Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI
verdammt hatte und daß ich mich in allem von Elektra führen lassen wollte. Da war ich aber auch in einer blöden Situation, dachte ich, da war ich ja benommen, überhaupt nicht in Form. Jetzt hat sich die Situation geändert, jetzt habe ich den Modderwind erledigt.
Wirst du Elektra von mir grüßen? fragte Ludana. Erzähl ihr doch, wie schön wir es hatten.
Ich werde sie grüßen und ihr sagen, daß du drei Augen hast, sagte ich.
Und wann kommst du wieder?
Wenn ich die Alge habe. Und dann, dachte ich, ab in die Kapsel.
21
Zunächst mußte ich in das hermetisch abgeschlossene Auto, das die Lumen mir schickten, aber Sonnenblume saß nicht drin, ebensowenig Elektra.
Der Lume, der es steuerte, war einer von den vielen, die mich zu me i ner Hochzeit beglückwünscht hatten. Sein Gesicht war verquollen und plattgedrückt. Platt sehen die Gesichter hinter der Scheibe des Saue r stoffschutzhelms immer ein bißchen aus, aber dieses schien auseina n derzulaufen wie Eierkuchenteig; bloß der Helm hielt die Masse noch zusammen.
Der Lume hockte da, als ob er die biologischen Prozesse in seinem Innern konzentriert verfolgte oder sie nicht stören wollte. Er hielt sich steif und ein bißchen schräg nach vorn geneigt. Ich dachte an ein Foto in einem alten Doktorbuch bei uns zu Hause, Patient mit Völlegefühl und Sodbrennen. Der Mann auf dem Foto hatte den gleichen Blick, die Augen ängstlich auf seine inneren Vorgänge gerichtet. Beide, Patient und dieser Lume, der mich zur Stadt der Lumen fuhr, sahen aus, als ob sie eine Stinklaune hätten. Der Lume hatte mir damals sicherlich die Hand geschüttelt und mich als seinen Retter angesprochen, dem er ewig danken wollte. Vielleicht hatte er auch in der Blaskapelle zu meinen Ehren mitgeblasen.
Jetzt saß er finster da und reagierte nicht auf meinen Gruß, und als ich ihn in meiner gehobenen Stimmung anlachte, sah er starr geradeaus.
Ich versuchte dann nicht mehr, mit ihm Beziehungen aufzunehmen, sein finsteres Sitzen bedrückte mich. Die Stimmung, in der ich mich befand, leuchtend orangerot mit Honiggold, bekam schon einen Scha t ten. Ich dachte sogar, etwas stimmt nicht. Warum kommt Fuks nicht selber? Ich hatte das Gefühl von dicker Luft.
Als der Lume nun auch noch einen anderen Weg einschlug, als wir ihn damals mit Fuks gefahren waren, fühlte ich mich fast ungemütlich.
Ich sah eine gewaltige Wand aus Müll und Gerumpel vor uns, die Spitzen waren im Nebel oder sogar in Wolken versteckt. Der Lume fuhr auch ganz dicht an einer Steilwand vorbei, und die bestand nicht aus dem herkömmlichen Gerumpel, auch nicht aus gerade demontie r ten Gegenständen, sondern aus neuesten Produkten, zum Beispiel aus Containern, die noch nicht geöffnet waren; Raumtextilien, stand drauf. Ich las auch, Oberbekleidung für Herren, Bauchweiten. Da türmten sich neue Betten, auf denen neuer Staub lag, und durchsichtige Behälter mit Tafelgeschirr, Fotoapparaten, Fernsehlampen, Rauchverzehrern, Blumenvasen, Garnituren sanitärer Anlagen, plastumhüllt, dann ein Höhenzug aus Autos, flotte Oldtimer, fabrikneu, und eine Wand aus lauter Käse, und einer rollte uns vor die Räder, und der Lume fuhr ihn breit, ohne auf ihn durch ein Augenzwinkern oder eine Kopfbewegung einzugehen.
Das waren also die Gebirge, wo die Produktion hinkam, die nicht erst ausgeliefert, sondern gleich abgelagert wurde, und das fand ich noch unheimlicher als die Abfallberge, die durch Verwitterung schon zu e i nem Teil der Natur geworden waren. Ich kam mir wie auf einem Frie d hof vor.
Als am Horizont die Lumenstadt auftauchte, war ich froh. Sie lag im schönsten Licht der Sauerstoffperiode. Die Kachelhäuser glänzten vor dem blauen Himmel. Das würde bald ein Bild von Dauer sein.
Ich glaubte jetzt den aufgequollenen Lumen zu verstehen. Wie sollte er nicht schlecht gelaunt sein? Er kannte ja nur die Perspektive eines ständigen Modderwindes, und gerne hätte ich ihm erzählt, daß mit dem Modderwind bald Schluß sein würde, aber er sah zu finster aus.
Am Stadtrand begegneten uns der städtische Staubsauger und der Schaumreinigungswagen, sie hatten wahrscheinlich gerade die fliesenb e legten Plätze und die Häuser entstaubt und gewaschen.
Auch sie erschienen mir düster gestimmt. Ich hatte den Eindruck, es fiel ihnen schwer, sich in die Blechhallen zu bemühen, in denen sie sich aufbewahrten. In so einer Halle war auch unser Raumschiff unterg e bracht. Ich bemühte mich, es zu sehen, aber ich wußte nicht,
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