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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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gerechnet.«
    Der Mathematiker wurde wegen Totschlags zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Dem Gericht zufolge handelte er mit bedingtem Vorsatz, da jeder einigermaßen informierte und aufgeklärte Mensch inzwischen weiß, dass es tödlich, zumindest aber mit Spätfolgen verbunden ist, wenn man Babys und Kleinkinder schüttelt.

Der Gutmütige
    M anfred G. war ein Mensch, der gegenseitiges Ver trauen als festen Bestandteil einer Beziehung betrach tete. Dieses Vertrauen jedoch verwandelte sich in Misstrauen, als sich seine Frau Karin zunehmend zu verändern begann. Sie wurde immer streitsüchtiger, unzufriedener, und sie hatten schon seit Monaten kaum noch Sex. Falls sie es überhaupt einmal akzeptierte, dass er mit ihr schlief, war das jedes Mal ein Akt reiner Pflichterfüllung. Sie ließ es einfach über sich ergehen, kein Kuss, keine Zärtlichkeit, kein liebevolles Wort. Seine schöne, einst temperamentvolle Karin wirkte seit einigen Monaten, als sei sie innerlich tot. Sie, die vorher leidenschaftlich und von enormer erotischer Ausstrahlung gewesen war.
    Manfred spürte ganz deutlich, dass ihre Liebe zu ihm erkaltet war. Es tat ihm sehr weh, doch er ließ sich nichts anmerken. Was sich als Fehler erwies. Er hätte mit Karin darüber reden sollen, aber das entsprach nicht seiner Art. Sie dominierte, er ordnete sich un ter. Das war immer so gewesen, und es hatte ihm nichts ausgemacht. Manfred G. war jemand, der das Schlechte eher verdrängte, an das Gute im Menschen glaubte und Visionen von einer besseren Welt anhing. Ein anständiger, gutmütiger, hilfsbereiter Mensch, zudem noch tiefgläubig. Er ging sonntags zum Gottesdienst, engagierte sich im Pfarrgemeinderat und beteiligte sich an zahlreichen Hilfsaktionen. Alle, die ihn kannten, moch ten ihn – und auch seine Frau Karin, die ihn bei vielen Veranstaltungen begleitete.
    In den letzten Wochen aber wurde Manfred zusehends deprimierter. Er ahnte Unheil. Seine Frau ging angeblich mit irgendwelchen früheren Schulfreundinnen vermehrt alleine aus, ohne ihm mitzuteilen, wohin. Meist kam sie gegen 2.00 Uhr oder 3.00 Uhr morgens zurück. Manfred wunderte sich, in welchen Lokalen sie wohl mit ihrem Damenstammtisch verkehren mochte, dem sie neuerdings angehörte und von dem ihm nur Agnes bekannt war, Karins beste Freundin.
    Manfred G., ein 45 -jähriger Programmierer, und seine Frau waren seit 13 Jahren verheiratet. Da er sie gut zu kennen glaubte, vermutete er hinter ihrem Verhalten einen anderen Grund als nur belanglose Treffen mit Freundinnen, auf die sie früher überdies keinen Wert gelegt hatte. Stets häuslich kümmerte sie sich neben ihrem Beruf als Sekretärin in einer kirchlichen Einrichtung rührend um den einzigen, gerade 13 Jahre alten Sohn. Auch wenn sie – kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten – schwanger wurde, heirateten sie nicht deshalb. Es war eine reine Liebesheirat gewesen.
    Manfred G. hegte jetzt den Verdacht, dass ihn seine Frau betrügen könnte. Zwar hoffte er inständig, dass es nicht so wäre, aber sein Verstand sagte ihm etwas anderes. Folglich wollte er sich Gewissheit verschaffen und beschloss sie zu beobachten, wenn sie wieder einmal ausging. Da sie ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel benutzte, schien das kein Problem zu sein.
    Alles war genau geplant. An besagtem Abend würde er gar nicht erst nach Hause gehen, Karin anrufen und ihr sagen, er müsse Überstunden ma chen. Was sie kaum davon abhielt, auszugehen, denn ihr Sohn Manuel war weitgehend selbst ständig und gewohnt, alleine zu Hause zu bleiben.
    Zur Tarnung hatte Manfred sich verkleidet. Er trug eine dunkle Perücke, und seine Nickelbrille – aufgrund der hohen Dioptrienzahl mit dicken Gläsern – ersetzte er durch eine Brille mit schwarzem Gestell. Wenn er genügend Abstand wahrte, würde sie ihn keinesfalls erkennen.
    Vor dem Haus wartete er, bis sie herauskam. Sie war perfekt zurechtgemacht, wie immer, wenn sie ausging. Um 19.30 Uhr fuhr sie mit der Straßenbahn stadteinwärts bis zum Wettersteinplatz und stieg dort in die U-Bahn Richtung Innenstadt um. Es war ein Kinderspiel, ihr zu folgen. Am Sendlinger Tor stieg sie aus, verließ den U-Bahnhof, ging zu Fuß die Sonnenstraße entlang, bog in die Schwan thalerstraße ein, ging diese einige hundert Meter in Richtung Theresienwiese und verschwand schließlich in einem Hauseingang. Bei dem Anwesen handelte es sich um eine Pension der unteren Kategorie. Die Tatsache, dass sich seine Ehefrau in ein

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