Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
Vom Netzwerk:
auch gar nicht kalt, Ludana hatte nur ein Hemd an mit einer unbestimmten Muschelfarbe, ein bißchen perlmutt, ein bißchen silber, und in derse l ben Farbe auch Sandalen mit dicken Sohlen und dicken Absätzen. Auf diesen Dingern glitt sie schnell an mich heran.
    Ich mußte gleich mal fragen, was das für Schuhe waren, auf denen sie so gleiten konnte.
    Sie antwortete aber nicht, sondern sah mich gleichgültig an.
    Ich wiederholte meine Frage, sie zuckte mit den Schultern und glitt ein paarmal auf ihren Schuhen hin und her.
    Sind das Rollschuhe? fragte ich.
    Da zog sie einen aus und zeigte mir die Unterseite. Ich konnte unter einer dicken hohlen Sohle Gleiträder sehen.
    Das tragen wir doch alle, sagte Ludana.
    Sie hockte sich auf den kahlen Boden und zog ein Gesicht, als lan g weile sie sich stink.
    Wie mir Herr Hippo sagte, fing ich an, wollten Sie sich darum kü m mern, daß ich die Kälte loswerde.
    Aber ich kriegte gleich einen Schreck, das konnte sie womöglich falsch auffassen. Ich hatte überhaupt keine Lust mehr, ein Risiko einz u gehen. Ich dachte plötzlich an die Ermahnungen von Medea Twin, die sollte mich aufwärmen und gleichzeitig aushorchen, mich aufs Kreuz legen, worauf ich allerdings schon lag.
    Daß sie so gut wie nichts sagte und stumpf am Boden hockte, war Psychomasche. Ich sollte anfangen zu reden, denn kein Mensch hält es aus, so weiß ich es aus den alten Filmen, nicht zu reden, wenn er nicht gefragt wird. Gerade ich bin einer, der gerne redet, wenn alle ändern stumm sind, wenn sich keiner traut. Ich fange mit der Diskussion an, und wenn ich Blödsinn rede, aber die Diskussion ist in Gang geko m men. Darauf kommt es bei Diskussionen an, daß sie in Gang kommen. Was nutzt schon ein vernünftiger Einfall, wenn er nicht ausgesprochen wird. Blödsinn, ausgesprochen, hat auch sein Gutes, denn man kann immer noch davon lernen, was für Unsinn sich aussprechen läßt. Nun dachte ich an die Oma Twin.
    Meine Zunge, die nicht kälteschlief, wollte reden. Ich klemmte sie zwischen meinen Zähnen fest. Du redest jetzt nicht mehr, Merkur.
    Ludana sprach auch kein Wort.
    Ich beschäftigte mich damit, ihr Gesicht mit den Augen abzugrasen. Es war kein angel-face, nicht weil es nicht so weiß war wie Elektras. Es gibt auch braune angels, aber es war nicht so harmonisch wie Elektras, nicht so schön geformt, es kam mir nicht so abgezirkelt vor wie Ele k tras Gesicht, nicht so berechnet, so mathematisch. Eher kam es mir wie Albernas vor, bei der das eine Auge etwas höher saß als das andere, ich wußte nur nicht mehr genau, ob es das rechte oder das linke war. L u dana hatte unter dem einen Auge einen runden dunklen Fleck, vielleicht so groß wie eine Schokoladenpille aus dem Puppenladen. Ihr Mund war äußerst breit, und ihre Lippen waren voll, die Nase im Gegensatz zu Elektras klassischer Nase ordinär, kurz, und ihre Spitze zeigte ein bi ß chen aufwärts. Ich hatte den Eindruck eines Clowngesichts. Vielleicht lag das auch an der großen Halskrause, die sie trug.
    Ich graste natürlich auch ihr Hemd mit den Augen ab. Es war in ke i ner Weise an der Mode der Lumen orientiert, aber mich wunderte, daß es im Gegensatz zu den Overalls der männlichen Prudenten undurc h sichtig war.
    Ich dachte, hier soll es wohl ganz raffiniert zugehen. Die raffiniert e sten Frauen sollen solche sein, die nichts von sich zeigen. Sie setzen einen Mann am schnellsten matt, weil sie ihn plötzlich schocken. Was sollte eigentlich der Name Ludana bedeuten? Hatte er etwas mit Luder, Ludrigkeit, ludrig zu tun oder mit ludisch, was spielerisch heißen sollte?
    Aber Ludana saß auf untergeschlagenen Rollschuhen da und sah überhaupt nicht spielerisch aus. Ihre Farben verströmten Wärme, sie duftete auch, und zwar nach Mandeln und Honig. Die äußeren Eige n schaften, vor denen Medea Twin mich seherisch gewarnt hatte, waren alle da, aber ihr Gesicht sah so aus wie meins, wenn ich meinen Spez i almuffel mache, Kinn ein bißchen vorgeschoben, Mund blöde offen, Augen wie Thunmakrele. Ich machte nun auch meinen Muffel, und wir muffelten uns beide an, bis ich plötzlich merkte, daß in meinen neug e schweißten Fuß wieder Gefühl kam.
    Ich sagte: Au, mein Fuß kribbelt.
    Ludana zog eine Stielbrille, wie sie Hironimus benutzte, betrachtete, ohne sich näherzubemühen, meinen Fuß, steckte die Brille weg und muffelte weiter.
    Ich merkte bald, daß auch mein Finger kribbelte, sagte es aber nicht. Dann dachte ich, soll ich mir eigentlich nur

Weitere Kostenlose Bücher