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Unit Kill

Unit Kill

Titel: Unit Kill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Lipp
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niemand wissen konnte, um die USS Boise, fuhr inzwischen weiter mit höchster Geschwindigkeit in Richtung des Indischen Ozeans. Es war, wie der Sonarmeister von U 37 richtig erkannt hatte, ein Boot der 688-Klasse, nach dem Typ-Boot auch Los-Angeles-Klasse genannt. Diese Klasse von U-Booten, es wurden zwischen 1972 und 1992 insgesamt zweiundsechzig Stück gebaut, stellt nach wie vor den Hauptanteil an US-amerikanischen Jagd-U-Booten dar. Angetrieben wird solch ein Boot durch einen nuklearen Druckwasser-Reaktor, der eine Leistung von hundertsechzig Megawatt liefert und das hundertzehn Meter lange Boot, das getaucht über siebentausend Tonnen Wasser verdrängt, über eine große Schraube auf weit über dreißig Knoten beschleunigen kann. Die USS Boise war mit ihrer Standardbewaffnung bestückt, also Mark-48-ADCAP-Torpedos in den vier Bugrohren, die im Bedarfsfall durch Sub-Harpoon-Raketen ersetzt werden konnten, sowie zwölf Tomahawk-Marschflugkörpern mit konventionellen Sprengköpfen, die aus den senkrecht angeordneten Abschussrohren des Vertical Launching System abgeschossen werden konnten. Die 688-Klasse war im kalten Krieg jahrelang die Speerspitze der US Navy gegen die Flotten des Warschauer Pakts und vor allem gegen seine Unterseeboote mit atomaren Mehrfachsprengköpfen gewesen. Den sowjetischen Einheiten lange Jahre weitgehend technologisch überlegen und fortlaufend verbessert, war die Los-Angeles-Klasse jedoch trotzdem etwas in die Jahre gekommen und wurde ab 1997 nach und nach durch zwei neue Klassen von atomar angetriebenen Jagd-U-Booten zu ersetzen begonnen. Nach dem Ende des kalten Krieges hatten sich die Einsatzprofile der 688-Boote etwas verschoben und der Beschuss von Landzielen mit den Marschflugkörpern spielte eine zunehmend wichtigere Rolle, so zum Beispiel in den beiden Kriegen gegen den Irak oder bei Einsätzen gegen vermutete Stellungen islamischer Terroristen in Afghanistan.
    Die USS Boise, im Jahr 1992 als Boot des dritten Loses an die US-Navy ausgeliefert und in Norfolk stationiert, war eines der letzten Modelle der 688-Klasse und daher serienmäßig mit allen Verbesserungen und Erweiterungen versehen. Sie wurde von der US Navy bevorzugt für besondere Aufgaben geheimer Natur eingesetzt und hatte eine entsprechend ausgewählte Besatzung an Bord. Im Augenblick entfernte sie sich immer weiter von U 37 und hatte schon fast das Kap der guten Hoffnung umrundet.
    Es hatte niemand etwas von dem deutschen U-Boot bemerkt.

U 37
    Als der Kommandant in seiner Kammer angekommen war, legte er sich auf seine Koje und überdachte den weiteren Fahrtverlauf. Vor dem Horn von Afrika würden sie mit Diesel und Proviant versorgt werden. Der neue Marineversorger Augsburg kreuzte dort ganz offiziell etwa hundert Seemeilen vor der Küste um die UN-Operation OEF zu unterstützen und würde zu ihrem heimlichen Treffen weit in den indischen Ozean laufen. Entgegen früherer Pläne war die Fregatte „Emden“ nicht ersatzlos abgezogen worden, sondern gleich durch zwei andere Fregatten der F-124-Klasse ersetzt worden, die bald sogar durch deutsche P3 Orion Seeaufklärer verstärkt werden sollten. Offiziell war die deutsche Unterstützung für die UN-Mission verlängert worden, aber Hansen glaubte vielmehr, dass es in Kürze den Piraten in dieser Gegend ernsthaft an den Kragen gehen sollte. Ob das der nächste Auftrag für U 37 werden würde?
    Für morgen war eine Übung des Feuerleittrupps angesetzt, außerdem wurden die Kampfschwimmer weiterhin intensiv als Feuerlöscher geschult. Das diente der Sicherheit an Bord und die Männer waren auf dem langen Transit beschäftigt. Schmidts Leuten war schnell klar geworden, wie fatal sich ein Brand in einem tief getauchten U-Boot auswirken würde und sie sahen die Ausbildung und die häufigen Probealarme keineswegs als Beschäftigungstherapie an.
    Hansen überkam unvermittelt ein ungutes Gefühl. Seit dem zweiten Weltkrieg würde erstmals wieder ein deutsches U-Boot scharfe Torpedos auf ein unbewaffnetes Handelsschiff abfeuern. Er fing wieder an, über die Operation nachzugrübeln, denn irgendwie war ihm bei der Sache nicht mehr so ganz wohl.
    Hansen lag auf seiner Koje und hing noch eine ganze Weile seinen immer weiter abschweifenden Gedanken nach. Plötzlich hörte er in seinem Lautsprecher, wie zwei neue Kontakte gemeldet wurden. Er fuhr erschrocken von seiner Koje hoch und schaute völlig desorientiert auf seine Uhr. Er hatte über zehn Stunden geschlafen! Offenbar hatte ihn

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