Unit Kill
Dank“, unterbrach Lüders die Stille.
Hermes blickte ihn fragend an.
„Ich meine, dass Sie U 37 voll ausgerüstet und bewaffnet und nicht nur mit sechs Torpedos in den Rohren los geschickt haben. Und das Sie uns bei der Auswahl der Männer freie Hand gelassen haben.“
„Und dafür, dass meine komplette Truppe voll bewaffnet dabei ist“, fügte Junghans düster drein blickend hinzu.
„Eine Einheit der Deutschen Marine, die ich mit einem Kampfauftrag entsende, geht voll besetzt, voll ausgerüstet und voll bewaffnet auf die Reise“, knurrte Hermes. „Oder gar nicht.“
Die drei blickten wieder auf das Wasser, dass mittlerweile fast ganz ruhig geworden war.
Inzwischen war U 37 auf zwanzig Meter Tiefe angelangt und nahm ganz leicht Fahrt auf. Die Mission hatte begonnen.
Kanzleramt, Berlin, Deutschland
Der Chef des Bundeskanzleramts lauschte am Telefon. Es war ein Gerät mit Hardwareverschlüsselung, das erst einige Wochen zuvor in seinem Büro installiert wurde. „Heute Nacht? Und wie lange werden sie bis in den Golf von Oman brauchen?“ Sein Gesprächspartner berichtete weiter.
„Gut, ich möchte, falls sonst nichts dazwischen kommt, sofort informiert werden, sobald das U-Boot in seinem Einsatzgebiet eingetroffen ist. Sind sie immer noch der Meinung, dass wir den Verteidigungsminister und den Inspekteur der Marine nicht langsam einweihen sollten? Nein? Gut, aber spätestens wenn U 37 wieder zurück ist, werde ich das tun. Gut, vielen Dank. Bis dann.“ Er legte auf.
Dem Chef des Bundeskanzleramts war nicht besonders wohl in seiner Haut. Es war vereinbart, den Bundeskanzler aus allen Einzelheiten derartiger Operationen völlig heraus zu halten. Dieser hatte nur vorgegeben, dass etwas getan werden müsse. In welchem Bereich etwas getan werden sollte, wurde hingegen von ihm selbst angeordnet. Die Umsetzung seiner Anweisung oblag dem BND und die Ausführung der Operation, zumindest in diesem Fall, der Deutschen Marine. Damit wurden Entscheidungsträger und Politiker umso mehr abgeschirmt und vor den Folgen von Fehlschlägen abgesichert, je höher sie in der Hierarchie waren. Wenn etwas schief ging, war insbesondere der Kanzler aus allem raus. Irgendwie fand der Chef des Bundeskanzleramts das unehrlich und zynisch, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Das war eben so. Sie alle, er mit eingeschlossen, hatten sich ja genau mit diesen und anderen, moralisch oft noch fragwürdigeren Methoden nach oben gekämpft. Dass mittlerweile keinerlei Kontrollgremien mehr in diese Entscheidungs- und Ausführungskette involviert waren, schien ihm dabei keinerlei Kopfzerbrechen zu bereiten. Er war felsenfest davon überzeugt, dass alles, was er und der BND taten, automatisch zum Wohl der Bundesrepublik und dem Schutz deutscher Bürgerinnen und Bürger geschah. Er hatte noch genau den Knauer-Report vor Augen.
Der Chef des Bundeskanzleramts bemerkte, dass er im Begriff war abzuschweifen und musste sich zwingen, wieder an die Operation ‚Persischer Hammer’ zu denken. Im Prinzip fand er das Ganze ja in Ordnung, es ging ihm nur etwas zu schnell. Aber offensichtlich hatten die Verantwortlichen alles im Griff. Soweit er das beurteilen konnte, hatte der BND die Operation perfekt vorbereitet und die Marine war dabei, ihren Auftrag wirklich professionell auszuführen. Gut, die Geldbeschaffung des BND, war jenseits von allem, was man eigentlich noch dulden konnte, aber andererseits war es auch die einzige Möglichkeit der Finanzierung gewesen. Ansonsten würde alles über die Ausschüsse und die Ministerialbürokratie laufen. Und das würde wiederum bedeuten, dass die Bundesrepublik in etwa fünf bis zehn Jahren mit einem Schlauchboot, natürlich ohne Motor, sofern die Grünen in dem betreffenden Ausschuss saßen, in den persischen Golf fahren würde um sich dem Terrorismus entschlossen aber gewaltfrei in den Weg zu stellen. Der Chef des Bundeskanzleramts seufzte. Dann lieber so, dachte er, wir müssen einfach etwas tun, um unsere Bürger zu schützen. Dass es vielleicht auch andere Lösungen gegeben hätte, kam ihm nicht in den Sinn. Er überlegte kurz und rief den Bundeskanzler an.
Bundesnachrichtendienst, Außenstelle Pullach, Deutschland
„Der Kanzleramtsminister möchte informiert werden, sobald U 37 in seinem Operationsgebiet eingetroffen ist.“ Der Gesichtsausdruck Klaasens verriet, dass er nicht besonders viel von diesem Wunsch hielt.
„Wenn es unbedingt sein muss, Dr. Klaasen“, antwortete sein Gegenüber
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