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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Distanz da. Und nun ist es bei uns jedem freigestellt, Du oder Sie zu benutzen. Ich sage am liebsten du.
    Sehr schön, sagte sie, aber warum strebst du nicht den Idealen der Lumen nach? Hast du es aufgegeben, ein Lume sein zu wollen oder doch annähernd einer? Ist dieses hohe Ziel unerreichbar für einen g e wöhnlichen Erdlatscher?
    Ich habe überhaupt keine Lust, ein Lume zu sein, sagte ich, bei uns will das niemand. Das wäre wirklich das letzte.
    Dann müßt ihr aber moralisch sehr tief stehen, sagte Ludana.
    Ich kam nicht damit klar, ob sie es ernst meinte oder ob sie mich ve r alberte.
    Wenn ihr vielleicht auch einseht, daß ihr niemals Lumen werden könnt, solltet ihr doch wenigstens danach streben. Es sollte euer tiefstes Bestreben sein, denn die Lumen sind etwas Besonderes, sie sind die höchstentwickelten Lebewesen, die die Erde hervorgebracht hat bezi e hungsweise sogar das All. Sie sind Erscheinungsformen höherer Or d nung, wie sie es uns im Schulunterricht beibringen.
    Ihr geht auch zur Schule?
    Na ja, sagte Ludana, die Lumen haben vorgefertigte Programme, die wir in unsere Computer einhängen, und wenn wir in das Alter kommen, in dem die Lumen ihre Kinder mit Unterricht zu belästigen pflegen, müssen wir uns das anhören.
    Hört ihr es euch auch wirklich an?
    Gelegentlich, sagte sie, so zwischendurch, man muß ja über ihre A n sichten informiert sein. Dieser Schulunterricht ist ein Zugeständnis von uns. Die Lumen möchten so gerne lehren, das ist eine Eigenart von ihnen. Wir lernen lieber.
    Was habt ihr denn von den Lumen gelernt?
    Die Lumen, sagte sie, sind eben Erscheinungsformen höherer Or d nung. Sie haben die Erde verlassen, weil sie eine abgetretene Kugel war, geistig gesehen, und weil man ihnen da nicht mehr folgen konnte. Es gibt, so sagen die Lumen, für höher denkende Wesen unter einer Masse niedrig denkender keine geistige Freiheit. Das leuchtet mir sogar ein.
    Haben sie euch auch erzählt, wie sich das konkret abgespielt hat?
    Nein, sagte sie, es war ja für den Schulunterricht, und der ist mehr al l gemein; es heißt ja allgemeinbildende Schule. Die konkreten Dinge bringen wir uns selber bei.
    Dann wißt ihr gar nicht, daß eigentlich die Erdenleute die Vorväter der Lumen verscheucht haben?
    Nein, sagte sie, so lernen wir es nicht. Die Lumen sind freiwillig g e gangen, um auf Omega elf eine Kolonie höchstentwickelter Wesen au f zubauen. Man bat sie, auf der Erde zu bleiben, und seit ihrem Abflug ist dort auch nicht mehr viel los, verglichen mit den Ansprüchen, die die Lumen stellen. Wirklich, ich weiß es auswendig, händeringend bat man sie, der Erde nicht ihr Geisteslicht zu rauben. Aber sie stiegen in den Raum, um Menschen nach ihrem Maß zu schaffen.
    Das hatte man ihnen auf der Erde nicht erlaubt. Unsere Vorväter lehnten die Versuche der Lumen ab, Menschen für alle möglichen Zwecke passend einzurichten.
    Seid ihr etwa noch auf dem Stand eurer Vorväter?
    Darin ja, sagte ich, das kann ich dir versichern.
    Ich dachte es mir schon, sagte sie, eure Moral ist angeknackt, ihr wollt noch nicht mal bessere Menschen; ihr wollt, genau wie die Lumen es uns beibringen, in eurem dumpfen Mief euch gegenseitig etwas vormi e fen. Niemand erhebt auch nur ein Glied zum Aufstieg in höhere Bere i che.
    Doch, sagte ich, zum Beispiel Elektra und ich. Wir sind in den Raum gestiegen, in einer Kapsel neuester Konstruktion mit neuester Elektr o nik.
    Aber bessere Menschen?
    Wer will kein besserer Mensch sein, sagte ich. Ist aber der ein besserer Mensch, der handlich ist für jeweils einen Zweck? Denn das war doch das Ziel der Lumen, wenn ich mich nicht irre.
    Wenn aber der Zweck produktiv ist? fragte sie.
    Was haben die euch denn da eingetrichtert? Was ist ein besserer Mensch? Das ist ein anständigerer, ein netterer, ein hilfsbereiterer, in dieser Richtung geht das. Ein besserer Mensch, das ist etwas für Pä d agogen, nicht für Biologen.
    Dann wollt ihr also einen anständigen, hilfsbereiten, netten, aber hä ß lichen, dummen Menschen, sagte Ludana.
    Ich fragte: Findest du mich dumm und häßlich?
    Nein, sagte sie, aber ihr habt euer Ziel eben noch nicht erreicht. Da fiel mir der Hauptgrund ein, weshalb unsere Vorväter die Experimente der Lumen verboten hatten. Er war mir nicht eher eingefallen, weil er so selbstverständlich für mich war, daß ich ihn, wenn er in den Enz y klopädien und in dem Material über die Lumen auftauchte, übersah, und auch als ich es jetzt Ludana erklärte, war es

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