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Unit Kill

Unit Kill

Titel: Unit Kill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Lipp
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in zwohundertzehn Grad. Sofort erschien das Symbol auf dem Lagedisplay.
    „Wir kennen nicht nur nicht den Abstand, wir wissen auch sonst rein gar nichts über den Kontakt, außer dass dieser hier in diesem Augenblick in Richtung hundertfünfunddreißig Grad zu hören ist und vermutlich ein Frachter ist. Wir kennen weder Geschwindigkeit, noch Kurs noch Entfernung des Schiffes. Um richtig reagieren zu können, müssen wir diese Werte aber kennen. Und wenn wir dabei selbst nicht erkannt werden wollen, dann ist das ziemlich trickreich. TMA, Target Motion Analysis, heißt dieser Prozess auf neudeutsch, wir nennen es einfach Zieldatenermittlung.“
    Der Sonarmeister lehnte sich in seinem Sitz zurück. „Heutzutage hilft der Computer kräftig mit, aber das Ganze ist immer noch keine exakte Wissenschaft und ähnelt mehr einer Kombination aus Puzzle und Ratespiel, vor allem wenn es sich beim Gegner um Kriegsschiffe oder U-Boote handelt, die ihre Anwesenheit eben nicht preisgeben möchten. Interessiert Sie das Verfahren?“
    Schmidt nickte. „Falls es im Augenblick kein Problem für Sie darstellt.“
    „Kein Thema, ich habe gerade Freiwache. Moment, ich hole mal meinen Block.“ Er stand auf und verließ die OPZ.
    Hansen hatte sich inzwischen auf Schmidts Notsitz gesetzt und schmunzelte. „Wir werden immer besser.“
    Schmidt drehte sich um und sah ihn verständnislos an.
    „Ihre Leute sind bereits vollwertige Löschtrupps und Sie fangen am Sonar an. Dual Use nennt man so etwas, oder?“
    Schmidt musste lachen. Borstorff erschien wieder und hatte ein, an Bord dieses High-Tech-Bootes anachronistisch wirkendes, DIN-A4-Klemmbrett mit liniertem Papier und ein paar verschiedenfarbige Stifte dabei. Er setzte sich wieder und Schmidt trat hinter ihn. Der Sonarmeister fühlte sich etwas unwohl dabei, selbst zu sitzen und den Kapitänleutnant stehen zu lassen. Er stand wieder auf und sagte zu Schmidt: „Möchten Sie sich setzen?“
    „Vielen Dank, aber ich bleibe lieber hier stehen, dann können Sie besser an ihre Kontrollen.“
    Borstorff setzte sich wieder und fing mit seiner Erklärung an, indem er ihr eigenes Boot in der Mitte des Blockes und dann eine gestrichelte Linie aufzeichnete. „So, dass ist unser Kontakt, Richtung hundertfünfunddreißig Grad. Nehmen wir an, wir bewegen uns weiter und auch der Kontakt wäre in Bewegung, dann haben wir in zwei Minuten eine andere Peilung, sagen wir mal hundertachtunddreißig Grad. Ok?“
    „Verstanden.“
    Borstorff zeichnete noch drei weitere Linien. „So, nach acht Minuten haben wir diese vier Peilungen. Damit können wir aber noch nicht viel anfangen, denn das kann bedeuten, dass der Kontakt ganz nahe und sehr langsam oder sehr weit und sehr schnell gefahren ist. Beides würde die gleichen Peilungen zur Folge haben. Oder irgendetwas beliebiges dazwischen.“ Er sah über seine Schulter zu Schmidt hoch.
    Der nickte verstehend mit dem Kopf. Das Ganze war wirklich nicht trivial und obendrein sehr zeitaufwendig. Er sprach Borstorff darauf hin an: „In den ganzen U-Boot-Action-Filmen sieht das alles so einfach aus. Ein Blick auf den Bildschirm und dann kommt vom Sonar-Mann die Meldung ‚Kontakt in neunzig Grad, Abstand fünftausend Yards, Geschwindigkeit zwanzig Konten’.“
    „Alles Bullshit, um in der Sprache des Herstellungslandes dieser Filme zu bleiben“, ließ sich Hansen trocken vernehmen. „TMA ist und bleibt, zumindest in den Szenarien, in denen man selbst unerkannt bleiben will, meist langwierig und je nach taktischer Situation auch schwierig. Selbst in Situationen mit nur zwei Einheiten kann es zig Minuten dauern, bis wir ausreichende Informationen haben um einen sicheren Torpedoschuss möglich zu machen. Sehen Sie, wir wissen im Augenblick noch nicht einmal, ob sich der Frachter überhaupt in Reichweite unserer Torpedos befindet. Und für das PRS ist das Signal noch nicht ausreichend.“
    „PRS?“, fragte Schmidt.
    „Wir haben ein so genanntes Passive Ranging Sonar, kurz PRS, das in der Lage ist, Richtung und Entfernung eines Kontaktes direkt zu ermitteln. Allerdings funktioniert das nur bis zu einem Abstand von etwa fünfunddreißig Seemeilen“, erklärte Borstorff mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
    „Wie soll das denn funktionieren?“
    „Ganz grob vereinfacht ersetzten wir drei verschiedene Peilungen aus drei verschiedenen Positionen, durch eine Peilung mit drei Sensoren, die möglichst weit auseinander liegen.“
    Hansen unterbrach seinen

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