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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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derwind, an dem Sterben der Wälder und der gesamten Natur. Wir hä t ten gegen die Verbrecher vorgehen müssen. In irgendeiner Form.
    Aber wie? fragte Sonnenblume. Sie sagen immer, wir hätten vorgehen müssen, aber die Mittel nennen Sie nicht.
    Ich habe immer protestiert, sagte der Arzt, und ich bin es auch, der darauf drängt, daß wir die Dinge erst bereinigen, bevor wir von Omega elf fortgehen. Das sage ich Ihnen. So scharf bin ich auf die Erde nun auch nicht. Ich würde gerne hierbleiben, wenn die Verhältnisse besser wären. Der Modderwind, sehen Sie, könnte jederzeit rückgängig g e macht werden. Nur ein Jahr lang keine Abgase mehr, und er würde sich reduzieren. Und nur ein Jahr lang diese übertriebene Produktion nicht mehr. Einen Computer mit Seele für mich. Ich sage Ihnen, die Wälder würden sich langsam wieder beleben. Es würde Jahrzehnte dauern, bis sie wieder so wären wie früher, aber ich würde warten. Ich würde di e sen Augenblick auch noch als Tattergreis genießen.
    Bitte, sagte Sonnenblume, bitte. Sein Gesicht sah gequält aus. Bitte, Doktor, Sie wissen doch, daß es nicht möglich ist. Sie selbst haben den Verbrechern Ihre Denkschrift geschickt. Und die haben draufgespuckt.
    Jaja, sagte der Doktor. Er sah mit Glatze und Kugelbauch und ein paar grauen Bartstoppeln von weitem ulkig aus, aber von nahem war das Gesicht faltig und verbittert und fast ein bißchen irr. Sie, Merkur Erdenson, sind noch gesund, und Ihre verehrte Gattin, er hatte Elektra nach langen Verrenkungen hinter einem Vorhang behorcht, ist ebe n falls noch gesund, ich betone, noch. Dann können wir jetzt wohl, sagte ich.
    Aber Sonnenblume erklärte, wir müßten uns standesamtlich abme l den.
    Wer zu diesen Existenzen geht, den schreiben wir nämlich ab. Und wenn er zurückkommt, wird er wieder eingetragen, wie ein Neugebor e ner. Und wir freuen uns dann alle sehr und veranstalten eine Feier.
    Er schleppte uns zum Standesamt. Das war ein gewaltiger buntglasie r ter Kachelpalast. Als er mit uns durch die Gänge zog und als wir im Fahrstuhl zur Abteilung Abschreibung aufstiegen, sahen uns die zwei oder drei Angestellten mitleidig nach.
    Als wir für die Lumengesellschaft nicht mehr existierten, ließ man uns neue Sauerstoffanzüge kommen.
    In einem hermetisch abgeschlossenen Geländeauto fuhren wir drei potentiellen Leichen in das Industrie- und Forschungszentrum von Omega elf, in das Zentrum der Hölle, wie Sonnenblume es bezeichnete.
    Während der Fahrt sah er verkniffen nach vorn. Er kam mir weniger rosig vor. Seine Nase schwitzte.
    Ich kam auf den Einfall, Elektra hinter seinem Rücken ein bißchen zu küssen, aber der Sauerstoffanzug behinderte das Vorhaben erheblich. Ich konnte Elektra nur einen kleinen Stoß mit dem Kopf verabreichen. Sie legte ihre hermetisch abgeschlossene Hand auf meine. Es war eine nahezu tragische Situation.
    Nach diesen nichts Gutes verheißenden Vorzeichen, bei denen mir plötzlich Cäsar Brynns Vorträge über die historische Einsicht hochk a men, war ich fast enttäuscht, als wir unbehelligt durch das Industrie- und Forschungszentrum fuhren, unbehelligt von einem automatischen Pförtner in die Vorhalle eines der von braunem, gelbem, und giftgr ü nem Qualm vernebelten Bauklötze gelassen wurden, unbehelligt eine Schleuse passierten, die wieder in eine Halle führte, wo wir unbehelligt die Sauerstoffanzüge ausziehen konnten. Es waren für sie sogar Haken da.
    Sollten wir sie nicht lieber anbehalten? fragte ich Sonnenblume. Es würde reichen, wenn wir den Kopf frei machen würden. Bei Gefahr könnten wir uns dann gleich wieder hermetisch abschließen. Wenn wir die Anzüge hier aufhängen, spielt womöglich jemand an den Saue r stoffbehältern oder der Zufuhr.
    Mit solchen Kleinigkeiten geben sich diese Leute hier nicht ab, sagte Sonnenblume. Sie werden schon sehen, welche Größenordnung der Boshaftigkeit sie bevorzugen.
    Ich merkte, daß ihm nicht mehr ganz wohl in seiner rosigen Haut war. Sie war jetzt eigentlich gelb, aber er riß sich zusammen.
    Sie werden schon sehen, sagte er.
    Wir trotteten hinter ihm her, und ich war erstaunt, als er schon bald vor einer schäbigen Blechtür sagte, hier ist es.
    Die Tür ließ sich leicht aufklinken. Keine Verschraubungen und H e bel und automatischen Wächter. Das Zimmer war geräumig und hell. Es roch gut, wie nach frischen, mit Zitronodor parfümierten Pilzen; eine männlich-geistige Duftnote, hätten wir auf der Erde gesagt. Es standen da Lederhocker

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