Unit Kill
auf U 37 die in der US-Navy und vielen anderen Marinen übliche Kennung. Hansen ging zum Lagedisplay und sah, dass die Richtungsgerade zum neuen Kontakt bereits angezeigt wurde.
„Jetzt drei Bearings. Sierra-Zwei als U-Boot, Typ Sechs-Acht-Acht identifiziert, Los-Angeles-Klasse, Geschwindigkeit aufgrund der Schraubendrehzahl mit dreiunddreißig Knoten berechnet.“
„Ja. Voraus hundert! Zieldatenermittlung auf Sierra-Zwei“, befahl Hansen, nach einem weiteren Blick auf sein Lagedisplay, gelassen. Von einem amerikanischen U-Boot sollte keine Gefahr ausgehen, abgesehen von einer versehentlichen Kollision. Und eine solche Gefahr drohte im Augenblick offensichtlich nicht.
„Wir bekommen das Signal über das PRS rein“, meldete der Sonarmeister. „Sierra-Zwei analysiert. Richtung Eins-Neun-Null Grad, Abstand fünftausend Meter, Geschwindigkeit dreißig Knoten, Kurs Null-Acht-Null Grad. Er wird uns bei unverändertem Eigenkurs in zehn Minuten in etwa viertausend Metern querab passieren.“
„Ja! Voraus fünfzig!“, befahl Hansen sofort. Gleich darauf kam die Bestätigung von der Maschine. Hansen wandte sich an die Leute in der Operationszentrale. „Zur Information: Wir haben Kontakt mit einem amerikanischen U-Boot der Los-Angeles-Klasse. Wir machen ganz leise und ganz langsam und lassen ihn einfach vorbei rauschen. Die haben es anscheinend eilig.“ Es wunderte ihn nicht weiter, hier auf ein fremdes U-Boot zu stoßen. Die Amerikaner hatten schließlich eine ganze Reihe davon und dieses war anscheinend auf dem Weg vom Atlantik in den indischen Ozean. Um eins beneidete Hansen die amerikanischen Atom-U-Boote: Ganz schnell und getaucht an jeden beliebigen Ort der sieben Meere fahren zu können - und das monatelang, wenn man wollte.
„Ist das ein Zufall?“ Schmidt war in der Zentrale aufgetaucht.
Hansen drehte sich überrascht zu ihm um. „Natürlich, die USA sind nicht aktiv in die Sache involviert. Und auch ein amerikanisches U-Boot muss am Kap der guten Hoffnung vorbei, wenn es in östlicher Richtung vom Atlantik in den Indischen Ozean will.“
„Auch ein Atom-U-Boot? Ich dachte, die könnten sehr schnell, sehr lange und sehr weit fahren. Die haben doch in dieser Hinsicht nicht die Einschränkungen, die wir immer noch, wenn auch nicht mehr ganz so extrem, haben. Warum drücken die sich hier so dicht am Kap vorbei und machen keinen großen Bogen um diesen Zirkus hier?“
Hansen sah ihn stumm an. Schmidt hatte nicht unrecht. Auch Hansen hätte, wäre er Kommandant des Atom-U-Bootes gewesen, einen viel weiteren Bogen um diese dicht befahrene Gegend gemacht. Außer er hätte es so furchtbar eilig, dass er sich nicht mal den kleinsten Umweg leisten konnte.
„Da haben Sie nicht unrecht, Herr Kapitänleutnant. Aber wie gesagt, die USA sind zwar informiert, haben aber keinen aktiven Part in dieser Operation. Vermutlich hat es das Boot sehr eilig und nimmt aus diesem Grund die kürzeste Strecke.“
Schmidt nickte und schien mit der Antwort zufrieden zu sein. Er ging zu den Sonar Multifunktionskonsolen und fragte: „Was meinen Sie, haben die uns gehört?“
Borstorff drehte ganz leicht, den Kopf über die Schulter, gerade so weit, dass er noch die Anzeigen in seinem Blickfeld hatte und antwortete: „Ausgeschlossen, nicht bei dieser Geschwindigkeit und den Lärm, den sie dabei machen.“ Er drehte sich kurz ganz zu Schmidt um. „Und uns orten sie noch nicht mal, wenn sie gestoppt liegen“, fügte er hinzu. Schmidt dachte einen Augenblick darüber nach. Borstorff war als Spitzen-Soni bekannt. Klar, dachte Schmidt, war er stolz auf das Boot und auf ihre Einheit, aber er war auch sehr kompetent und verfügte laut Hansen über ein phänomenal gutes Gehör.
„Sind wir wirklich so leise?“, fragte er nachdenklich.
Borstorff überlegte seine Antwort sorgfältig, denn er merkte, dass Schmidt nicht an einer Selbstbeweihräucherung oder einem unverbindlichem Smalltalk gelegen war. „Ja, Herr Kapitänleutnant, das sind wir. Ich weiß, es klingt arrogant, aber wir sind mit Abstand das leiseste U-Boot der Welt. Zumindest verglichen mit allen anderen, die ich kenne und natürlich nur solange wir ohne Diesel fahren.“
„Und mit Diesel?“
„Da sind wir zwar hörbar, wenn auch nur sehr schwach. Allerdings kann unser Schnorchel mit etwas Pech vom Radar erfasst oder von einem Ausguck gesehen werden und wir hinterlassen eine minimale thermische Spur durch die abgeführte Wärme. Die ist mit modernen
Weitere Kostenlose Bücher