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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Haus, in das ich ging, glich innen zwar genau dem Hotel, aber drinnen war kein Mensch zu sehen und auch kein Ton zu hören.
    Ich ging ins nächste Haus. Das sah genauso aus, sogar die Teppiche auf seinen Treppen waren genauso grün, aber auch dieses Haus war menschenleer und totenstill.
    Ich stieg noch durch acht solcher Häuser, und alle rochen betäubend neu. Schließlich traf ich im letzten Haus eine Frau, die auf der Treppe saß und nicht vor konnte und nicht zurück. Ihr Mann hatte sie immer die Treppe hinaufgeschleppt, weil sie zu schwer war, um es selber zu schaffen. Er war jetzt aber tot. Ich hievte sie also hoch und packte sie auch noch ins Bett, nachdem ich es aus seiner Plasthülle gerissen hatte.
    Wo stecken denn die Leute, die in den andern Häusern wohnen? fra g te ich.
    Die sind gestorben, sagte sie.
    Und wann?
    Schon lange.
    Trotzdem wird ihre Einrichtung immer wieder neu montiert?
    Natürlich, hier herrscht Ordnung. Dann bat sie mich, den Nach t schrank aufzuziehen, darin lag eine Kremtorte, ganz frisch, noch in der Assiette. Sie nahm sie in die Hand, legte sie sich aufs Gesicht und aß.
    Hier werden Torten gleich ans Bett geliefert? fragte ich.
    Ja, auf Bestellung, sagte sie, war aber nicht ganz anwesend.
    Woran sind die Leute aus den andern Häusern denn gestorben?
    Sie sagte, den Mund voll Tortenschmadder: Das Herz hat nicht mehr mitgemacht.
    Als ich wieder auf die Straße gelaufen war, dachte ich, hier werde ich so lange umherirren, bis ich tot umfalle. Vielleicht war das gar nicht die richtige Lumenstadt, in der ich mit Elektra empfangen worden war und wo wir unsere Hochzeit abgezogen hatten. Sie hatten vielleicht noch andere Städte, die sie uns verheimlichten, und aus Versehen hatte mich der Fahrer hierhergefahren – oder auch absichtlich. Ich dachte, ich müßte wenigstens das Standesamt identifizieren, dann könnte ich nac h fragen, ob hier Merkur und Elektra Erdenson wohnhaft wären, aber mir fiel ein, daß wir beim Standesamt ja ausgetragen waren. Wir ex i stierten nicht. Das hatten die Lumen teuflisch eingefädelt, sie orientie r ten sich immer noch an den alten Filmen. Auf solche Methoden sind fortgeschrittene Erdenbürger überhaupt nicht mehr eingestellt, wir s e hen das immer nur historisch. Praktischen Wert messen wir solchem alten Film nicht bei.
    Ich wurde wütend auf Cäsar Brynn, der einem die historische Bede u tung des Unternehmens eintrichterte, und auch auf Oma Twin, die von dem Spiel mit Möglichkeiten spann, anstatt uns ein Buch in die Hand zu geben, in dem die Fälle, die auf einen zukommen können, genau verzeichnet sind, so daß man jeweils nur nachzuschlagen braucht. En t schuldigen Sie bitte, mein Hotel ist verschwunden, wo kann ich den Verlust anmelden? So aber stand ich hilflos da.
    In dem sonnengeblümten Anzug fing ich an zu frieren. Er war für Innenräume, und der Sauerstoffwind wehte ziemlich scharf. Ich lief ein bißchen, um mich warm zu machen.
    Dadurch fiel ich den Lumen, die wieder auf die Straße krochen, auf.
    Was ist denn das für einer?
    Das ist doch ein Prudent.
    Natürlich, ein ausgewachsener Prudent.
    Mit Sonnenblumen.
    Diese Frechheit, noch unsere Symbole zu beschmutzen.
    Ich rannte wie verrückt, die Reparaturstellen taten überhaupt nicht weh, ich konnte besser laufen als vorher, nur der Overall war etwas eng. Ich traute mich aber nicht, ihn auszuziehen.
    Schließlich, nachdem ich ohne Ziel und ohne Orientierungsmöglic h keit gerannt war, wurde ich, obwohl ich noch die Rollschuhe an den Füßen hatte, hundemüde. Ich hatte Angst, ich würde plötzlich ausru t schen und mir was brechen. Ich zog sie aus, nahm sie in die Hand und lief barfuß, aber die harten, glatten Fliesenstraßen waren nichts für me i ne Füße.
    Die Lumen stiegen in ihre Autos, sie konnten mich leicht umstellen und dann plattfahren. Wenn wenigstens der finstere Fahrer wieder au f getaucht wäre! Wie betrunken schwankte ich in einen Hauseingang.
    Und dieses Haus war zufällig bewohnt.
    Ich dachte, ich träumte, als ich Elektras Stimme hörte. Aber Merkur, wie siehst du aus? Mit den Symbolen der Rückkehr zur Erde und mit einer Beule an der Stirn? – Doch, es war Elektras Stimme. Es war auch Elektras Gesicht.
    Ist das hier unser Hotel?
    Natürlich, sagte sie, ich warte schon auf dich. Der Fahrer rief an, er hätte dich hier in der Nähe abgesetzt.
    Ich sagte ihr nichts von meinem Irrlauf. Ich konnte überhaupt nichts sagen. Ich war wie erschlagen, einfach fertig. Im Hotel war

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