Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Sie brauchten eben eine Menge davon.«
    »Warum sind sie so zurückhaltend mit der Bekanntgabe?«
    »Weil sie nicht verstehen, wie die Chemikalie die Mykoplasmen zerstört haben könnte. Auf Professor Rykers Rat hin haben sie entschieden, vorsichtig zu sein und abzuwarten, bis sie völlige Gewißheit haben.«
    »Und wann wird das sein?«
    »Wer weiß? Wenn sie das ganze Gebiet gründlich durchsucht haben, nehme ich an.«
    Sie schmiegte sich schaudernd an ihn. »Oder wenn die Leute aufhören, verrückt zu werden.«
    »Seit deiner Behandlung wissen sie, daß solche Fälle geheilt werden können. Vorausgesetzt, es bleiben Einzelfälle, können sie jeden Infizierten behandeln.«
    »Es sei denn, die Opfer bringen sich vorher selbst um.«
    Er blieb still. Sie hatten beide Glück gehabt, aber der Preis, den sie zu zahlen hatten, war hoch. Er wußte, daß es von nun an oft ein nachdenkliches Stillschweigen zwischen ihnen geben würde. Es konnte Jahre dauern, bis sie sich auch in der Erinnerung von den alptraumhaften Schrecken lösen würden, doch waren sie durch ihre persönliche Erfahrung sicher in der Lage, einander zu verstehen und zu helfen.
    Ihre Blicke begegneten sich. Auch sie hatte ihren Gedanken nachgehangen. Sie lächelte.
    »Ich bin geheilt«, sagte sie.
    Er richtete sich auf. Sie mußten versuchen, nicht zu tief in den Treibsand ihrer Erinnerungen einzusinken. »Ich werde uns einen Kaffee machen.«
    »Nein.« Sie zog ihn wieder herunter. »Du bleibst da. Laß es mich tun.«
    Er legte die Hände unter den Kopf und sah zu, wie sie in sein Hemd schlüpfte. Es hing weit und verführerisch um sie, als sie sich zu ihm beugte, ihn zu küssen. Dann ging sie um das Bett herum zu den Vorhängen, und wieder kam ihm das Bild in den Sinn, wie er sie letztes Mal in dem verdunkelten Raum gesehen hatte. Aber er bildete sich ein, daß der Gedanke schon jetzt etwas leichter zu verdrängen war.
    Sie zog die Vorhänge halb zurück, dann hielt sie in der Bewegung inne, und er sah, wie ihr Körper erstarrte.
    »John...« hörte er sie sagen, den Kopf halb zu ihm gewandt, aber unfähig, den Blick von dem seltsam gedämpften Licht abzuwenden, das von draußen hereindrang.
    Er sprang aus dem Bett, fühlte sich, kaum auf den Beinen, bereits von dem vertrauten Frösteln überlaufen. Mit ein paar Schritten war er bei ihr, zog den Vorhang auf einer Seite mit einem heftigen Schwung ganz zurück und starrte dann entgeistert hinaus.
    Es war keine Straße zu sehen, nur eine graugelbe, wattige Leere. Eine lastende, stille Leere.
    Sie standen in Furcht und Grauen vor der verhüllenden Dichte, und erst allmählich wurde ihnen bewußt, daß im Nebenzimmer beharrlich das Telefon läutete.
    Sie hatten versucht, die Stadt vor dem herannahenden Verhängnis zu warnen. Es war plötzlich erschienen, eine kleine, vom starken Wind getriebene Wolke. Nach zweitägiger Suche, gerade als sie angefangen hatten, in ihren Anstrengungen nachzulassen, war sie erschienen, zuerst versteckt in den Bodennebeln der frühen Morgstunden, um sich aber bald darauf zu erheben, als hätte sie auf der Lauer gelegen, ihre Kräfte gesammelt und auf ihren neuen Verbündeten, den Nordostwind gewartet. Viele gerieten in Panik, denn sie waren in der direkten Zugrichtung der rasch vorankommenden Wolke gewesen, und zerstreuten sich in alle Richtungen. Die Besonnenen dachten daran, vorher über Funk ihre mobile Einsatzleitung zu verständigen, aber die meisten waren nur darauf bedacht, sich selbst in Sicherheit zu bringen.
    Der Nebel zog über das Land hin und nahm an Volumen zu. Er zog durch die kleineren Städte, dann durch Industriegebiete, die ihre schmutzigen Abgase auch während der Nacht ausstießen, und dem Nebel kam die verschmutzte Luft gelegen, er nahm sie in sich auf und wuchs daran. Er erreichte die Vorstädte, und seine Größe und Ausdehnung verminderte die Wirksamkeit des Windes. Er trieb stadteinwärts.
    Die verstreuten Alarmeinheiten des Heeres wurden neu formiert und jagten vor der anrückenden Nebelfront her, um mit plärrenden Lautsprechern ihre verspätete Warnung unter die Bevölkerung zu bringen, obwohl sie erkannten, daß es praktisch nutzlos war, daß es zu spät sein würde, wenn die Menschen sich den Schlaf aus den Augen rieben und die Botschaft begriffen hätten, weil der wachsende Nebel bis dahin über ihnen sein würde.
    Aber sie versuchten es. Zumindest versuchten es zwei Drittel der eingesetzten Streitkräfte. Das restliche Drittel raste nach London

Weitere Kostenlose Bücher