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Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Titel: Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Milde
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will wieder mit mir alleine sein und mich nicht auf eine Unterhaltung konzentrieren. Ich singe vor mich hin. Das muntert auf und ich falle in einen rhythmischen Trab. In einer Bar, in der ich mich aufwärmen will, treffe ich Bertl. Wir freuen uns und erzählen uns die Erlebnisse der letzten Etappen. Er will allerdings weitere 17 Kilometer gehen und damit zwei Tagesetappen zusammenlegen. Ich breche allein auf, nachdem wir uns herzlich verabschiedet haben.
    Viel zu früh komme ich an meinem heutigen Ziel in Carrión de los Condes an. In dem Kloster Santa Clara wird die Pilgerherberge von Schwestern, den Klarissinnen geführt. Es ist kalt, aber sauber, mit Viererzimmern, was ich sehr schätze. Es ist doof, so früh anzukommen. 20 Kilometer sind inzwischen gar nichts mehr für mich. Aber noch 17 Kilometer weiter zu laufen kommt für mich auch nicht in Frage, da auf der weiteren Etappe laut Führer keine Bar und nicht einmal Wasser zu finden ist. Im Klosterhof ist es eiskalt und meine Hände sind steifgefroren. In einer Bar wärme ich mich auf und lasse meinen Camino Revue passieren. Es sind noch 468 Kilometer bis Santiago. Die Hälfte ist geschafft. Es war doch sehr herausfordernd. Am meisten kämpfe ich mit dem Gewicht des Rucksacks, obwohl er nicht mehr haben dürfte als acht Kilo. Und die ewige Kälte macht mir zu schaffen. Oft kann ich nicht einschlafen, so sehr friere ich. Und den Nachmittag rumzubringen, wenn ich, so wie heute, schon so früh am Zielort bin, ganz ohne ein Buch oder der Möglichkeit, in der Sonne zu dösen, nervt. Wenn ich wenigstens morgens länger schlafen könnte! Aber die „Wandernazis“, wie die extremen Frühaufsteher auf dem Weg genannt werden, wissen das zu verhindern. Auch werfen uns rigoros um sieben Uhr manche Herbergseltern aus der Herberge. Ich bemerke, dass ich gerade maulen will. Immerhin fällt es mir auf und ich konzentriere mich darauf, dass ich stolz auf mich bin, den Weg zu gehen. Ich beschließe, dass morgen wieder ein guter Tag ist, jawoll! Und es muss auch endlich wärmer werden, je mehr ich nach Süden komme und es ist ja auch schon Mitte Mai.
    Es gibt eine Küche mit verbeultem Blechgeschirr. Ich koche Tee und freue mich, dass mich ein paar Mädchen zur Brotzeit einladen. Es gibt trockenes Weißbrot, ebenso trockenen Käse und meinen Tee zum Nachspülen. Und ja, es schmeckt!
    Auch hier im Kloster herrscht ein strenges Reglement. Um halb acht Uhr stehe ich draußen in der Kälte. Ich erinnere mich an meinen Vorsatz von gestern und erneuere mein Statement: „Heute ist ein schöner Tag!“

Die gefürchtete Meseta
    Das ist die Etappe, auf der man nachdenken kann. Es geht stundenlang geradeaus, durch Felder und flaches Land. Es zieht sich, obwohl ich gut drauf bin und wieder meinen schnellen Schritt gehe, der mich am wenigsten ermüdet. In Calzadilla de la Cueza, dem heutigen Etappenziel, mache ich Brotzeit und gehe weiter bis Ledigos. Ich bin die 27 Kilometer in 4,5 Stunden gelaufen. Als ich in Ledigos ankomme, finde ich nicht nur eine entzückende Herberge mit einem allerliebsten Traumgarten vor, ich bekomme auch ein Doppelzimmer mit richtigem Bett. Kein Stockbett! Fantastisch! Nur auf diesem Weg kann man sich darüber derart freuen. Und die Sonne scheint! Ich habe es doch gesagt: „Das wird ein schöner Tag!“ Nach einer heißen Dusche, ja, es gibt heißes Wasser, und Wäsche waschen mit dem Luxus von warmem Wasser, hänge ich die Wäsche im Garten auf. Auch das freut mich. Es ist das erste Mal, dass die Sachen gut trocknen und ich sie nicht am nächsten Tag feucht außen an meinen Rucksack zum Nachtrocknen hängen muss. Ich setze mich in eine abgelegene Ecke ins Gras und meditiere in der Sonne. Ja, so ist der Camino ein Traum. Es ist warm! Ewald ist auch bis hierher gelaufen und ich teile das Zimmer mit ihm. Das freut mich, weil er nicht schnarcht. So manches Schnarchkonzert habe ich in den Schlafsälen schon miterlebt, aber wirklich wachgelegen bin ich so gut wie nie, weil die Müdigkeit in den Knochen für tiefen Schlaf sorgt. Und die Kälte, die auch vor meinem Schlafsack nicht Halt machte, scheint überstanden zu sein. Tiefe Dankbarkeit überkommt mich für die Wärme und die Möglichkeit, im Garten zu sitzen.

Die Geister, die ich rief
    Trotz einer guten Nacht habe ich heute schwere Beine und bin irgendwie müde. Gleich zu Beginn des Weges schmerzen meine Fersen. Verdammt! Jeden Tag tut etwas weh. Und der Rucksack drückt so schwer auf mein Kreuz, dass mir zum

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