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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Zehen durch die unteren Sprossen gestoßen.
    Während einige den Unglücklichen bespuckten, traten,, mit Faustschlägen traktierten oder bloß verhöhnten, liefen andere in den Geräteraum und brachten weitere Kricketschläger, Sprungseile und Gymnastikkeulen herbei. Ein Junge schleppte einen schweren Medizinball heran. Ihr Gelächter und Geschrei brach ab, als sie in einem Halbkreis um die stöhnende Gestalt standen; Blut aus Osbornes Kopfverletzungen rann ihm über den Körper. Dann begannen sie, mit den Kricketschlägern, den hölzernen Handgriffen der Sprungseile und den Gymnastikkeulen auf ihn einzuschlagen. Clark nahm den Medizinball und warf ihn Osborne an den Kopf, der unter dem Aufprall gegen die Sprossen schlug. Alle Jungen zeigten den gleichen stieren Ausdruck geistiger Umnachtung, mit weit geöffneten, glasig wirkenden Augen, schlaff hängenden Unterkiefern, von denen der Speichel tropfte, und einer motorischen Unruhe, die sie kaum noch menschlich erscheinen ließ. Alle bis auf einen. Ein kleiner Junge kauerte zitternd in einem entfernten Winkel, zu entsetzt, um davonzulaufen, aber unfähig, den Blick von dem unglaublichen Geschehen zu wenden. Ein Junge, der am Vortag nicht an Busfahrt und Wanderung hatte teilnehmen dürfen, weil er gerade erst von einer Krankheit genesen war. Er kauerte mit angezogenen Knien, umschlang die Beine mit den Armen, hatte die Nase zwischen die Knie gesteckt und hoffte und betete, daß die anderen ihn nicht bemerken würden.
    Summers erreichte den Eingang zur Turnhalle und hielt inne; seine Kopfschmerzen verstärkten sich. Er tupfte sich mit dem Taschentuch Schweißperlen von der Stirn. Vielleicht hatte er sich einen Infekt zugezogen? Oder der gestrige Unfall hatte sich stärker als gedacht auf ihn ausgewirkt.
    Nun gut, das Schuljahr näherte sich seinem Ende, und dann erwarteten ihn ein paar Monate Ruhe, und er konnte diese nervenaufreibenden Jungen für eine ganze Weile vergessen.
    Er öffnete die Tür und blieb wieder stehen, diesmal vor Schreck. Sein Mund öffnete sich zu einem lautlosen Ausruf, seine Knie drohten nachzugeben. Die Jungen, größtenteils nackt, umdrängten etwas Rotes, Rosafarbenes, das von der Sprossenwand hing. Es sah wie ein blutiger Tierkadaver in einer Fleischerei aus — und dann erkannte er, daß es Osborne war. Offensichtlich war er tot; der Kopf hing ihm lose auf die Brust, die Hände hingen schlaff von den Seilen, die sie an die Sprossenwand fesselten. Im Näherkommen sah er, daß der Körper über und über mit Blutergüssen und Platzwunden bedeckt war. Er sah auch, daß die Füße einiger Jungen rot von der Blutlache waren, die sich am Boden gebildet hatte. Sie wandten die Köpfe und starrten ihn an, als er nähertrat, noch immer unfähig, ein Wort herauszubringen. Einige Jungen lagen zuckend am Boden, andere hielten sich fest umschlungen. Er sah die Verletzungen, die sie dem schrecklich zugerichteten Osborne zugefügt hatten, die Spuren der unbarmherzigen Schläge, mit denen sie ihn ermordet hatten. Und er bemerkte, daß die Jungen ihn beobachteten, seine Jungen, so rein in ihrer Unschuld, so böse in ihrer Verirrung. Ja, sie standen vor ihm, prachtvoll in ihrer Nacktheit!
    Plötzlich verspürte er eine Regung. Eine Regung, die er seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte. Er registrierte die Spannung und blickte an sich herab. Eine Wolke schien seine Sicht zu trüben, und er schüttelte ruckartig den Kopf. Dann erschien ein Lächeln auf seinen Lippen.
    Er schritt auf die schweigenden Jungen zu.
    »Ja«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Ja, ja!«
    Hodges ging über den Pausenhof, die Heckenschere noch immer in beiden Händen, den Blick nur auf die Tür zur Turnhalle konzentriert. Er erreichte sie und stieß sie auf. Sein Gesicht zeigte keine Reaktion, als sein Blick auf die bizarre Szene fiel, und selbst sein Gehirn konnte nur stumpf reagieren. Zwei Männer waren drüben auf der anderen Seite an die Sprossenwände gebunden; einer hing still und leblos, kaum noch als der Körper eines Mannes kenntlich, während der andere sich wand und zuckte und stöhnte, aber nicht vor Schmerzen, sondern im perversen Lustgefühl des Schmerzes. Ein Arm war mit dem Handgelenk an die oberen Sprossen gebunden, der andere zwischen Schulter und Ellbogen, weil er kein Handgelenk hatte. Die Füße steckten in den unteren Sprossen, die Knie waren halb eingeknickt, so daß der Unterkörper nach vorn hing. Beide Männer waren nackt, und Hodges konnte nicht übersehen, wie

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