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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Körpers. Schließlich erhob er sich wieder auf die Knie, nahm die Handgriffe der Heckenschere und hob diese in Augenhöhe, um sie verständnislos anzustarren. Er öffnete und schloß sie, hörte den scharf zuschnappenden Laut, stand dann schwerfällig auf, machte kehrt und ging zurück zur Schule, die Heckenschere mit beiden Händen vor sich haltend, als wäre es eine Wünschelrute. Er betrat das Hauptgebäude und ging durch den Korridor, vorbei an der offenen Tür zum Vorzimmer des Rektorats. Miß Thorson blickte nur flüchtig von ihrer Schreibmaschine auf. Als er zum rückwärtigen Teil der Schule kam, sah er durch die offene Hoftür eine schwarzgekleidete Gestalt mit schnellen Schritten über den Pausenhof zur Turnhalle gehen. Die hagere Gestalt, der aufgesteckte Ärmel unter dem verkürzten rechten Arm verrieten ihm, wer der Mann war. Er ging ihm nach.
    Die Jungen hatten mitten in der Gymnastik aufgehört und Osborne, ihren athletischen Sportlehrer, allein die Hampelmannübung machen lassen. Ein Junge hatte zuerst aufgehört zu springen, dann folgten alle anderen, als wäre es ein verabredetes Zeichen, seinem Beispiel. Sie standen still und starrten den energiegeladenen Lehrer an, ließen die Arme hängen und waren irgendwie, obwohl kein Wort zwischen ihnen gewechselt wurde, geistig aufeinander eingestimmt.
    Endlich stellte Osborne seine Übung ein und funkelte die Jungen wütend an.
    »Na, was ist?« donnerte er. »Wer hat euch gesagt, daß ihr aufhören sollt?«
    Die Jungen starrten bloß zurück.
    »Los, weiter!« Er begann wieder auf der Stelle zu springen, brach die Übung jedoch ab, als er sah, daß sie seinem Beispiel nicht folgten. Ärgerlich schritt er auf den am nächsten stehenden Jungen zu, außerstande, diese plötzliche Bockbeinigkeit zu verstehen und argwöhnisch, daß sie ihn womöglich als das Opfer eines verabredeten Streiches ausersehen hatten. Obwohl er ein großer, derber Mann war, der gern brüllte und stets schnell und hart gegen jegliche Form von Ungebührlichkeit durchgriff, war er bei den Jungen beliebt und für einige sogar eine Art Held. Seine Tüchtigkeit auf allen Gebieten des Turnens und der Leichtathletik hatte ihm den Respekt sogar seiner Lehrerkollegen eingetragen.
    »Was ist los, Jenkins?« stellte er den Jungen zur Rede. Der bewegte die Lippen, aber kein Laut kam aus seinem Mund. Der Lehrer nahm sich den nächsten vor.
    »Vorwärts, Clark, was hat dieser Unsinn zu bedeuten?«
    Clark, wegen seiner guten sportlichen Leistungen einer seiner Favoriten, sagte nichts und starrte den Lehrer an, als hätte er ihn noch nie gesehen.
    »Also gut, ihr habt euren kleinen Spaß gehabt, aber jetzt ist Schluß — ich gebe euch fünf Sekunden, und wenn ihr dann nicht weitermacht...« Er nahm wieder seinen Platz in der Mitte ein. »Eins...«
    Er bemerkte nicht, daß Clark, der jetzt hinter ihm stand, zu einer der Bänke an der Wand der Turnhalle ging, wo ein Kricketschläger lag.
    »... zwei... ich warne euch, Jungs, das lasse ich euch nicht durchgehen! Drei...«
    Clark nahm den Schläger an sich und ging damit zurück zu dem zornigen Lehrer.
    »Vier. Das ist eure letzte Chance...«
    Als sein Mund das Wort >fünf< formte, holte Clark mit dem Schläger aus und ließ ihn mit aller Kraft auf Osbornes Hinterkopf niedersausen. Das Holz traf den Schädel mit einem Klang, der von den Wänden der Turnhalle zurückgeworfen wurde. Osborne taumelte vorwärts, hob beide Hände zum Kopf und krümmte sich, beinahe blind vor Schmerz. Er konnte sich aber wankend auf den Beinen halten, und als er sich halb zurückwandte, sah er den schweren Schläger wieder herabsausen. Er stieß ein erschrockenes Grunzen aus und sackte vornüber, noch bei Bewußtsein, aber gelähmt vom betäubenden Schmerz. Nach dem dritten Schlag lag er ausgestreckt auf dem Bauch, und Blut aus den Wunden am Hinterkopf rann ihm über den Hals und befleckte seinen blauen Trainingsanzug. Nun stürzten die Jungen auf den hilflosen Mann und stampften mit ihren Turnschuhen auf ihm herum. Sie rissen ihm die Hose des Trainingsanzugs vom Körper und wälzten ihn auf den Rücken, um ihm in den entblößten Leib zu treten, zogen Osborne auch das Oberteil des Trainingsanzuges über den Kopf, so daß er völlig nackt war, und schleiften ihn zu den Sprossenwänden. In gemeinsamer Anstrengung hoben sie ihn hoch und banden seine Handgelenke mit Sprungseilen hoch über dem Kopf an die obersten Sprossen. Dann wurden die Füße des Herabhängenden mit den

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