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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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dann wären wir wahrscheinlich nie auf Omega elf gelandet.
    Aber Merkur, sagte Elektra, Herr Sonnenblume meint es doch gut mit uns. Er fühlt sich für uns verantwortlich. Er ist eben sehr gewissenhaft.
    Ja, sagte Sonnenblume, und da muß ich Ihnen noch gestehen, daß ich, weil es Sie so sehr drängte, bei der Abwicklung der Heiratsformalitäten eine Unterlassung begangen habe. Ich hätte Sie darum bitten müssen, sich vor der Eheschließung ärztlich untersuchen zu lassen, denn auf Omega elf ist es nur gesunden Individuen gestattet, die Ehe zu schli e ßen. Wir gehen sogar so weit, daß eine leichte Erkältung, eine Reizung der Nasenhöhlen zum Beispiel, die Eheschließung hinauszögert. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, daß die Eheschließenden sich und die Gäste infizieren. Ich bitte Sie also darum, diese Untersuchung jetzt nachvollziehen zu lassen. Sie haben dabei den Vorteil, daß Sie sich dann für den Besuch bei jenen schandbaren Existenzen nicht noch einmal untersuchen lassen müssen. An sich müßten Sie es, aber ich werde nachträglich eine Sonderverfügung erwirken.
    Ach du heilige Silvesterrakete, dachte ich, und es kribbelte mir in Fi n gern und Zehen. Ich wäre am liebsten hinausgerannt und hätte auf dem bunten gekachelten Platz laut geschrien, seid ihr denn alle vom großen Raumgespenst umnebelt, aber dann geschah, was oft geschieht, wenn ich kurz vor der Explosion stehe, ich explodiere nicht, ich lasse mich ganz sanft in die bunten Wässer der Badehalle gleiten, geistig. Da liege ich, lasse mich hin- und herschaukeln und überlasse mich den hera n schwappenden warmen bunten Wellen: So, nun macht mal, ihr Lieben. Jetzt dachte ich auch: So, nun mach mal, Sonnenblume, mach ruhig, ich lasse alles über mich ergehen. Ich bin gespannt, was du noch für So n derbarkeiten losläßt. Ich halte still, denn durch stillhaltende Betrachtung und Übersichergehenlassen kann man auch etwas mitkriegen, manc h mal sogar mehr, als wenn man wie ein Irrer gegen die Sonderbarkeiten antobt. Aber man muß den richtigen Zeitpunkt erfassen, wo man au f springen und aktiv werden muß. Der Doktor, der uns untersuchte, kam mir zerstreut vor. Er fummelte an seinem Computer herum, schimpfte und zog dann eine alte Horche, so ein Stethoskop aus dem Museum, schon schadhaft und mit Heftpflaster umklebt, aus dem Kittel.
    Sie müssen entschuldigen, mit diesen Computern komme ich nicht mehr klar. Ich habe das alles studiert, Elektronik und diese Dinge, aber ich muß mit einer Maschine warm werden können, verstehen Sie? Die menschliche Wärme, die den Dingen durch ständigen engen Verkehr mit Menschen einfließt, die fehlt mir bei diesen Maschinen. Der Mensch verleiht den Dingen eine Seele. Er gibt ihnen einen Ableger seiner eigenen. Aber wie soll ich das, wenn ich jeden Morgen eine neue Maschine an meinem Platz vorfinde?
    Es ist doch immer dasselbe Fabrikat, sagte Sonnenblume, es sind g e nau dieselben technischen Daten, Sie könnten sie eigentlich gar nicht voneinander unterscheiden, es sei denn an der Produktionsnummer.
    Ich merke es sofort, sagte der Doktor.
    Weil Sie es wissen, sagte Sonnenblume, sonst würden Sie es bestimmt nicht merken.
    Das ist es eben, sagte der Doktor, worüber wir uns nicht verständigen können. Valentin Fuks gesteht den Dingen keine Seele zu, aber ich kann nur mit Dingen arbeiten, die eine Seele haben. Wenn ich eine M a schine nur einen Monat behalten dürfte, wäre schon eine innere Ve r bindung möglich, aber so wird sie mir weggerissen, nachdem sie ihre Lochstreifen ausgespuckt hat. Sie ist noch nicht einmal warm geworden von der Berührung meiner tastenden Finger, und schon greift sie der Greifer des Verschrottungswagens, aber dieses alte Stethoskop, das ich von meinem Urgroßvater geerbt habe, dessen Vater es von der Erde mitgebracht hat, das besitzt eine Seele. Wenn ich es frage, wie findest du das Herz des Herrn Erdenson, dann antwortet es, schlägt sehr r o bust, die Töne sind gleichmäßig, der junge Mann raucht nicht und hat in seinem Leben wahrscheinlich niemals Alkohol zu sich genommen.
    Nein, sagte ich, nur Rettichsaft.
    Interessant, sagte der Doktor. Rettiche hatten wir früher hier auch. Sie sind alle verholzt. Ich habe oft gegen die Verholzung der Rettiche protestiert, das können Sie mir glauben. Ich war immer dagegen, und das werde ich auf der Erde zu meiner Entlastung auch angeben.
    Wieso Entlastung? fragte ich.
    Nun, sagte er, gewissermaßen sind wir doch alle schuld an dem Mo d

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