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Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Titel: Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Milde
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über die „Wunderbar“ und ich muss lachen, als ich mitbekomme, dass sie von „meiner“ Bar in Hontanas sprechen, mit dem beißenden Rauch und der unglaublichen Art, Gläser zu spülen. Es ist wunderschön hier im Garten, wenn es nur nicht so kalt wäre. Habe schon wieder eiskalte Hände und einen kalten Po hier auf der Gartenbank. Ich sehne mich, wie alle Pilger, nach Sonne und Wärme.
    Um 6.15 Uhr (!!!) wecken! Allerdings mit traumschöner klassischer Musik. Mir fehlt Musik so sehr auf dem Weg, dass ich das frühe Wecken fast sofort verzeihe. Als es dann auch noch café con leche und galletas (Kekse) gibt, bin ich versöhnt. Der Herbergsvater küsst mich zum Abschied auf die Stirn und mich durchströmt so eine Dankbarkeit für diese liebevolle Geste, dass mir ganz warm ums Herz wird. Er segnet mich und meint zu mir, ich solle mir meine wunderbare Ausstrahlung bewahren. Das tut so gut, solch eine Herzlichkeit zu erfahren, dass ich mich gestärkt auf den Weg mache.

Riesenbocadillo und Riesenbier
    Mit Ewald, dem Wiener, marschiere ich im Stechschritt nach Fromista, unserem heutigen Tagesziel. Es ist selten, dass jemand mein Tempo drauf hat. In Boadillo del Camino machen wir Pause und gönnen uns in der Bar einen Riesenbocadillo und ein Riesenbier, obwohl es hier nicht ganz billig ist. Das sind Sternstunden des Jakobsweges, ja, ich gebe es zu. Nicht die großartigen Sehenswürdigkeiten oder Denkmäler alter Kulturen begeistern mich, nein, eine Riesensemmel und ein großes Bier lassen mich hier auf dem Heiligen Weg in Begeisterungsstürme ausbrechen.
    In Fromista gibt es wieder eine Edelherberge. Wäre dieses Refugio ein Hotel, würde es mindestens 3 Sterne bekommen. Es gibt eine Waschmaschine und sie funktioniert! Und obwohl ich zu Hause Weichspüler grundsätzlich als unnötig umweltbelastend ablehne, genieße ich hier die paradiesisch duftende Wäsche. Mir fehlen Düfte und Musik. Und natürlich Sonne und Wärme. Heute scheint die Sonne milde und an einem windgeschützten Plätzchen in dem gepflegten Hof der Herberge lässt es sich aushalten und es ist Zeit, die Blasen zu nähen. Das „Blasen nähen“ muss ich erklären: hat man sich eine Blase gelaufen, besteht die Gefahr, am nächsten Tag nur mit Schmerzen weitergehen zu können. Es bringt Abhilfe, mit einer Nadel einen Faden durch die Blase zu ziehen und diesen über Nacht darin zu lassen. Am nächsten Morgen ist die Blase dann trocken, da das Wundsekret am Faden entlang abgeflossen ist und man kann wieder schmerzfrei weiterlaufen.
    Ewald ist ein interessanter Gesprächspartner und ich mag seinen Dialekt. Heute Abend gibt es im Hof der Herberge eine Brotzeit. Das genieße ich besonders. Eine Russin, zwei Österreicher aus dem Pinzgau, „mein“ Wiener Ewald, ich aus Bayern und noch ein paar Leute aus Brasilien und aus Polen, sitzen beisammen, essen, trinken und kommen sich, trotz Sprachbarrieren, näher. Es ist heiter und leicht. Der Wein scheint die kulturellen und sprachlichen Verschiedenheiten zu einem Menschsein zusammen zu schmelzen, was sich gut anfühlt, so nahe, so unbeschwert in der roten, noch nicht wirklich wärmenden Abendsonne.
    Nach einer guten Nacht in einem kleinen, feinen Sechs-Betten-Zimmer, freu ich mich über das saubere Bad und die Dusche mit warmem Wasser. Ich nutze es sofort, um meine Haare zu waschen.

20 Kilometer – ein Witz
    Ein eiskalter Wind empfängt Ewald und mich und die Freude auf eine kurze Etappe weicht dem Frust über die Kälte und den langweiligen, tristen Weg. Entlang einer Straße, die Gott sei Dank nicht sehr befahren ist, läuft der befestigte Fußweg, der mit Betonpfosten bestückt ist, um die Autos daran zu hindern, eine Abkürzung zu nehmen.
    Die Betonpfeiler sind geschmückt mit dem Muschelsymbol der Pilger. Allerdings sind einige von Andenkenjägern heraus gemeißelt worden, was mich ärgerlich den Kopf schütteln lässt. Das passt so gar nicht zusammen für mich: den „Heiligen Weg“ zu gehen und dabei dermaßen rücksichtslos zu sein. Ich ertappe mich dabei, wie Wut und Zorn über die gemeine Zerstörung in mir aufsteigt. Ich denke mich in Rage. Bis mir die Bibelstelle einfällt: „Wer frei von Schuld, werfe den ersten Stein“ und ich über mich selbst lächeln kann. Ich könnte ja selbst kein Kieselchen werfen. Und mir hatte diese Bibelstelle immer besonders geholfen, wenn ich in meiner Bewertung von jemandem feststeckte und es mal wieder „besser wusste“.
    Ewald bleibt zurück, was gut ist. Ich

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