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Unit Kill

Unit Kill

Titel: Unit Kill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Lipp
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seiner Eltern, die kurz nacheinander verstarben, löste in ihm keine Gefühle mehr aus, es erschien ihm schon fast lästig, sich überhaupt noch damit befassen zu müssen.
    Entsprechend verlief seine Karriere. Ohne jede politische Überzeugung trat er in die Partei ein, die ihm für seinen Aufstieg am nützlichsten erschien. Bald hatte er eine eigene Kanzlei, hatte in seiner Partei Karriere gemacht und war kurz davor, über seine ausgezeichneten Kontakte ein wichtiges politisches Amt zu bekommen. Und dann traf er Monika. Sie wurde ihm auf einem Empfang in Berlin vorgestellt. Ihr Vater war Vorstand eines großen Unternehmens und damit war sie für Klaasen zunächst nichts weiter, als ein weiterer, für seine Karriere vielleicht einmal nützlicher Kontakt. Aus einer plötzlichen Laune heraus, er war über sich selbst erstaunt, verabredete er sich mit ihr. Im Laufe der Zeit lernten sie sich näher kennen und Klaasen fühlte zum ersten Mal etwas, was ihm das Leben bisher vorenthalten hatte. Echte, tiefe Zuneigung zu einem anderen Menschen. Zuerst war er über seine Gefühle verwirrt, fast schon verärgert, doch dann gab er sich ihnen immer mehr hin. Ein Jahr später heirateten sie. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits ein hochrangiger politischer Beamter im Außenministerium. Für Klaasen war seine Frau der absolute Mittelpunkt seines Lebens geworden und sie wollten beide Kinder haben. Auch im beruflichen Leben hatte sich Klaasen verändert. Er, der ehemals so Unnahbare, nahm plötzlich menschliche Züge an, sah in seinen Kollegen Menschen und stellte seine Karriere nicht mehr über alles. Er war glücklich und das war es, was für ihn zählte.
    Und dann, keine zwei Jahre später, Monika war im sechsten Monat schwanger, kam der furchtbare Anruf. Der Anruf von einer Polizeidienststelle. Zuerst die Frage nach seiner Identität. Dann die Mitteilung, dass Monika tödlich verunglückt sei. Aber das war nicht der schlimmste Augenblick in seinem Leben. Das war der Tag nach der Beerdigung, als er einsam an dem frisch zugeschütteten Grab stand und für sich alleine Abschied nahm. Abschied von seiner Frau. Abschied von seinem ungeborenen Kind. Abschied von seinem bisherigen Leben.
    Klaasen war damals von einer unendlichen Leere erfüllt, er fühlte sich abermals vom Schicksal betrogen und ließ sich ziellos treiben. Nichts interessierte ihn mehr. Irgendwann konnte sich Klaasens Schwiegervater das Drama nicht mehr mit ansehen und nahm sich seiner an. In vielen langen und zähen Gesprächen schaffte er es schließlich, Klaasen wieder so weit aufzurichten, dass der sich nicht mehr selbst aufgab. Er begann sich wieder auf seinen Beruf zu konzentrieren. Mehr als je zuvor. Er trieb seine Karriere wie ein Besessener voran und hatte es am Ende geschafft, an sein Ziel zu gelangen. Aber tief in seinem Innersten keimte immer mehr der Verdacht, dass er sich nur selbst betrogen hatte.

Indischer Ozean
    Hansen saß bei seinem Nachmittagskaffee und aß genüsslich ein Stück Apfelstrudel mit Schlagsahne. Er schätzte, dass er bei diesem Einsatz wieder zwei bis drei Kilo zunehmen würde. Er war zwar einer der eifrigsten Benutzer des Fahrrad-Trainers, aber ansonsten mangelte es ihm, wie allen anderen an Bord auch, deutlich sichtbar an Bewegung. Auch der Koch von U 37 war ein Meister seines Faches. Hansen blickte auf seinen jetzt leeren Teller, verordnete sich einen Extralauf nach seiner Heimkehr und ging zur Kombüse, um sich noch einen Nachschlag zu holen.
    Oberfeldwebel Schröder, einer der wenigen Ex-Heeresangehörigen an Bord und einer der beiden Scharfschützen aus Schmidts Truppe kam zusammen mit einem der Sonarleute, nach vorne. Jeder hatte eine Portion Apfelkuchen und einen Pott Kaffee in den Händen. Hansen kam wieder zurück und setzte sich zu den Beiden. Sie diskutierten über Terroristen.
    „Selbstmordattentäter sind eine ziemlich effiziente Waffe“, sagte der Sonarmeister gerade. „Jemand, der keine Angst hat zu sterben, der genau genommen sogar will, dass er bei dem Anschlag getötet wird, der hat doch vor nichts mehr Angst. Wie soll man den aufhalten können?“
    Schröder zuckte zweifelnd mit den Schultern und aß seinen Mund leer, bevor er antwortete. „Das sehe ich nicht so. Erstens ist jemand, der keine Furcht vor dem Tod hat oder ihn mit einkalkuliert oder gar plant, von Natur aus unvorsichtig. Viele Selbstmordattentäter sind außerdem seit ihrer Kindheit darauf konditioniert, sich selbst und andere in die Luft zu

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