Unit Kill
operieren?“
„Ja.“
„Sollten wir vielleicht mal über eine radikal andere Strecke nachdenken?“, fragte der Ingenieur mit einem listigen Gesichtsausdruck. Hansen blickte den Ingenieur verständnislos an.
„Vielleicht über einen Kurs zuerst in östlicher und dann später nördlicher Richtung? Einen Nordkurs, der dann ohne Wenden automatisch wieder zum Südkurs wird? “
Hansen blickte den Ingenieur immer noch mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck an. Dann fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war es! Das war die Alternative. Es gab sie doch! Und dann auch noch eine, an die garantiert niemand denken würde. Er merkte wie ein Adrenalinstoß durch seinen Körper drang.
Hansen wollte etwas erwidern, als ihm der Ingenieur zuvor kam und lächelnd meinte: „Wir können Ihnen zusätzlichen Dieseltreibstoff in Zehn- und Zwanzig-Liter-Kanistern geben. Soviel wie Sie an Bord unterbringen können. Sie müssen halt irgendwo unbemerkt auftauchen und manuell nachtanken, wir geben Ihnen die entsprechenden Schläuche, Trichter und eine elektrische Notpumpe mit. Damit schaffen Sie die Passage und haben anschließend noch sehr viel Spielraum für alle Eventualitäten.“
Auf Hansens Gesicht erschien der Anflug eines Lächelns, als er an das weitere Gespräch dachte, zu dem er zusätzlich seinen IWO und seine STO hinzu zog. Nach ausführlichem Brüten über Seekarten, Verbrauchsrechnungen, der Diskussion über mögliche Routen und dem Studium der aktuellen Satellitenphotos des Polarmeeres legten sie eine grobe Route fest. Hansen wollte auf kürzestem Weg in den Pazifik fahren, sich dabei möglichst nördlich halten und in die Beringsee einfahren. Dort würde es etwas haarig werden, denn in der Beringstraße betrug die Wassertiefe teilweise nur dreißig Meter. Aber genau für solche Tiefen war die Klasse 212A ja konstruiert worden, Hansen sah das schon fast als Vorteil. Die Tauchstrecke unter der Eiskappe des Nordpols hindurch, war von der Wassertiefe absolut unkritisch, hier war das Meer meist mehrere tausend Meter tief. Selbst der Gakkal- und der Lomonosov-Rücken, mächtige unterseeische Gebirgsketten, ragten auf der geplanten Route von U 37 nicht mehr als tausend Meter unter die Wasseroberfläche. Riskant war nur, dass mitten unter dem Eis der Brennstoffzellenantrieb versagen oder etwas anderes passieren könnte. Das war nicht ungefährlich. In ersterem Fall konnte man nur mit Batteriekraft fahren. Auftauchen konnte man jedoch auf der tausendvierhundert Seemeilen langen Strecke und dem Packeis nicht, außer man fand eine offene Stelle.
Hansen bemerkte während der Diskussion, dass sein IWO etliche fundierte Fragen hatte und sich im Nordpolarmeer offenbar sehr gut auszukennen schien. Er sprach ihn darauf an.
„Nein, Herr Kapitän, dort gewesen bin ich noch nicht. Also unter dem Eis meine ich. Aber in der Region, speziell auf Grönland, Spitzbergen und sogar auf dem Packeis war ich schon einige Male im Urlaub. Irgendwie fasziniert mich der hohe Norden und die Polarregion einfach. Und die Berichte der USS Nautilus und einiger anderer Packeis-Unterquerungen habe ich auch eingehend studiert. Deshalb bin da vielleicht etwas bewanderter als einige andere.“
Hansen dachte einen Augenblick nach. „IWO, möchten Sie die Unterquerung durchführen?“, fragte er schlicht.
Der ersten Wachoffizier verschlug es die Sprache.
„Sie planen das Ganze beginnend mit der Ausfahrt aus der Beringstraße und führen ab dem Tauchen unter das Eis das Boot solange, bis wir wieder auftauchen. Sie haben die Kommandantenprüfung. Sogar als einer der Besten. Trauen Sie sich das zu?“
„Jawohl, Herr Kapitän, das traue ich mir zu. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.“
„Gut, dann legen Sie gleich mit der Planung los, ich gehe mal kurz nach der Versorgung unseres Bootes schauen und komme dann wieder.“
Im Hinausgehen hörte Hansen, wie sein IWO sofort die Initiative in der Runde übernahm.
Und jetzt waren sie tatsächlich unter dem Packeis. Die Fahrt bis zur Packeisgrenze war nicht ganz unkompliziert gewesen. Die größte Stecke hatten sie abwechselnd mit Batterie- und Schnorchelfahrt zurück gelegt. Nur an kritischen Punkten, wie engen oder seichten Meerengen oder bei Annäherung an Schiffe wurde der Rhythmus unterbrochen und U 37 blieb länger getaucht.
Hansen hatte von Anfang an nicht vorgehabt, durch die Straße von Malakka zu fahren. Dort herrscht einfach ein viel zu starker Schiffsverkehr, weil
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