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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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sie wirklich a b lief, verstößt gegen den guten enzyklopädischen Geschmack.
    Ich selbst kann auch nicht lückenlos über meine erste Fühlungnahme mit den Prudenten berichten, weil da ein Zeitraum existiert, in dem ich nicht bei Besinnung war. Nachdem ich bei ihnen durch die Scheibe gebrochen und durch den plötzlich von Prudenten entleerten Raum gestolpert war – meine Hand blutete dabei eine lange Spur –, nachdem ich dann eine Tür aufgemacht, die Klinke mit Blut beschmiert hatte, das seh ich noch genau vor mir, und hindurchgetreten war, habe ich erst wieder ein Gespräch in Erinnerung, das um mich herum stattfand.
    Nummer eins ist die Fraktur des Schlüsselbeins. Sie erfolgte an der Täuschungstür. Er dachte, er tritt auf Fußboden, und knallte in den Schacht. Ich sage immer, mit dem Schacht ist es unökonomisch, er hätte da tot liegenbleiben können, zweieinhalb Meter. Ich wundere mich, daß bloß das Schlüsselbein gebrochen ist. Ich hätte den Bruch des rechten Handgelenks vorgezogen, wie es der Laufplan des Lab y rinths vorsieht, aber der hier läuft irrational. Für den Bruch des Han d gelenks hätte er durch die Haupttür gehen müssen, aber er ging durch die Nebentür. Valentin Fuks ging durch die Haupttür, als er sich drei Rippen brach. Fuks läuft nicht irrational, der läuft zuverlässig.
    Und woher hat der hier die Verstauchungen an den Handgelenken?
    Er hätte im Schacht liegenbleiben sollen, aber er kletterte heraus, und Dagobert trat ihm auf die Hand. Da hätten wir Nummer zwei. Drei wäre die Fraktur des rechten Zeigefingers.
    Vier der verstauchte Fuß, Stolperschwelleneffekt.
    Das linke Schultergelenk hat ihm Hironimus ausgekugelt. Er hat den Haken diesmal glänzend gesteuert. Das wäre fünf.
    Die Beule am Kopf: sechs. Hat irgend jemand Anspruch darauf? Und sieben der Defekt an der Wirbelsäule, als er auf der Gleitstrecke hi n schlug. Dabei hätte er tot sein können.
    Es ist eben gefahrvoll, uns zu besuchen. Ist heute nicht der Jahrestag, an dem sich Fuks drei Rippen brach? Wir sollten ihn feiern.
    Erst mal sollten wir den hier reparieren.
    Auch das noch.
    Was dachtest du denn? Wir müssen ihn vollkommen wieder instand setzen. Sei froh, daß er nicht tot ist, das wäre auch unser Ende gewesen. In dieser Hinsicht kennt Fuks nichts. Da wären wir eingetrocknet wie die Mandelbeeren im Modderwind. Wir können froh sein, daß dieser hier so ein gutes Skelett hat.
    Das scheint ein ganz besonderes Skelett zu sein.
    Man müßte es in CB-7-Lösung legen. Ich würde zu gerne das ganze Skelett analysieren.
    Dieses nette Gespräch war meine erste Sinneswahrnehmung, nac h dem ich die Besinnung verloren hatte.
    Ich sagte: Wenn schon, dann legt es lieber in alten Hennessy. Diesen letzten Wunsch hätte ich noch.
    Er ist wieder bei sich, sagte Hironimus. Werden wir ihn für die Rep a ratur betäuben?
    Ich weiß nicht, sagte Petronius. Es wäre eine Gelegenheit, zu erfo r schen, inwieweit irdische Erscheinungsformen des Lebens fähig sind, Schmerzempfindungen zu negieren. Die Lumen negieren sie weitestg e hend. Fuks haben wir die Rippen ohne Betäubung geflickt. Er hat aber Laute von sich gegeben. Ich bin gespannt, was dieser für Laute von sich gibt.
    Das kann ich dir gleich sagen, äußerte ich. Das werden Brülltöne sein, und ich werde um mich schlagen. Meine Laute werden die für mensc h liche Lebewesen erträgliche Phongrenze übersteigen.
    Die Lumen haben die Moral, bei Schmerzen nicht zu schreien, sagte Hironimus, insbesondere nicht, wenn sie männlichen Geschlechtes sind.
    Die Lumen, sagte ich, sind noch aus einer grauen Vorzeit. Als ihre Vorväter uns verließen, wurde zwar schon alles, was der Zahnarzt mit einem anstellte, betäubt, aber heute sind wir so weit, daß wir sogar das Brennen betäuben, wenn wir eine Hautabschürfung mit Jod desinfizi e ren. Und wenn uns wirklich mal ein Schmerz überrascht, steht es dem einzelnen frei, nichts zu sagen oder zu schreien. Ich persönlich sehe überhaupt nicht ein, warum ich nicht schreien soll, wenn es mir weh tut. Warum soll ich auch nicht heulen, wenn ich über etwas traurig bin? Man muß es nicht übertreiben, aber schreien, wenn es weh tut, ist ein Grundrecht des Menschen. Ich sehe nicht ein, warum es männlichen Erscheinungsformen nicht erlaubt sein soll.
    Aber wenn er schreit, sagte der Arzt, sie nannten ihn jedenfalls Hi p po, wenn er schreit, kann ich ihn nicht reparieren. Es war schon fra g lich bei Fuks, dessen Verletzungen qualitativ und

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