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Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI

Titel: Unheimliche Erscheinungsformen auf Omega XI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Prudenten erfahren wollen. Soll ich ihm sagen, daß ich weiß, daß es Roburen gibt?
    Das muß sich erst ergeben, sagte Elektra. Ich lasse während dieser Teestunde fünf Rosen aufblühen. Wenn ich aber noch eine sechste aufblühen lasse, bedeutet es, sprich von den Roburen. Wir wissen ja nicht, ob es nötig ist, ihn ein bißchen zu schocken. Ein bißchen von dem, was man weiß, soll man manchmal durchblicken lassen. Man sagt dann dem Gegner nichts Neues – sie nannte den lieben Sonnenblume tatsächlich Gegner –, nur, daß man es eben weiß, aber man erfährt e t was über ihn. Man muß abschätzen, ob es sich lohnt. Festlegen kann man das nicht, und denk jetzt bloß nicht, ich gebe hier ein Programm darüber, wie wir mit ihm zu sprechen haben. Für ein Gespräch ein Pr o gramm auszuarbeiten, an das man sich sklavisch hält, ist eine Clow n nummer, aber keine wissenschaftliche Arbeit.
    Aber was soll ich Sonnenblume erzählen?
    Ach, Merkur, kannst du nicht ein bißchen jammern und klagen? Du bist doch ein Mann, zeig Sonnenblume die Stellen, an denen du operiert wurdest.
    Aber ich weiß ja gar nicht mehr, wo die waren. Man sieht da nichts, und ich fühle überhaupt nichts mehr.
    Du sollst ja auch nichts sehen, und du sollst nichts fühlen, sondern Sonnenblume. Übrigens hast du ja noch deine Beule, vielleicht könntest du die ein bißchen aufblasen.
    Also, falsches Heldentum liegt mir nicht, sagte ich.
    Aber Merkur, du bist doch ein begabter Junge.
    Ich bemerkte einen Stich Ironie in Elektras Ton. Ich meine, die Pr u denten, die so anständig zu mir waren, unnötig schlechtmachen, das ist mir zuwider.
    Unnötig ist es bestimmt nicht, sagte Elektra, und schlechtmachen kannst du sie bei Sonnenblume nicht mehr. Der sieht sie schon ganz schwarz. Sie lächelte mir aufmunternd zu. Sei nicht so schwerfällig, Merkur.
    Was sollte das bedeuten? Ich dachte, was ist in sie gefahren, die i m mer so für das Saubere und Ehrliche war und für das Korrekte und alles? Weil mich das so erstaunte, daß sie bezüglich Sonnenblume Wö r ter wie schocken und Gegner benutzte und ihn am Telefon lieber Freund nannte, diese Doppelrakete, die sie da steigen ließ, und weil sie mir kurz vor meinem Einbruch bei den Prudenten noch Sonnenblume praktisch als Musterknaben hingestellt hatte, war das für mich eine u n gewohnte, unheimliche Erscheinungsform meiner Frau Elektra. Ich fühlte mich, obwohl ich doch ein angeborenes Talent zum Schummeln und Manipulieren besitze, plump wie ein seit Stunden lahmgelegter Robure.
    Ich saß sprachlos im Sessel, während Elektra Sonnenblume, der indi f ferent strahlend eintrat, in ihre Teezeremonie einspann.
    Ja, lieber Freund, das sind die ewigen Teerosen. Die gab es meines Wissens noch nicht, als Ihre Vorfahren die Erde verließen. Aber wie ich sehe, blühen sie auch im Wasser von Omega elf. Schwarzer Tee, den gab es schon, als sie aufstiegen, aber Sie lernen ihn jetzt erst kennen, gebrüht mit dem Wasser der neuen Heimat.
    Sie hielt ja eine richtige Tischrede.
    Der zeitweiligen Heimat, sagte Sonnenblume.
    Elektra sagte, so könnte es präziser sein. Sie lächelte, und mit eine m mal wurde ihr Gesicht sehr besorgt. Da fiel eine Kummerfalte auf ihren Mundwinkel wie vom Schnellzeichner hingesetzt. Merkur, du bist wohl noch sehr mitgenommen?
    Ach nein, es geht schon, sagte ich.
    Vor allen Dingen, was Sie da tragen, sagte Fuks, haben Ihnen das die Prudenten übergezogen? Ich möchte sagen, eine solche Verwendung unserer Symbole ist eine beispiellose und infame Blasphemie. Ich meine das nicht auf Ihre Person bezogen, Merkur, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich werde sofort veranlassen, daß Ihnen anständige Kle i dung gebracht wird. Und dieses da, das verbrennen wir.
    Es könnte einen ekelhaften Gestank verbreiten, sagte Elektra, und das gerade in einer modderwindfreien Periode.
    Dann werfen wir es in eine zersetzende Lösung, die nichts davon ü b rigläßt, sagte Fuks.
    Aber Sonnenblume, wir sitzen jetzt so gemütlich beisammen, nun erst wieder andere Sachen heranholen, das schafft Unruhe. Bitte, Merkur, zieh deinen Pyjama an. Er ist ja noch vollkommen unberührt. Es wird unseren Freund nicht genieren.
    Meine Güte, wie sie das aussprach, wie die Damen aus den grauesten Vorzeitfilmen, so in dem Ton: Ach bitte, chèri, reichen Sie mir doch mein Necessaire.
    So ging es also jetzt bei Erdensons zu. Ich fand es zum Piepen, und da konnte ich plötzlich mitspielen. Ich legte mich im Pyjama in den Sessel. Und

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