Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
Vom Netzwerk:
welche Halle es war. Die Türen waren alle geschlossen. Ich sah also nur, wie die mechanischen Stadtreiniger in die Halle rasselten und die Blecht ü ren hinter sich zuklappten. Die grauen Urwelttiere, schwerfällig gepa n zert, schleppen sich in ihre Höhle. Der Anblick erheiterte mich.
    Aber die bunten Kacheln in den Straßen, die frisch gereinigten Fe n ster, hinter denen knallweiße Gardinen hingen, stimmten mich traurig. Ich konnte mir nicht helfen, obwohl doch gerade die Reinigung durc h geführt worden war, kamen mir die Farben stumpf vor.
    Als ich die ersten Lumen erblickte, die sich nach dem Einsetzen des Sauerstoffwindes auf die Straße wagten, fand ich sie in nicht besserer Stimmung als den Mann, der mich fuhr. Sie alle schienen unter Völleg e fühl und innerem Druck zu leiden. Sie gingen steifbeinig, als ob ihre Beine Säulen wären, die sie mit großer Anstrengung voreinandersetzen mußten.
    Die paar Kinder, die sie hatten, standen an einem Fliesenplatz und t a ten nichts. Ich dachte, vielleicht wird mal eins über den Platz schlittern oder eine Fliese mit Kreide bekritzeln, aber nichts dergleichen geschah. Sie standen mit mürrischen Gesichtern und futterten. Sie besaßen alle ein Doppelkinn, und ihre Augen schielten nach innen, während sie den eßbaren Gegenstand fixierten, mit dem sich der Mund abmühte.
    Die Lumenbabys, auf die sie aufpassen sollten, machten ebenfalls mürrische Gesichter. Sie saßen wie mißgestimmte Buddhafiguren in ihren fabrikneuen Wagen und besabberten ihre Pluderanzüge. An e i nem Wagen kamen wir dicht vorbei. Ich konnte sehen, daß das Baby in einem Haufen zerdrückter Kuchen und Lutscher saß.
    Direkt niederschmetternd aber wirkten diesmal die Lumenfrauen auf mich. Ich sah bloß drei; sie schienen es für eine unerhörte Strapaze zu halten, daß sie sich auf die Straße begeben hatten. Sie zeigten erschöp f te Mienen, obwohl sie nur vor der Haustür standen und unserem Auto nachglotzten, unförmige Fettgebilde mit Fischaugen. Ich hatte, obwohl das Auto hermetisch abgeschlossen war, den Eindruck, daß sie nicht frisch dufteten. Ich hörte dann die übliche Sirene, die das Kommen der Demontagegreifer und der Containerwagen ankündigte; sie brummte erst tief, dann stieg ihr Ton hysterisch in die Höhe. Mir klang sie u n heimlich in den Ohren, obwohl ich sie im Wagen nur schwach verne h men konnte. Ich sah die Kinder sich umdrehen und schwerfällig zu den Häusern tappen, die Babywagen zerrten sie wie schwere Lastkarren hinter sich her, und die Frauen winkten ihnen zu, indem sie ihre fetten Arme schwangen, als ob sie schwimmen wollten.
    So scheußlich hatte ich sie anfangs nicht gefunden, aber jetzt verglich ich ihre Bewegungen mit denen der Prudenten. Wenn die Lumen ve r suchen wollten, auf Rollschuhen zu gleiten, würden sie sich die Beine brechen.
    Der Wagen hielt dann, und ich sah schon die ersten Greiferautos kommen.
    Der Lume, der mich gefahren hatte, bewegte seinen dicken Kopf; das sollte heißen: aussteigen. Ich stieg auch aus und stellte mich in einen Hausflur. Ich klappte den Sauerstoffhelm ‘runter, und gleich roch ich dumpfe Luft.
    Eine Frau erschien auf der Treppe. Was wollen Sie? Jetzt ist die Gre i ferstunde, da hat sich hier kein Fremder aufzuhalten.
    Ich bin doch Merkur Erdenson.
    Das spielt hier keine Rolle, verlassen Sie das Haus.
    Ich irrte also durch die Stadt, denn merkwürdigerweise konnte ich das Hotel nicht finden.
    Ich schlängelte mich zwischen Greifern und Containern wie ein Hund herum. Sie grasten alles ab. Nur an den äußersten Stadtrand begaben sie sich nicht, da war wohl nichts zu demontieren, da standen ein paar fl a che Steinbaracken, ungekachelt, wahrscheinlich leere Schuppen. Ich dachte, die könnten sie gleich ganz abreißen.
    Als das Gedröhn der Demontage und Remontage vorüber war, suc h te ich weiter nach dem Hotel. Ich habe an sich ein gutes Ortsgedäch t nis, zu Hause auf der Erde finde ich Straßen wieder, durch die ich Jahre vorher ein einziges Mal und nur bei Dunkelheit gefahren bin, aber in der Lumenstadt konnte ich mich an diesem Tag nicht orientieren. Ich wußte nicht mehr, wie unser Hotel von außen ausgesehen hatte. Die bunten Plätze verwechselte ich alle. Ich stellte fest, ein Haus sah wie das andere aas, glänzend und farbig, die Fenster blendeten und die Gard i nen knallten weiß, und trotzdem erschien es mir stumpf.
    Ich ging dann eine Straße lang, die mir bekannt vorkam, und dachte, hier müßte es sein. Das erste

Weitere Kostenlose Bücher