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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Wilfling
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eigentlich wissen. Also hat Ihre Mandantin aus der harten Decke ein weiches Kissen gemacht, aus dem mindestens dreiminütigen brutalen Aufpressen ein Drauflegen und ein leichtes, ganz kurzes Drücken, und das Motiv wandelte sie von Habgier in Mitleid um. Glauben Sie allen Ernstes, Ihre Mandantin würde jemals zugeben, minutenlang und mit aller Gewalt zugedrückt zu haben? Oder statt aus Mitleid aus purer Habgier gehandelt zu haben? Falls Sie es noch nicht realisiert haben: Solches Aussageverhalten ist nur bei Selbstbezichtigung aus den verschiedensten Gründen oder bei Trittbrettfahrern üblich. Oder bei psychisch kranken Menschen.«
    T herese O. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, wobei die besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde. In seiner Urteilsbegründung sagte der Richter: »Selten erlebt man so hohe kriminelle Energie und Kaltblütigkeit wie in diesem Fall.« Das »falsche« Geständnis floss übrigens in das Urteil mit ein.
    Trotz dieses gerechten Urteils verspürte ich keine Genugtuung, als ich das Gerichtsgebäude verließ. Zu sehr hatte mir der Fall vor Augen geführt, welch hohe Dunkelziffer es in diesem Bereich gab. Wie viele solcher oder ähnlicher Fälle, in denen alte Menschen auf unnatürliche Weise zu Tode kom men, mag es wirklich hierzulande geben, überlegte ich. Dabei musste ich an eine Studie denken, die davon ausgeht, dass es mehrere Hundert jährlich sind.

Jeder kann zum Mörder werden: Der Mathematiker
    I hr Glück schien vollkommen, als Heinz G., ein 45 Jahre alter Mathematiker und Ingenieur bei einer großen Baufirma in München, und seine 31 -jährige zweite Ehefrau Susanne, ebenfalls Mathematikerin in derselben Firma, Eltern von eineiigen männlichen Zwillingen wurden. Als Susanne nach der sechsmonatigen Babypause wieder in die Firma zu rückkehrte, organisierten sie und ihr Mann die Aufgabenverteilung im Haushalt und die Betreuung der Zwillinge neu. Abwechselnd standen sie zur Nachtzeit auf, um die Babys zu versorgen, wenn sie schrien.
    Alles schien bestens geregelt, obwohl der Vater nicht so recht glücklich war mit der Lösung. Seiner Meinung nach wurde viel Zeit dadurch vergeudet, dass die Zwillinge zu völlig unterschiedlichen Zeiten essen, schreien und in die Windeln machen würden. Als Mathematiker errechnete er, dass man bis zu 45 Prozent der aufgewendeten Zeit sparen würde, wenn die Buben gleichzeitig gefüttert und gewickelt werden könnten. Er kam zu dem Ergebnis, das sei möglich und nur eine Frage der Erziehung. Schließlich könne man ja auch Hunden beibringen, immer zur selben Zeit Futter zu verlangen.
    Also machte er sich an sein Erziehungsprogramm und begann damit, die Zwillinge, ob sie wollten oder nicht, ob sie schliefen oder nicht, synchron zu versorgen. Wenn einer aufwachte und schrie, weckte er den anderen gleich mit und versorgte beide. Dadurch sollten sie an bestimmte Zeiten gewöhnt werden.
    Doch es funktionierte nicht. Die Zwillinge ließen sich nicht gleichschalten, und das Nervenkostüm des Mathematikers wurde immer dünner. Seiner Frau gaukelte er vor, er habe alles im Griff. In Wirklichkeit aber stieg seine Wut permanent, während seine Reizschwelle sank. Er war zusehends genervt, weil sich kein Erfolg seiner Koordinationsmethoden abzeichnete.
    Die Zwillinge spielten bei seinem Plan einfach nicht mit. Wenn einer schrie und dann gefüttert und in die Wiege zurückgelegt wurde, während der andere noch schlief, fing dieser kurze Zeit später ebenfalls zu schreien an und hörte nicht mehr auf, bis er versorgt wurde. Der Versuch, ihn so lange schreien zu lassen, bis er von selbst aufhörte und sich beim nächsten Mal seinem Bruder anschloss, scheiterte regelmäßig. Als es wieder ein mal so weit war, als wieder einmal eines der Babys zeitversetzt schrie, wurde der Vater wütend. Er packte das schreiende Kind, hob es aus seiner Wiege und schüttelte es so heftig, dass es starb.
    B ei der Obduktion des toten Kindes wurden neben diesem Schütteltrauma mit Hirnverletzung diverse blaue Flecken und leichte Unterblutungen älteren Datums festgestellt. Diese deuteten darauf hin, dass das Kind schon seit längerer Zeit »abgerichtet« beziehungsweise körperlich misshandelt worden war. Fragt sich nur, wie die Mutter diesen Wahnsinn übersehen konnte. Stattdessen philosophierte sie bei ihrer Vernehmung und sagte schließlich bedeutungsschwanger: »Ich hatte zwei Kinder. Jetzt ist eines tot, also habe ich nur noch eines.«
    Ich antwortete: »Ja, richtig

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