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Unheiliger Engel (German Edition)

Unheiliger Engel (German Edition)

Titel: Unheiliger Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Mertz
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Manchmal war er es leid, sich in ein zivilisiertes Leben zu integrieren und für seine Freu n de gute Miene zu machen. Aber er tat es und blickte aus dem Fenster. Bald würden sie die Stadt verlassen und ins Grüne kommen. Raus aus diesem Moloch, der ihn heute zu erdr ü cken schien, als würde er noch immer hinter Gefängni s mauern sitzen.
    „Sergej?“
    „Hatte er nicht eine Tochter?“ Er hatte Mühe, sich auf Toms Worte zu ko n zentri e ren.
    „Ja, sie hat im letzten Jahr ihr Abitur bestanden und studiert im ersten S e mester Medizin.“
    „Mit bescheidenen Mitteln, denke ich.“
    „Sie sind nicht reich, das stimmt.“
    „Dann sollten wir eine Art Stipendium für sie einrichten inklusive einer kleinen, prakt i schen Wohnung, einem Auto und so weiter. Vielleicht braucht sie auch psychologische U n terstützung.“
    „Bestimmt sogar, nach alldem .“
    „Nutze unsere Kontakte, wenigstens das sollten wir für den armen Hund m a chen und auf das Geld soll es mir nicht ankommen. Er war nur das Ba u ernopfer in einem blutigen Schachspiel, das noch nicht beendet ist.“
    „Gut, ich gebe es sofort weiter.“
    „Danke. Aber lasse es nicht wie ein Almosen aussehen.“
    „Natürlich nicht, was denkst du denn von mir?“
    „Dass ich mich glücklich schätzen kann, einen Freund wie dich zu haben“, gab Sergej z u rück. Wenn Tom über seine Sentimentalität erstaunt war, hielt er sich dezent zurück und Sergej war dankbar , denn Gefühlsduselei war nicht seine S a che.
    Die Fahrt verlief im weiteren Verlauf schweigend, er lehnte sich zurück und ließ seine Gedanken kre i sen. Anna hatte es also wirklich geschafft, ihn aus dem Gefängnis zu holen und die Polizei auf eine falsche Fährte gelockt, der auch Elaine gefolgt war. Ob sie den falschen Braten ger o chen hatte? Ihrem feinen Näschen traute er allerhand zu. Dazu hatte sie bei ihrem letzten Besuch so ausg e sehen, als müss t e sie dringend mit ihm sprechen. Wahrscheinlich würde es ihm sowieso nicht mehr lange gelingen, sie aus der Geschichte rauszuhalten. Er kon n te sie schließlich nicht in eine Kiste stecken und nach Timbuktu ve r frachten.
     
    *

*
     
    Der Tag war gekommen, an dem Sergej wieder ein freier Mann war. Elaine hatte sich ve r steckt gehalten in der Menge aus Reportern und Gaffern, die vor dem Gefängnis auf ihn gewartet hatten . Es war ihr gelungen, einen ku r zen Blick auf sein fahles und verschlossenes Gesicht zu werfen, bevor er in die teure Limous i ne gestiegen war, die ihn abgeholt hatte. Auf einen ungestümen Mann, der die Freiheit liebte, musste das Gefängnis erdrückend und zerstör e risch wirken und selbst an ihm waren die letzten Wochen nicht spurlos vorübergega n gen. Elaine fühlte tiefes Mit gefühl und verzichtete darauf, ihn sofort anzurufen und zur Rede zu stellen. Das hatte sie sich vorgenommen und es würde ihm nicht gelingen, sie mit Phrasen oder Ablenkungsmanövern abzuhalten. Selbst wenn er sie küsste , lie b koste und sie damit Gefahr lief, alles andere zu vergessen. Sie musste an das Ro t auge denken und schon würde sie klarer sein. Hoffte sie.
    Sie hatte sich ein paar Tage freigenommen und wollte die Zeit nutzen, ein paar Einkäufe zu machen, ihre Gefühle zu ordnen … und Sergej zu observieren. Wenn er nicht spr e chen wollte, musste sie zu anderen Mitteln greifen. Vielleicht würde sie diese private Recherche dem großen Geheimnis näher bringen. Unau f fäll i ger war es auf jeden Fall. Dazu waren die Fälle um die satanischen Morde und Tina Sahlmann seitens des LKA zu den A k ten gelegt worden und Reuter und Hediger klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Re u ter hatte sie ausdrücklich gelobt und ging davon aus, dass sie ihn gerettet und den Brandsti f ter mit ihren Schüssen in die Flucht getrieben hatte. Wie sehr er irrte .
    Elaine verspürte eine moralische Verpflichtung den bestialisch Ermordeten und auch Martin Biermann gegenüber . Sie würde allein weiterm a chen, wenn es sein musste.
    Als sie am späten Nachmittag wieder in ihrer Wohnung war und Tee koc h te, klingelte das Handy. Sie musste nicht auf den Display sehen , um zu wissen, wer der Anrufer war. Allein seine Stimme zu hören, die leichte Nervosität und Spa n nung zu spüren, die noch bestehende Anziehungskraft zwischen ihnen best ä tigt zu wissen, hatten die Geschehnisse der vielen Tage für einen Moment in den Hintergrund treten lassen. Das Gespräch war kurz, beinhalt e te wenige Worte, jedoch viele unausgesprochene Geda n ken

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