Unheiliger Engel (German Edition)
Laune bekommt und nicht verhungert, spendiere ich vorher eine Portion Pommes und Currywurst.“
„Mit Mayo?“ Elaines Laune steigerte sich schlagartig. Wenn sie gegessen hatte, würde sie besser nachdenken können. Und wenn er den Mund voll hatte, würde Hediger wenigstens nicht sprechen können.
„ Mit Mayo. Jawoll!“
*
*
Sieben Tage nach Annas Nachricht wurde Sergej als freier Mann aus der Unte r suchung s haft entlassen . D as Medienspektakel war gewaltig und Reporter sowie Paparazzi scharten sich in Rudeln vor dem Gefängnisgebäude. Schwe i gend und mit versteinerter Miene stieg er in die schwarze, abgedunkelte L i mousine, die ihn abholte und vor den Blicken, lauten Zurufen und grellen Blitzlichtern schützte. Beinahe konnte man meinen, er sei ein gefeierter Po p star oder hochrangiger Politiker, dabei war er nur die Person, die zuvor weit über neunzig Pr o zent von ihnen vorverurteilt und Mörder genannt hatten. An der Makel haften bleiben wü r den, doch das war Sergej egal, denn mit einem fragwürdigen Ruf hatte er auch zuvor leben können. Tom und er u m armten sich, er hatte es sich nicht nehmen lassen, Sergej auf diesem Spießrutenlauf zu unterstützen. Anscheinen d hatte die Tiefenhypnose ihren Dienst getan , T om wirkte befreit und aufgeschlo s sen . Nikopol lenkte den Wagen langsam und sicher durch die z u rückweichende Me n ge und Sergej war froh, ihn und Tom beständig und treu um sich zu haben. Vielleicht hatte er be i den viel zu selten Danke gesagt, aber sie wussten sicher, was ihm ihre Freundschaft bedeutete. So betrachtete er beide unter gesenkten Wi m pern . Tom telefonie r te leise mit Maddie und Nikopol blickte aufmerksam auf die Straße, um keinen der Reporter und Schaulustigen anzufahren. Eigentlich wusste Sergej viel zu wenig über seinen treuen Fahrer Nik o pol, noch nicht einmal, ob er eine Freundin hatte oder einen Freund. Er war attraktiv, groß und athl e tisch, hatte dunkle Haare wie Sergej, war vielleicht etwas steifer, zugeknöpfter und zivilisie r ter in seiner Art. Gut bezahlt dazu, dafür stand er Sergej zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung, ohne jemals zu murren oder angefressen zu wi r ken. Manchmal übten sie sich gemeinsam im Fec h ten oder spielten eine Partie Schach.
„Direkt ins Büro?“ Nikopol blickte ihn aus graublauen Augen aus dem Inne n spi e gel an und Sergej schüttelte den Kopf.
„Nein, zum Haus, ich will mir an sehen , was übrig geblieben ist und Familie Wienke einen Besuch abstatten .“
„Sehr wohl .“ Nikopol fuhr wie gewöhnlich die Zwischenscheibe hoch und ließ Tom und ihn ungestört im Heck der Limousine verbleiben.
„ I ch will Annas liebevollen Gruß mit eigenen Augen sehen.“
„Es sieht ziemlich wüst aus, aber ich habe bereits die nötigen Abriss- und Au f räumarbe i ten wie besprochen veranlasst.“
„Hauptsache , es ist niemanden etwas gesch e hen.“
„Und die Versicherungen machen auch keine Probleme“, fügte Tom nach.
„Wenigstens etwas . “
„Ich habe noch eine Botschaft von Anna . “ In diesem Moment wirkte Tom wieder angegriffen, als woll t e er sich zwanghaft an etwas eri n nern , das Sergej ihm aus dem Dickschädel genommen hatte.
„Die wäre?“
„Sie wird dir am Freitagabend einen Wagen schicken. Quid pro quo.“
Sergej nickte bedächtig. „Dann soll es wohl sein.“
„Du solltest nicht …“
„Doch, ich will und muss . Nur so kann ich mehr über ihre Pläne herauskri e gen “
„Aber …“
„Keine Sorge, sie wird mich schon nicht umbringen . “ S ein Lachen klang selbst in se i nen Ohren fremd. Mittlerweile traute er Anna alles zu.
„Das sind nur noch wenige Tage.“
„ Die ich nutzen werde und ich habe schon ein paar Ideen.“
„Welche?“
„Nun, zum einen werde ich wohl Jurijs Hilfe in Anspruch nehmen.“
Tom verzog angewidert das Gesicht. „Ich weiß nicht, was du an diesem Ve r brecher, not o rischen Hurenbock und Zuhälter findest.“
„ Dass er das ist, was er ist. Er ist ein Profi, diskret und verlässlich . “ E s machte keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden. „Ich brauche seine guten Ko n takte und sein tec h nisches Know-how.“
„Wie du meinst . “ A uf Toms Stirn hatten sich Schweißperlen gebi l det. „Und was willst du in der Sache Biermann machen?“
Schon kam das nächste unangenehme Thema und unweigerlich knirschte Se r gej mit den Zähnen . Sein Zorn wollte aus ihm herausbrechen und erneut musste er sich beher r schen.
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