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Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien

Titel: Unheilige Gedanken auf dem Heiligen Weg, mein Jakobsweg quer durch Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Milde
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mich ärgere und weiß gerade so gar nicht, wohin mit mir. Und Moni ist auch nicht in Sicht, von der ich mir sicher bin, dass sie mich als einzige verstehen würde. Jetzt dämmert es mir: "Ich fühle mich allein und fremd, weil ich niemanden aus meiner Pilgerfamilie entdecke. Und ich bräuchte gerade ganz dringend jemanden, der mich umarmt und mich lobt, stolz auf mich ist und mir sagt, wie toll es ist, dass ich es geschafft habe. Ok, dann musste ich das eben alleine machen!" Ich nehme mir fest vor, freundlich zu mir zu sein und mit feierlicher Miene in die Kathedrale einzuziehen. Dort würde es mir gleich besser gehen! Die Kathedrale ist voller Prunk und etwas Vertrautes liegt in der Luft. Der Weihrauchduft umfängt mich tröstlich, erinnert mich an meine Kindheit und ich stelle mir vor, wie meine Oma mich an der Hand nimmt und mir zu meiner Ankunft gratuliert. Nachdem ich das Ritual vollzogen habe, die Stufen hinter dem Altar zu Santiago emporzusteigen, ihn, in Form einer goldenen Statue zu umarmen und ihm für seinen allgegenwärtigen Schutz zu danken, löst sich meine Anspannung und die Tränen fließen. Ich suche mir einen stillen Platz in einer verglasten Seitenkapelle mit der Aufschrift "Silentium". Ich setze mich in die leere erste Reihe und bin nun ganz bei mir, meinen Gedanken, meinen heißen Tränen, meinem aufgewühlt sein und meinem Gott. Er versteht mich! Und ich kann es gerade intensiv spüren, dass ich geborgen und angekommen bin. Ich begreife, dass es mein eigener innerer Prozess ist, dass ich nichts von außen brauche. Keine Anerkennung von anderen, kein Schulterklopfen. Keine Bewunderung für meine Leistung kann mich erfüllen, wenn ich mich nicht selbst anerkenne. Und vor allem verstehe ich eines: Wenn ich mich schlecht fühle, fehlt es mir an Dankbarkeit. Ich erkenne dann nicht, dass all die erfahrenen Segnungen nicht selbstverständlich sind. Ich ziehe mein Büchlein aus meiner Hüfttasche und fange an, auf den letzten leeren Seiten meine "Aha's" niederzuschreiben:
    "Den ganzen Weg über ließ ich mich führen und war auf dem ganzen Weg beschützt. Mir geschah nach meinem Glauben, einen sicheren Weg zu haben, immer eine Schlafstatt vorzufinden, ausreichend Wasser und Essen zu bekommen. Ich habe erfahren, dass ich vertrauen darf. Und dieses Vertrauen will ich in mein Leben bringen, mich auch auf meinem Lebensweg führen lassen, dem fortwährenden Camino. Nun, da ich am Ziel angekommen bin, erkenne ich die Wahrheit der Aussage: "Der Weg ist das Ziel". Es geht nicht darum, irgendwo, irgendwie, in bestimmter Zeit anzukommen. Es geht um die Reise an sich."
    Und ich danke aus tiefstem Herzen dafür, dass ich all diese Erfahrungen machen durfte, dass ich offen bin, die Botschaften des Camino anzunehmen. Es war der Weg des Dankens für mich, und dankend durfte ich erfahren, wie reich ich schon bin, wie viel in meinem Leben ist, wofür ich danken kann. Und ich habe die Gnade Gottes erfahren dürfen, wohl das größte Geschenk auf dieser Reise. Und ich habe verstanden, dass es an mir liegt, wie viel Gnade ich aushalte. Ich darf wachsen und mich bereit machen, noch viel mehr Glück aushalten zu können.
    Während ich hier in der Stille meine Gedanken zu Papier bringe, stellt sich doch noch dieser Zauber ein, den ich mir so ersehnt hatte. Der Zauber der Ankunft am großen Ziel. Und nun jubelt mein Herz! Jede Zelle hüpft und vollführt in meinem Inneren einen Freudentanz.
    Ja, ich bin angekommen! Nicht nur meine Füße sind größer geworden (gefühlt mindestens eine Schuhgröße), auch ich bin gewachsen. Ich bin stärker geworden und klarer. Habe meine Angst überwunden und die Hürden auf dem Weg genommen. Und ich habe es geschafft, über mich selbst hinaus zu wachsen, meine inneren Widerstände zu überwinden, was wohl der größte Sieg ist.
    Und nun erschallen die Fanfaren, leuchten Feuerwerkskörper am Himmel und knallen die Champagnerkorken, wenn auch nur in meiner Fantasie. Es ist echt für mich, denn endlich kann ich mich anerkennen, mich feiern und mich als Heldin fühlen.

Wieder dahoam
    Der Weg war mir Freund und Feind, war mir Lehrer und Wegweiser. Der Camino hat mich herausgefordert und mich reich beschenkt.
    Jetzt, da ich wieder zu Hause angekommen bin, wohlbehalten und gesund und mächtig stolz, erinnere ich mich an die Lektionen des Weges. Ich möchte diese Geschenke nicht achtlos in die nächste Schublade stecken und mit der Zeit vergessen. Ich möchte jedes AHA, jede Lektion, jeden

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