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Unheil

Unheil

Titel: Unheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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bewirkte, daß das Küchenmesser, das Casey ihm in den Rücken stoßen wollte, abglitt und durch den Stoff seines Ärmels fuhr. Er schrie vor Schreck und Schmerz auf, als die Klinge eine feine Linie über seinen Armmuskel schnitt, aber der Schreck bewirkte auch, daß er instinktiv zurückwich und so dem Messer beim zweiten Zustoßen entging. Sie stand vor ihm, vertraut, aber eine Fremde. Ihre Augen waren kalt, sie bleckte die Zähne, und das dunkelblonde Haar hing ihr strähnig ins Gesicht, als ob sie im Regen gewesen wäre. Lange Kratzer, die sie sich offenbar selbst zugefügt hatte, zeichneten ihre Wangen, und aus dem halb offenen, keuchenden Mund floß Speichel und glänzte auf ihrem zarten Kinn. Sie hielt das Messer zum Zustoßen bereit über dem Kopf, und wieder kam das rauhe Lachen aus ihrer Kehle. Sie sprang vor und stieß abermals zu, aber diesmal war Holman vorbereitet. Er trat zurück und versuchte, ihr Handgelenk zu packen, verfehlte es jedoch. Als das Messer wieder hochkam, zielte die lange, gefährlich aussehende Klinge auf seinen Magen. Bevor sie diesmal zustoßen konnte, bekam er ihren Arm zu fassen und drehte ihn seitwärts, während er heranging und sie mit dem anderen Arm um die Mitte faßte.
    Ihre Köpfe waren nahe beisammen, berührten sich fast, und ehe er sich's versah, schlug sie ihm die Zähne in die Wange und biß kraftvoll und tief hinein. Er riß seinen Kopf zur Seite, fühlte das Aufplatzen der Haut, schien jedoch unempfindlich für jeden Schmerz. Sie fielen rücklings auf das Bett. Knurrende, zischelnde Geräusche entrangen sich ihrer Kehle, als sie um das Messer kämpften und die Fingernägel ihrer freien Hand versuchten, ihm das Gesicht zu zerkratzen. Er drehte ihr das Handgelenk herum, um sie zu zwingen, das Messer loszulassen, aber ihre Schmerzunempfindlichkeit war so unglaublich wie ihre Kraft. Er brachte den anderen Arm unter ihr Kinn, wollte ihr keine Schmerzen zufügen, wußte aber, daß ihm keine Wahl blieb. Er stieß vorwärts, zwang ihr den Kopf in den Nacken, dehnte ihren Hals, bis sie würgte. Als sie ein Winseln hören ließ, hätte er sie beinahe freigegeben, besorgt, ihr zu große Schmerzen zuzufügen. Doch kaum hatte sie das leichte Nachlassen des Druckes gespürt, stieß sie ihm das Knie mit aller Kraft in den Unterleib. Er ächzte vor Schmerzen und krümmte sich, und sein Griff um ihr Handgelenk lockerte sich. Im Nu hatte sie sich losgerissen, sprang zurück und lachte triumphierend.
    Während er nach Luft schnappte, kniete sie neben ihm auf dem Bett, und hielt das Küchenmesser mit beiden Händen über ihrem Kopf, bereit zuzustoßen. Der Anblick ließ ihn seine Qual vergessen, und er versetzte ihr einen Fußtritt in die Magengrube, daß sie rückwärts vom Bett fiel und schwer auf den Boden schlug. Er richtete sich auf und hielt nach ihr Ausschau. Beide schnauften angestrengt, und das Messer lag irgendwo im Halbdunkel, er konnte nicht sehen, wo. Sie rappelte sich auf, starrte ihn mit einem bösartigen Knurren an und sprang auf ihn zu, um mit den krallenden Fingern an seine Augen heranzukommen. Er packte sie bei den Armen, als ihr Gewicht auf ihm landete, dann krümmte er den Körper, um sie abzuwerfen, doch gelang ihm das nur zum Teil. Sie wälzten sich auf dem Bett, verwickelten sich in das Bettzeug, das ihre Bewegungen behinderte. Sie spuckte ihn an, brennende Wut in den Augen, und dumpf knurrende Geräusche drangen aus ihrem Mund. Er wehrte sie verzweifelt ab, noch immer bemüht, sie nicht zu verletzen, doch mit der wachsenden Erkenntnis, daß er es würde tun müssen, wollte er verhüten, daß sie ihm und möglicherweise sich selbst Schaden zufügte.
    Sie fielen zu Boden, rissen das Bettzeug mit sich und landeten in zappelnder, heilloser Verstrickung am Boden. Dann gelang es Casey, sich aufzurichten. Wieder griff er nach ihr und bekam ihre Bluse zu fassen. Sie riß auf, als Casey sich ihm zu entziehen suchte, und entblößte ihre kleinen Brüste. Der Anblick ließ Holman zögern, momentan innehalten. Es war, als machte ihre plötzliche Nacktheit, der Anblick ihres weichen, wehrlosen Fleisches sie verletzlich. Hilflos.
    Aber ihr Lachen genügte, um sich das Mitleid rasch aus dem Kopf zuschlagen: es war ein Lachen, das ihn frösteln machte, das leere Gackern einer Irren. Er sprang sie an.
    Sie wich seinen Händen aus und rollte mit einer Beweglichkeit, die ihn überraschte, über das Bett. Er warf sich herum, krabbelte ihr nach, die Füße noch in den Bettlaken, und

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