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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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gekommen sei, merkte aber, daß es eine optische Täuschung war. Als der Zeiger die Fünfundvierzig-Sekunden-Markierung erreichte, verspürte er einen Drang, sich zu schnäuzen, aber es waren nur die Nerven, und er rieb sich die Nase mit zitterndem Finger. Zehn. Seine Kehle war trocken und zugeschnürt. Sieben. Er räusperte sich. Fünf. Er erinnerte sich daran zu atmen. Drei. Würde die Sprengung ausreichen, um die Eingänge vollständig zu verschütten? Zwei. Es mußte sein. Eins.
    Er hielt sich vorsichtshalber die Ohren zu, als er aus den Augenwinkeln sah, wie der Sergeant den Schalter drehte.
    Ehe er die Explosion hörte, traf ihn die Druckwelle und zerrte an seinen Kleidern. Er fühlte den Boden unter seinen Füßen erzittern. Dann, einen Sekundenbruchteil nach der Sprengung, vernahm er das dumpfe Krachen der Explosion, dem ein lautes, rumpelndes Donnergrollen folgte.
    In Erwartung eines Regens von Gesteinssplittern und Trümmerstaub hielt er den Kopf eingezogen zwischen den Händen und starrte auf den Betonboden vor seinen Füßen, aber nichts kam. Trotzdem harrte er in dieser Stellung aus, bis der Sergeant ihn anstieß.
    »Ist schon gut, Sir. Das war eine hübsche, saubere Sprengung.«
    Der Sergeant hatte sich aufgerichtet, blickte zum Tunneleingang und nickte selbstzufrieden. Holman sah auf, neugierig auf das Ergebnis.
    Eine riesige Staubwolke lag um den Eingang, vermischt mit dem Nebel, begann aber allmählich abzuziehen. Was er dann sah, nötigte Holman ein Lächeln ab.
    Tonnen von zerbrochenem Beton, Mauerwerk und Schutt hatten den hohen Eingang vollständig verschüttet. Wo die Öffnung gewesen war, begann jetzt ein Steilhang aus Trümmerschutt, der bis zum eingestürzten Tunneldach hinaufführte.
    Er klopfte dem grinsenden Sergeanten auf die Schulter und hob das Funksprechgerät auf. »Hallo, Professor Ryker«, sagte er ins Mikrofon und wunderte sich, daß er seine eigene Stimme nicht hören konnte. Dann merkte er, daß seine Ohren noch von der Sprengung dröhnten, also legte er das Funksprechgerät auf den Boden und beobachtet die Trümmerhalde eingehender. Der Sergeant ging bereits die Rampe hinunter darauf zu. Bald hatte er die Sprengstelle erreicht und untersuchte den Schaden aus der Nähe. Endlich wandte er sich befriedigt um, winkte Holman und machte wieder das Zeichen mit erhobenem Daumen.
    Unterdessen hatte Holman durch wiederholtes Gähnen den Druckausgleich wiederhergestellt und sein Gehör zurückgewonnen. Er nahm das Funkgerät auf und sagte: »Hallo, Professor Ryker, können Sie mich hören?«
    Nach einigen Augenblicken kam des Professors Stimme durch. »Hallo, hallo, Mr. Holman. Ich höre Sie. Können Sie mich hören?«
    »Ja, Professor.«
    »Ganz schöner Knall, wie? Nun, auf dieser Seite scheint die Sache gelungen zu sein. Hauptmann Peters ist gerade hinunter gegangen, um sich das Ergebnis aus der Nähe anzusehen, aber von hier aus sieht es gut aus. Wie ist es bei Ihnen?«
    »Hier ist die Öffnung vollständig versiegelt. Sergeant Stanton steigt gerade die Schutthalde zum oberen Rand hinauf, hat aber bereits das Zeichen gegeben, daß alles gut gegangen ist.«
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Ich werde selbst schauen und den Schaden untersuchen, besonders am oberen Rand. Die Staubwolke zieht ab, und die Luft hier scheint klarer zu sein als bei Ihnen drüben. Also bekomme ich ein ziemlich deutliches Bild vom Ergebnis. Ja, ja, je näher ich komme, desto besser sieht es aus. Hauptmann Peters kann mit seiner Arbeit zufrieden sein. Er hält Ausschau nach mir — ah, ja, er sieht mich und winkt herüber. Gut, gut, ich habe den Eindruck, daß alles nach Wunsch ging — er schüttelt sich selbst die Hand.« Holman vernahm ein seltsam metallisches Kratzen, das offenbar aus dem Sprechgerät des Professors kam, und die Stimme fuhr fort: »Ich bin jetzt an der Schutthalde, und ich muß sagen, der Verschluß sieht sehr solide aus. Oben ist eine enorme Betonplatte schräg abgebrochen, sie muß einen Durchmesser von wenigstens sieben Metern haben, das heißt — « die Stimme brach ab, und als sie wenige Augenblicke später fortfuhr, hörte Holman trotz der metallischen Verzerrung durch den Lautsprecher eine jähe Spannung heraus. »Da stimmt etwas nicht. Dort — am oberen Ende der Betonplatte steigt Staub auf — nein, hinter ihr. Ist es Staub?« Eine lange Pause folgte. »Oder ist es bloß der durcheinandergewirbelte Nebel? Nein, der Nebel ist hier dünner, es muß Staub sein. Ich werde mir das näher

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