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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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können.
    Ja, sagte ich, man muß einfach an die nächstliegenden Sachen denken, die man zu tun hat, nicht an das große Datenverarbeitungssystem, das uns unheimlich vorkommt, sondern an Omega elf und die Ersche i nungsformen dort bei den Lumen, die auch unheimlich sind. Da kö n nen wir unseren Bedarf an Unheimlichkeit decken.
    Gut, daß du so denkst, Merkur. Elektra zitterte ein bißchen.
    Vielleicht hätten wir uns beide ein Weilchen aneinander festhalten sollen, um uns gegenseitig zu ermutigen, aber ich befürchtete, es würde nicht nur beim Festhalten bleiben. Ich mußte schon wieder an Alberna denken.
    In Albernas Wohngondel hatte ich mal einen schweren Sturm erlebt. Zuerst hagelte es, daß wir nichts mehr sahen, dann ergriff der Sturm die Gondel und schlug sie hin und her. Die Möbel, die nicht festgemacht waren, polterten durcheinander. Wir dachten, die Gondel würde von ihren Tragbändern gerissen und hundert Meter tief abstürzen. Es war seit dreihundert Jahren in dieser Gegend der schlimmste Sturm, auf so einen war niemand gefaßt. Die Außenleitern waren schon abgerissen, der Fahrstuhl funktionierte nicht mehr. Da blieb uns nichts anderes übrig, als uns aneinanderzuklammern. Der Teppich klappte hin und her und schlug uns ein. Wir rollten mit ihm von einer Ecke in die andere, so überstanden wir das Unwetter. Zuerst vergaßen wir es, und dann war es vorüber; wie lange es gedauert hatte, entnahmen wir den meteorol o gischen Mitteilungen.
    Das war seit dreihundert Jahren das schönste Unwetter, das ich erlebt habe, sagte Alberna.
    So ein Unwetter konnte man auch nur mit Alberna überstehen.
    Ich war mir wohl noch edel vorgekommen, als ich ihr sagte, entsche i de selbst, ob ich aufsteigen soll. Es steht dir vollkommen frei. Ich m a che dir überhaupt keinerlei Vorschriften. Dabei konnte ich ihr ja gar keine Vorschriften machen. Ich hatte da blödsinnige archaische A n wandlungen gehabt. Entscheide du, liebe Alberna. Aber in Wirklichkeit hatte ich schon entschieden. Was hätte ich gemacht, wenn sie nein g e sagt hätte? Wäre ich dann doch aufgestiegen? Ich wäre trotzdem aufg e stiegen.
    Jetzt fand ich es ziemlich schäbig, daß ich ihr für meinen Aufstieg mit einer edlen Geste die Verantwortung zugeschoben hatte: Du hast die Freiheit zu entscheiden, liebe Alberna.
    Als ich gerade wieder einen Kübel Asche auf mein Haupt entleerte, rief mich Elektra.
    Da ist Nachricht für dich. Was Familiäres, schätze ich. Sieh doch einmal nach.
    Ich durfte mich davon überzeugen, daß Alberna den Chef der Bad e halle mit den bunten Wassern geheiratet hatte. Geheiratet, als wir noch nicht mal hinter Saturnmond 8 waren, und daß sie bereits einen Jungen namens Merkur besaß, der nicht mehr von mir sein konnte.
    Alberna hat nicht gewartet, sagte ich zu Elektra, sie hatte es mir auch nicht versprochen. Solche Versprechungen sind Unsinn. Ich werde ihr gratulieren. Einen Zweck muß die Funkverbindung mit der alten idiot i schen Erde schließlich erfüllen.
    Die Nachricht von Albernas Heirat ging mir mehr an die Nieren, als ich vor Elektra zugab. Woran sollte ich denn nun denken? An den Chef der Badehalle? Der war das einzige, was mir in der warmen duftenden Halle nicht gefallen hatte. Er trug getigerte Badehosen und hatte eine eckige schwarz-bekräuselte Brust, aber er fiel mir jetzt jedesmal ein, wenn ich an Alberna dachte. Es war zwecklos, Alberna in meine G e danken zu bemühen. Sie kam niemals mehr allein. Und dann war da noch der kleine Merkur, der sicher ununterbrochen heulte, quarrte oder geräuschvoll am Daumen lutschte. Niemals konnte ich mehr mit A l berna allein sein.
    Ich hätte mich am liebsten in eine noch engere Kapsel zurückgez o gen, als es unsere war. In gewissen Lebenslagen verlangt es den Me n schen danach, sich in den engstmöglichen Raum zu verkriechen, der zugleich dunkel und warm sein soll. Es ist das Embryonalgefühl, das eben auch bedingt, daß man im Raum trotz beheizter Kapsel plötzlich frieren kann. Ich habe das im Lehrgang durchgenommen. Psychiater haben es uns erklärt, und wir haben dagegen Pillen im Sanitätsschrank.
    Aber wer bei mir auf dieses Gefühl wirklich Rücksicht nahm und es behandelte, das war Elektra Eulenn. Ich sage das hier ohne Übertre i bung.
    Ich glaube nicht, daß ich die weitere Fahrt überstanden hätte, wenn Elektra sich nicht als ein wahrer Engel erwiesen hätte, obwohl das Au f sprühzeug namens »angel-face« schon längst aufgebraucht war. Jetzt erst lernte ich

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