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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Tierversuche für notwendig hielten und die Politiker und Behörden dies wußten, unternahmen sie nichts.
    Und das Geld, daß sie bei der Sache verdiente, gab sie für Katzenfutter zur Ernährung ihrer eigenen Katzen aus. Denn sie liebte ihre Katzen.
    Irma nahm den Geruch, der ihr beim Öffnen der Tür aus der Wohnung entgegenschlug, nicht mehr wahr; nach Jahrzehnten gemeinsamen Lebens mit den Tieren war ihr Geruch zu ihrem eigenen geworden, und der Umstand, daß dreizehn von ihnen die ganze Nacht in einem Zimmer eingesperrt zugebracht hatten, blieb ohne Wirkung auf ihren unempfindlichen Geruchssinn.
    »Hallo, meine Schönen«, begrüßte sie die Tiere und erwartete, daß sie herbeispringen, sie umdrängen und sich an ihren Beinen reiben würden, die aus dem zerrissenen Morgenmantel hervorsahen, in welchem sie schlief. So taten sie es jeden Morgen, aber heute hielten sie sich von ihr fern, saßen still und machten kein Geräusch.
    In ihrer Verwunderung bemerkte sie nicht den gelblichweißen Nebel, der durch den Spalt des angekippten Fensters hereindrang.
    »Was ist denn heute mit euch los?« sagte sie in entrüstetem Ton. »Habt ihr es vielleicht nicht nötig? Nun, wenn ihr nicht wollt, könnt ihr euch selbst füttern!«
    Sie tappte hinaus in die Küche, wo sie zwei steife und stinkende Bücklinge aus dem Spülbecken nahm und unter gemurmelten Selbstgesprächen zum Katzenzimmer trug, um sie hineinzuwerfen.
    »Hier«, rief sie, »und erstickt mir nicht an den Gräten! Ihr könnt von Glück sagen, daß ihr sie kriegt!« Sie schlurfte zurück in ihr Zimmer und stieg ins Bett, wobei sie die gemütlich zusammengerollte Katze, die immer bei ihr schlief, von der warmen Stelle wegstieß. Sie sträubte verdrießlich das Fell, beruhigte sich aber bald. Bevor Irma die Decke zum Kinn zog, rief sie wieder zu den anderen Katzen: »Kommt bloß nicht betteln, wenn ihr mit dem Fisch fertig seid! Ich will nichts davon wissen, mir tut der Kopfweh.« Und als sie die Decke zum Kinn zog, murmelte sie zu sich selbst: »Undankbare Bande! Ich sollte sie alle zum Krankenhaus bringen, wahrhaftig! Alle bis auf dich, Mogs, denn du hast dein Frauchen lieb, nicht?« Sie drehte den Kopf zur Seite und lächelte der Katze zu, die neben ihr schnurrte. »Du bist ein liebes, altes Mädchen, nicht wie die anderen — die wollen immer nur fressen! Oh, wie mir der Kopf wehtut!« Sie verzog schmerzlich das faltige Gesicht und schloß die Augen, um sich auf den Schmerz zu konzentrieren.
    Die Katzen ließen die Bücklinge unberührt und liefen still in Irmas Zimmer, wo sie am Fuß ihres Bettes warteten, als die alte Frau einnickte.
    Chefinspektor Wreford schleppte sich die Treppe herab und betrat die Küche. Ungeniert gähnend, füllte er den Elektrotopf mit Wasser und schaltete ihn ein. Gott, war er müde! Wegen dieses elenden Nebels hatte er seit Tagen bis spät in die Nacht Überstunden gemacht, und die letzte Nacht war die erste gewesen, die er ungestört zu Haus in seinem Bett hatte verbringen können. Hoffentlich war jetzt alles vorbei, dann könnte er ein paar Tage Urlaub nehmen. Er beglückwünschte sich, daß er in der Holman-Angelegenheit vorsichtig taktiert hatte. Er hätte den Mann als einen verschrobenen Spinner abtun können, aber die Erfahrung hatte ihn gelehrt, Warnungen niemals zu ignorieren, ganz gleich, aus welcher Quelle sie stammten. So hatte er auch in diesem Fall die Karten richtig ausgespielt und seine Nachforschungen nicht offiziell gemacht; jedenfalls nicht, bis er festgestellt hatte, daß an der Geschichte etwas Wahres war. Dann war er mit beiden Beinen hineingesprungen und konnte das Verdienst beanspruchen, die Ermittlungen noch vor der schrecklichen Katastrophe von Bournemouth energisch vorangetrieben zu haben.
    Das wird Barrow eine Lehre gewesen sein, sagte er sich und lächelte, als er alte Teeblätter aus der Kanne in den Ausguß spülte. Ein bißchen zu ehrgeizig, der Bursche; hätte ihm gefallen, wenn ich mit der Sache baden gegangen wäre.
    Er stand da, eine Hand auf dem Teekessel, die andere am Elektrotopf und wartete, daß das Wasser siedete und betrachtete lächelnd die Wand gegenüber. Trotzdem, er ist kein schlechter Kerl. Manchmal ein bißchen vorschnell und brutal, aber das gibt sich mit der Erfahrung, und im Augenblick ist er nützlich, wie er ist. Das Wasser begann zu kochen und unterbrach seinen Gedankengang, und er schaltete den Topf aus und goß das kochende Wasser in die Teekanne.
    Als nächstes ging er zur

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