Unheiliger Engel (German Edition)
noch verdächtiger machte. D ie Spuren im Fall Tina Sahlmann wiesen ihn dazu eindeutig als die Person aus, die zuletzt in ihrer Wohnung gewesen war und Kontakt zu ihr gehabt hatte. E n gen Kontakt, was sie noch missmutiger stimmte, denn der Mann, dem ihr Herz wie keinem anderen zuflog, war nicht als Kind von Tra u rigkeit bekannt. Der Ruf als Playboy wurde tagtäglich in der heimischen Presse ausgeschlachtet und zeic h nete ein Bild von ihm, das denkbar ungünstig war. Ein Bild, das sie irritie r te und abstieß, das aber dennoch nicht in der Lage war, die strudelgleiche Anziehungskraft zu schmälern. Im Gegenteil. In manchen Nächten meinte sie , seine Stimme im Traum zu hören, seine Hände auf ihrem erbebenden Körper zu fühlen und seine weichen Lippen auf d em Mund zu spüren. Wenn sie au f wachte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals und ihr Körper war vor Sehnsucht und unerfüllter Leide n schaft verkrampft. Sie konnte kaum essen, war unkonzentriert und fahrig und nun hatte sie auch noch einen Schlussstrich unter ihre Beziehung mit Leo gez o gen. Leo hatte ihre Entscheidung gefasst au f genommen und ihr versichert, dass er immer ihr Freund ble i ben würde und sie auf ihn bauen konnte. Das hatte sie zwar erleichtert, dennoch wurde ihr Herz von Tag zu Tag schwerer. Irgendwie wollte nichts in ihrem Leben mehr zusamme n passen und Auslöser für dieses Chaos waren diese unerklärlichen und tiefen Empfindungen für einen Mann, der im Gefängnis saß und sich verhielt, als gehör t e er genau dorthin . Für einen Mann, der schon viele Frauen gehabt hatte und undurchdringbar war. Es war zermürbend, wenn man seinen Empfi n dungen nicht trauen konnte und Herz und Verstand im Wet t streit standen .
Manchmal wünschte Elaine, nie nach Hamburg ge kommen zu sein, denn dann wären sie sich nicht begegnet und ihr Leben mit Sicherheit einfacher und strukt u rierter . Aber wäre es auch glücklich und erfüllt? Hätte ein anderer Mann all das in ihr a uslösen können? Sie fand keine Antwort auf diese Frage. Selbst die Arbeit konnte sie nicht ablenken und auch Reuter war aufgefallen, dass sie krän k lich und angeschlagen wirkte. Elaine blickte missmutig auf ihr Käsebrötchen und legte es wieder zur Seite. Ihr üblicher Appetit mochte sich nicht einstellen, das war ein schlechtes Zeichen. Als das Telefon klingelte , fuhr sie zusammen und war s eku n den lang nicht fähig, nach dem Hörer zu gre i fen. Schließlich fasste sie sich ein Herz und vernahm Reuters nasale Stimme, der ihr wichtige Neuigkeiten mitteilen wollte. Es hatte eine Geiselnahme und Schießerei auf dem Kasamarov Gelände gegeben und ihre Augen wurden größer und größer, wä h rend er fortfuhr. Als Elaine den Hörer schließlich sinken ließ, glühte ihr Gesicht. Sie griff nach ihrer Jacke, nahm Tasche und Autoschlüssel vom Sideboard und hastete so schnell sie konnte aus dem B ü ro.
Schon zwanzig Minuten später war sie mit ihrem roten Mini Coupé vor Ort und traf auf ihren Chef und Hediger, die vor einem Miet s haus im Osten der Stadt auf sie warteten. Hier lag die Wohnung von Martin Biermann, einem ehemaligen Angestellten Sergejs, der an di e sem Morgen versucht hatte , einen Brand auf dem Kasamarov Firmengelände in der Spe i cherstadt zu legen. Mit einer manipulierten Chipkarte war er auf das gut bewachte Gelände gekommen, hatte Büros verwü s tet und mit Hetzparolen sowie mystischen Symbolen beschmiert. Von aufmer k samen Angestellten überrascht und durch die Security gestellt , hatte er eine wei b liche Geisel genommen, sich stundenlang verschanzt und war schließlich von alarmierten Polizeibea m ten in Notwehr erschossen worden, da er sich ihnen nicht ergeben wollte und das Feuer e r öffnet hatte. Zum Glück war die Geisel unverletzt geblieben.
„Die Kollegen von der Kripo haben uns viel zu spät verständigt“, knurrte Re u ter erbost.
„Wahrscheinlich wollten sie sich die Lorbeeren einheimsen.“
„Ist doch immer so, woll?“ Hediger ereiferte sich. „ Krüger und sein Team hat es nie g e passt, den Kasamarov Fall an uns abgeben zu müssen.“
„Und jetzt ist dieser Biermann tot, schöne Bescherung.“ Reuter seufzte. „Das hätte nicht sein müssen.“
„Wenigstens sind wir vor Krüger hier und können uns umsehen“, warf Hediger ein. „Der benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen.“
„Ist die Spurensuche schon im Haus?“ Elaine blickte ihren Chef fragend an.
„Ja, wir können gleich loslegen.“
Sie folgte
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