Unheil ueber Oxford
tun?«
»Vielleicht umbringen?«, schlug Harley hoffnungsvoll vor.
»Lieber nicht«, widersprach Kate. »Lass uns das Licht ausknipsen.«
»Warum das denn?«, wollte Faith wissen.
»Möglicherweise traut er sich dann, einzubrechen, und wir schnappen ihn.«
»Meiner Meinung nach eine ganz miserable Idee«, erklärte Faith.
Doch Kate hatte bereits das Licht gelöscht und sagte laut: »Der Abwasch kann bis morgen warten, findet ihr nicht? Ich hasse es, in die Küche zurückzugehen, nachdem ich gekocht habe.«
»Niemand, der Sie einigermaßen kennt, wird Ihnen das abnehmen«, wisperte Faith.
»Pst!«, machte Kate.
Sie saßen ein paar Minuten im Dunkeln. Plötzlich hörten sie ein knirschendes Geräusch. Jemand machte sich am Türknauf zu schaffen.
Der Knauf drehte sich.
Habe ich tatsächlich die Hintertür offen gelassen?, überlegte Kate. Wenn ja, dann wahrscheinlich, weil Harley hier ist. War es möglich, Dave zu aktivieren, Harley zu beschützen und Faith als Sturmbock zu benutzen?
Jemand betrat das Haus durch die Hintertür. Sein stabiler Umriss hob sich gegen die Dunkelheit des Gartens ab. Ein zweiter Schatten folgte.
In diesem Augenblick stand Dave auf. Durch die offene Hintertür hatte er den Mond gesehen und trabte in Richtung Garten. Dave war ein ziemlich dicker Hund. Er fraß zu viel und bewegte sich zu wenig – vor allem, seit er bei Darren und Dossa untergebracht war.
Der erste Eindringling, dessen Augen sich offenbar noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten, tastete sich in die Mitte der Küche vor. Dabei fiel er über Dave. Er schimpfte und fluchte, und Dave bellte ein bisschen.
Faith knipste das Licht an. Harley stand mit dem Rücken zur Tür, bereit, seinen Hund zu verteidigen. So blieb es Kate überlassen, den beiden Eindringlingen gegenüberzutreten. Einer der beiden saß noch immer auf dem Boden, hielt seinen Fuß und fluchte. Der andere stand da und blickte auf Dave hinunter, der sich mitten im Raum aufgepflanzt hatte und heftig wedelte. Kate griff nach der schweren Taschenlampe auf dem Regal hinter ihr und hob sie hoch über ihren Kopf.
Doch dann hielt sie inne. »So, so, Dr. Happle und Mr Charleston«, sagte sie empört. »Eigentlich hätte ich es mir denken sollen. Was haben Sie hier zu suchen?«
»Hallo Timothy«, sagte Faith. »Setz dich doch, und kläre uns auf. Hi, Steven. Wie aufregend, euch hier zu treffen. Warum habt ihr nicht einfach geklingelt, wenn ihr zu Besuch kommen wolltet?«
»Halt den Mund, Faith«, schnauzte Timothy Happle sie an. Er und Steven Charleston trugen dunkle Trainingsanzüge und Sportschuhe. Bei Happle wirkte beides, als seien die Kleidungsstücke von einem dickeren Mann geborgt. Er strich sich das schwarze Haar zurecht, setzte sich auf einen Stuhl und rieb sich das Kinn. »Ich habe die Nase voll von deinen Späßen, vielen Dank.«
»Und ich habe die Nase voll von Leuten, die in mein Haus einbrechen, mir Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und mir unfreundliche Briefchen in die Schreibtischschublade legen«, schimpfte Kate.
»Vergessen Sie nicht die Drohungen auf dem Bildschirm«, fügte Faith hinzu.
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Happle. »Außerdem sind wir nicht eingebrochen. Die Tür war offen.«
»Aber ihr habt weder geklopft noch geklingelt«, widersprach Faith. »Ich finde, Kate sollte ihren Bekannten, diesen netten Sergeant, anrufen.«
»Woher wissen Sie von ihm?«
»Das weiß doch jeder!«
»Nun, ich glaube, das ist keine so gute Idee«, erwiderte Kate. »Vermutlich käme er gleich mit einer ganzen Kompanie Polizisten hier angerauscht, und wir alle müssten ihm Rede und Antwort stehen.«
»Gut, dann rufen Sie die Oxford Times an«, sagte Faith. »Dort liebt man solche Geschichten. Vor allem interessieren sie sich natürlich für Kungeleien an der Universität.«
»Schon gut, Faith«, sagte Timothy Happle. »Wir haben verstanden.«
»Wir wollten eigentlich klingeln«, meldete sich Charleston zu Wort. »Wenn die Hintertür nicht offen gewesen wäre, hätten wir es sicher auch getan.« In seinem Trainingsanzug sah er ziemlich lächerlich aus. Sein rotes Gesicht quoll unter einer dunkelblauen Kappe hervor.
»In diesem Aufzug? Genau das Richtige für einen abendlichen Besuch!«, grinste Faith.
»Was wollt ihr? Wenn es einigermaßen vernünftig ist, geben wir euch, was ihr wollt, und verschwinden, okay?«, schlug Happle vor.
»Ich finde, wir sollten sie fesseln«, ließ sich Harley vernehmen. »Und
Weitere Kostenlose Bücher