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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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wegen Oma Twins Spinn e reien das Reden verkneifen und die Gelegenheit verstreichen lassen, etwas über die Prudenten zu erfahren? Denn dazu bin ich hier. Und wenn ich mich auch nicht mehr übermäßig engagieren, sondern so schnell wie möglich abfliegen will, damit ich zu Hause noch einen a n ständigen aufblasbaren Bungalow abkriege, bevor die nicht mehr ang e fertigt werden, muß ich trotzdem ein paar Fakten für einen Bericht zusammenkratzen.
    Ich hätte natürlich warten sollen, bis Ludana zu reden anfing. Soviel Geduld hätte ich aufbringen sollen, aber ich stand zu sehr unter dem Eindruck des allmählichen Auftauens, so daß ich sie fragte, was ihr Name eigentlich bedeute. Ob sie vielleicht ein Spielmädchen sei.
    Sie sah mich wütend an. Sind Sie von der besoffenen Kugel hierhe r gekommen, um mich Quatsch zu fragen?
    Wieso? fragte ich. Ein Spielmädchen ist doch kein Quatsch. Ich stelle mir darunter ein Mädchen vor, daß mit allem spielen möchte, was ihm in den Weg kommt, zum Beispiel mit den Möglichkeiten. Vielleicht haben Sie gerade, als Sie stundenlang stumm dagesessen haben, mit Möglichkeiten herumgespielt. Es ist ein sauberes, raumsparendes, ene r gieunaufwendiges Spiel und dabei unbegrenzt.
    Unsinn, sagte sie, ich weiß nicht, was das ist: spielen. Mit Möglichke i ten spielt man nicht, Möglichkeiten erwägt man, oder man wählt sie aus, man erörtert sie.
    Ich spiele manchmal, sagte ich, ohne daß es jemand bemerkt.
    Ach was, sagte Ludana, als Sie vorhin so idiotisch aussahen, haben Sie an etwas gedacht. Sie haben krampfhaft überlegt, wie Sie mich zum Reden veranlassen sollen. Aber ich habe ernstere Probleme im Kopf, zum Beispiel die Rollschuhe, die habe ich entwickelt; es ist ja viel effe k tiver zu gleiten, als umständlich zu treten. Die Prudenten sind darin geradezu gefräßig – dauernd verlangen sie etwas Neues. Und wenn man ihnen nichts bietet, fangen sie an, sich gegenseitig Beine zu stellen oder sich die Haare anzuzünden und solche Fehlhandlungen. Ich sage ja nicht, daß sie unsympathisch sind. Ich mag sie ganz gern, aber manc h mal fände ich es gut, wenn eine Möglichkeit bestünde, daß sie auch Lumenfrauen heiraten. Aber das gestatten die Lumen nicht, und sie wollen auch nicht, daß Prudentenfrauen Lumen heiraten. Darauf ve r zichte ich allerdings gern. Hironimus und Petronius würden sich auch weigern, mit Luminnen Kontakt aufzunehmen; sie sind ihnen zu dick und zu gefühlstriefend. Ununterbrochen futtern die.
    Das ist auch mein Eindruck, sagte ich, aber auf der Erde hatte ich e i ne Freundin, die war horror, die dachte sich immer was Neues aus, womit sie mich überraschte. Einmal war ihr Haar fuchsienrot, und als ich sie das letzte Mal besuchte, war es grün. Einmal habe ich mit ihr einen echten Sturm in einer Wohngondel erlebt, da rollten wir in einem Teppich hin und her.
    Plötzlich sagte ich nichts mehr. Mein Rücken taute auf. Ich fühlte schon ein Kribbeln in der Schulter.
    Ich fragte, was wird eigentlich mit mir, Ludana, wenn ich ganz aufg e taut bin?
    Darüber haben sie mich nicht informiert. Ich bin fürs Auftauen z u ständig. Alles, was ich an mir habe, ist mit Wärmestrahlen aufgeladen, die Farben, das Hemd, das Haar. Und wenn Sie wieder normal temp e riert sind, ziehe ich mich zurück.
     
     
    17
    Ich dachte, jetzt mußt du jede Möglichkeit zur Information benutzen, mußt deinen Charme spielen lassen, da bemerkte ich, daß ich nackt war. Ich nahm deshalb das Laken und umhüllte meine Hüften, denn ich bin mir nie sicher, wie weit der Charme eines Mannes reicht.
    Ich sagte: Ihr lebt hier doch im allgemeinen unter ganz mensche n würdigen Umständen. Besser als die Lumen, dachte ich, jedenfalls schienen sie glücklicher zu sein. Die Lumen, sagte ich, sind eigentlich ganz arme Hunde.
    Wieso denn das? fragte Ludana. Über dem einen Auge stieg die Braue spitzwinklig hoch. Die Lumen sind doch prächtige Wesen. Ich wundere mich schon die ganze Zeit, daß Sie es abgelehnt haben, den Idealen der Lumen nachzustreben.
    Wir können natürlich auch du sagen, schlug ich vor. Hier scheint es mit Du und Sie etwas durcheinanderzugehen.
    Eigentlich sind wir mehr für Du, sagte sie, aber die Lumen sollen wir mit Sie anreden, das machen wir äußerst ungern. Valentin Fuks wehrt sich jetzt nicht mehr dagegen, daß wir ihn duzen.
    Ich finde es auch altmodisch, Sie zu sagen, erklärte ich, auf der Erde gibt es diese Überbleibsel auch noch. Mancher glaubt, wenn er du sagt, wäre keine

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