich hörte sie hinter sich eine Stimme.
    »War das wirklich das einzige Kleid, das du auftreiben konntest?«, zischte Emma.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Man hat das Rückenteil vergessen! Von hinten siehst du geradezu nackt aus.«
    »Nur keine Übertreibung«, sagte Kate kurz angebunden. »Mein Freund Curtis findet es jedenfalls sensationell.« Genau wie der Rektor, stellte sie fest. Desgleichen der Quästor und einige ihr noch unbekannte Tutoren. Kate beschloss, Pauls Warnung in den Wind zu schlagen. Wenn sie in der Lage war, mehr über Rob Grailing und all die anderen wohlhabend wirkenden Angestellten des Bartlemas Colleges herauszufinden, würde sie ihm die Fakten präsentieren und ihn die Lorbeeren einheimsen lassen. Möglicherweise konnte sie ihn damit gar in seinem beruflichen Werdegang unterstützen. Andererseits erhöhte es wahrscheinlich die Chancen auf unliebsame Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter. Sie musste einfach hoffen, dass es dabei blieb. Kate schob den Gedanken daran beiseite,

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