Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
Vom Netzwerk:
gar nicht möglich.
    Vielleicht tragen wir uns wieder ein, sagte Elektra und belassen es dann dabei.
    Nein, sagte ich, dauernd eingetragen ist man genauso leblos wie da u ernd ausgetragen.
    Sonnenblume entschuldigte sich in langen Windungen, und so gelan g ten wir wieder ins Haus dieser Prudenten.
    Diesmal sahen wir ihr Laboratorium aus einer anderen Perspektive, zwar auch hinter Glas, aber weiträumiger. Wir konnten von einem P o dest aus die ganze Anlage überblicken. Wir sahen diesmal mehr von den mageren beweglichen Burschen, die zwischen den Glasgeschlingen geisterten, als ob sie auf Rollschuhen liefen. Ich erkannte auch Hiron i mus und Petronius.
    Die sind wohl Chefprudenten? fragte ich Sonnenblume.
    Sie hätten das Zeug zu Führerpersönlichkeiten, sagte er, aber ihre Uneinsichtigkeit gegen unsere Ratschläge, ihr völliger Mangel an Selbs t kritik disqualifiziert sie leider. Trotzdem kann man sagen, daß sie aus der Gruppe der anderen hervorragen und daß sie in den sozialen Ran g kämpfen, die hier dauernd und erbittert und lautlos, je lautloser, um so erbitterter, ausgefochten werden, bisher gesiegt haben.
    Soziale Rangkämpfe, das war ein Wort, bei dem Elektras übernächtige Augen aufleuchteten. Sie zog ein neues Notizbuch heraus, beugte sich weit vor und starrte in den Arbeitsraum der Prudenten wie in ein Aqu a rium.
    Du kannst da noch so viel reingucken und noch so viel feststellen, sagte ich, es ist nicht die Wahrheit und wird nicht die Wahrheit sein. Wer beobachtet, braucht sich nicht zu wundern, wenn er nichts sieht.
    Du redest heute verworren, Merkur, sagte Elektra. Du bist unausg e schlafen. Du bist nicht ganz bei dir. Sag dann doch lieber nichts. Wer beobachtet, sieht sehr viel. Beobachtung ist eine der Grundlagen der Wissenschaft. Hätten nicht vor vielen Tausenden von Jahren Menschen den Sternenhimmel beobachtet, wären wir jetzt nicht hier auf Omega elf. Jetzt sieh dir doch mal an, wie sich die Prudenten gegenseitig Beine stellen. Siehst du, schon wieder. Diesmal war es Petronius. Und wie sie höhnisch grinsen, wenn einer fällt.
    Sie fallen elegant hin, sagte ich, man müßte das auch mal üben.
    Aber die Boshaftigkeit, die aus ihren Blicken spricht. Da geht es doch typisch um soziale Ränge. Und warum schlitzt jetzt der eine dem a n dern den Overall auf?
    Das sind deren Späße, sagte ich, die Anlage arbeitet von selbst. Was sollen sie machen? Die Beinstellerei ist Spiel, Gymnastik.
    Und das Aufschlitzen des Overalls? Das ist ein sinnloser Spaß. Jetzt zieht der schon einen neuen an, einen schwarzen diesmal. Die haben heute alle andere Overalls an. Jetzt klebt sich einer einen grünen Flicken auf seinen zerrissenen.
    Ich denke, die haben die Produktionswut, wozu dann den Flicken?
    Weil es horror aussieht, sagte ich. Wenn man genug Sachen hat, fi n det man Flicken horror.
    Elektra sagte plötzlich müde, sie stecken in einer Mühle, aus der sie nicht herauskönnen. Sie werden sich wahrscheinlich sehr schnell zugrunde richten. Ich glaube nicht, daß sie die Erde angreifen werden.
    An die Erde hatte ich schändlicherweise nicht mehr gedacht. Ich war nicht in Form. Ich fragte, du willst die Prudenten nicht mitnehmen?
    Aber wen sollen wir denn noch alles mitnehmen? fragte Elektra. S o viel faßt unser Schiff doch nicht. Es soll ein paar Dutzend Prudenten geben und dazu noch die siebenundfünfzig Lumen samt wissenschaftl i chen Unterlagen und musealen Gegenständen?
    Aber du kannst sie doch nicht im Modderwind eingehen lassen! Sie leben in Innenräumen, sagte Elektra.
    Eines Tages wird der Modderwind auch ihre Häuser zernagen. Und woher bekommen sie zu essen? Woher, Sonnenblume?
    Wir haben es ihnen bisher zugeleitet aus Gärten, die wir des Modde r winds wegen unterirdisch anlegten. Diese Gärten stehen ihnen dann selbstverständlich zur Verfügung ebenso wie die unterirdische Eiwei ß produktion in Form von Kleinvögeln, Fischen und Muscheln.
    Na, wunderbar, sagte Elektra.
    Aber der Modderwind, sagte ich.
    Sonnenblume hat ihnen doch die Unterlagen gezeigt, aus denen sie ersehen können, woher der Modderwind kommt, wie er entsteht und wie er verhindert werden kann.
    Sie haben sie sogar selbst ausgearbeitet, sagte Sonnenblume.
    Siehst du, Merkur. Und daraus müssen sie bei ihrer Intelligenz ers e hen haben, daß sie mit ihrer Produktionswut aufhören müssen, wenn sie noch eine Weile Sauerstoffwind haben wollen. Sie kennen die Situ a tion bestens. Sie haben sie selbst analysiert.
    Ja, sagte ich,

Weitere Kostenlose Bücher