Unit Kill
Aufklärungssatelliten, die heutzutage schon Temperaturdifferenzen vom Bruchteil eines Grads erkennen können, vermutlich zu entdecken.“
„Aber über solche Satelliten verfügen meines Wissens nur die USA“, ließ sich Hansen vernehmen, der der halblaut geführten Unterhaltung mit halbem Ohr gefolgt war.
Borstorff nickte und beendete seine Ausführungen. „Und zu guter letzt muss man mit Diesel immer dicht unter der Oberfläche fahren.“
Schmidt, dem das rein gefühlsmäßig eigentlich lieber war, als in einigen hundert Meter Tiefe zu fahren, fragte: „Wo ist da noch ein Problem, außer den eben geschilderten?“
Hansen mischte sich wieder ein: „Da sind wir leichter angreifbar und haben gleichzeitig nur beschränkte Möglichkeiten potentielle Gegner akustisch passiv zu orten.“ Hansen sah in Schmidts fragendes Gesicht und erklärte: „Die Sonarverhältnisse an der Oberfläche sind meist nicht optimal, der Schallkanal liegt in der Regel deutlich tiefer und nicht selten haben wir Schichten, unter denen sich gegnerische U-Boote verstecken können.“
„Schichten?“
„Die Schicht, von der hier die Rede ist, ist eine so genannte Thermokline“, antworte Borstorff mit einem kurzen Blick zu Schmidt, der wieder seitlich hinter dem Sonarmeister stand und das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgte. „Die Temperatur des Wassers verändert sich nicht immer linear mit steigender Tiefe, hier kann es positive oder negative Koeffizienten geben. Mann kann sich solch eine Schicht wie eine isothermale Fläche im Wasser vorstellen, die durch die gleiche Temperatur bestimmt wird. An solchen Schichten werden Schallwellen gekrümmt und reflektiert, sie können sie also nicht oder nur in sehr geringem Maß durchdringen. Insbesondere für höhere Frequenzen besteht eine hohe Undurchlässigkeit. Und diese Schichten, wenn es sie denn gibt, kann man ideal dazu benutzen, um sich, je nach Standort des Gegners, darunter oder darüber zu verstecken.“
Schmidt nickte. „Aber es gibt sie nicht immer? Die Schicht?“
„Nein, Herr Kapitänleutnant, das hängt von einer Reihe von Faktoren wie Strömung, Geographie, Jahreszeit, und langfristigen Wetterbedingungen ab. Außerdem werden die Sonarbedingungen auch durch eine Reihe anderer Dinge bestimmt, wie zum Beispiel Salzgehalt und Partikeldichte des Wassers, Oberflächenverhältnisse, Grundbeschaffenheit und Tiefe des Meeres, in dem man sich befindet. Das alles kann die Sonarbedingungen verbessern oder verschlechtern.“
Schmidt machte ein nachdenkliches Gesicht. Borstorff konnte sich schon denken, wo Schmidts Verständnisproblem lag. Er verglich wahrscheinlich die Schallausbreitung unter Wasser mit der in der Luft.
„Schall breitet sich unter Wasser anders aus, als in der Luft. Zuerst einmal beträgt die Schallgeschwindigkeit unter Wasser mindestens vierzehnhundertachtzig Meter pro Sekunde, im Gegensatz zu nur dreihundertdreißig Meter pro Sekunde in der Luft. In wärmerem Wasser kann die Schallgeschwindigkeit bis auf über fünfzehnhundertdreißig Meter pro Sekunde steigen. Außerdem dämpft Seewasser den Schall, besonders solchen mit niedrigen Frequenzen, viel weniger stark als Luft. Durch die Änderung der Schallgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Wassertemperatur und Wasserdruck, ergibt sich ab einer bestimmten Wassertiefe ein regelrechter Schallkanal, durch den niederfrequente Geräusche unter günstigen Umständen in über fünfzehnhundert Kilometer Entfernung gehört werden können.“
Schmidt blickte den Sonarmeister erstaunt an. „Über fünfzehnhundert Kilometer?“
„Ja, unter extrem günstigen Bedingungen sogar noch weiter, Herr Kapitänleutnant. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen das alles in meiner Freiwache etwas ausführlicher erklären, Sie sind ja vom Fach“, meinte Borstorff über seine Schulter.
Schmidt musste grinsen. „Sie meinen mein Studium der Elektrotechnik?“
Borstorff nickte ohne dabei seine Monitore aus den Augen zu lassen.
„Ziemlich ungewöhnlich für einen Stoppelhopser, nicht wahr?“, fragte Schmidt belustigt.
Hansen musste lachen. „Naja, jetzt haben Sie sich ja verbessert, jetzt müssen Sie nicht mehr über Stoppeln hopsen, sondern dürfen schwimmen und tauchen.“
Er stand, immer noch mit einem leichten Lächeln, auf und nahm einen kurzen Rundblick in der Operationszentrale. „Wache fährt weiter!“, befahl er kurz und ging in Richtung seiner Kammer.
USS Boise
Das fremde U-Boot, es handelte sich, was auf U 37 natürlich
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