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Unit Kill

Unit Kill

Titel: Unit Kill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Lipp
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sein Erster Wachoffizier bewusst so lange ungestört schlafen lassen. Das war auf der einen Seite ein Zeichen dafür, dass er eine gute Besatzung hatte, andererseits hatte er wohl nicht besonders fit ausgesehen, wenn ihm seine Leute schon eigenmächtig eine Schlafkur verordneten. Er musste widerwillig grinsen. Er stand auf, blickte in den Spiegel, machte sich an seinem spartanischen Waschbecken etwas frisch und ging, immer noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, in die OPZ.
    „Kommandant in der Zentrale!“
    Hansen ließ sich kurz in die Lage einweisen. Dann sah er Schmidt hinter Borstorff an den Sonarkonsolen stehen und lauschte interessiert.
    „Hier, mit Hilfe der Schmalband-Anzeige erkennen wir einen Erstkontakt am schnellsten.“
    Schmidt erhielt anscheinend gerade seine erste Sonarlektion. Der Sonarmeister zeigte auf einen Bildschirm. „Da oben sind die Signale von unserem Schleppsonar zu sehen. Die horizontale Achse zeigt die Höhe der Frequenz und die vertikale Achse die Signalstärke an. Die vielen kleinen unregelmäßigen Spitzen sind das Rauschen, erzeugt durch Wellen, Brandung, Reflexionen und andere akustische Effekte. Hier sehen Sie zwei starke Erhöhungen, beide eng beieinander im Bereich von hundertzehn Hertz, sehen Sie?“
    Schmidt nickte.
    „Wenn ich die eine Erhöhung jetzt markiere, Moment, so jetzt haben wir es, dann sehen Sie auf dem Display darunter die verschiedenen, einzelnen Frequenzlinien, aus denen sich das Gesamtsignal zusammensetzt“
    Schmidt nickte wieder interessiert und beugte sich etwas näher zu dem Bildschirm.
    „Sehen Sie Herr Kapitänleutnant, die Positionen im Frequenzband sind nahezu unverwechselbare Kennzeichen eines Kontakts. Wenn ich auf dem oberen Display jetzt den anderen Kontakt markiere, dann sehen sie ein anderes Linienmuster. Das ist die Signatur, oder wie man auch sagt, das Profil eines Kontaktes. Die verschiedenen Linien hier entstammen unterschiedlichen Geräuschquellen, wie Motor, Kühlpumpen, Schrauben und so weiter und sind von Fahrzeug zu Fahrzeug, sogar solchen gleichen Typs, verschieden.“ Borstorff drückte schnell zwei Tasten und unter der Signatur des markierten Kontakts erschien eine andere, davon minimal abweichende Signatur mit einem Namen.
    „Wir haben eine umfangreiche Datenbank verschiedener Signaturen und können damit schnell feststellen, um welche Art von Kontakt es sich dabei handelt. Hier sehen sie, was der Computer ermittelt hat, Crude Carrier, VLC Type, also ein Öltanker der etwas größeren Art. Wenn ich mir nicht ganz sicher bin, zum Beispiel weil es zu starke Abweichungen gibt, oder sich der Kontakt im Kopfhörer doch anders anhört, kann ich die Kontakte am Bildschirm manuell oder halbautomatisch durchblättern.“
    Schmidt fragte: „Und wenn es keine Übereinstimmung gibt?“
    „Dann handelt es sich um eine neue Signatur. Falls das jetzt so wäre, würden wir, wenn es die Zeit und die Situation zuließen, den Kontakt visuell identifizieren und diese Informationen zusammen mit der Sonarsignatur abspeichern.“
    Der Sonarmeister drückte eine Taste und das mittlere Display änderte sich. Es zeigte jetzt auf der horizontalen Achse die Richtung an. „So, sehen Sie, jetzt kann ich mir anzeigen lassen, aus welcher Richtung die akustischen Signale empfangen wurden. Hier sind es hundertfünfunddreißig Grad.“
    Borstorff zeigte auf einen anderen Bildschirm. „Das ist das Breitband-Display, hier werden die Kontakte über die Zeit und ihrer Richtung angezeigt. Die Anzeige nennt man oft Wasserfall-Display, weil die Anzeige oben beginnt und sich nach unten bewegt, wie ein Wasserfall eben. Vertikal sehen Sie die Zeit in Sekunden und horizontal die Richtung des Kontaktes. So, jetzt markiere ich unseren eben identifizierten Kontakt und klicke auf ‚Tracking’. Dadurch bekommt er automatisch eine Kontaktnummer zu gewiesen, wird auf dem Lagedisplay angezeigt und automatisch weiter verfolgt.“
    Schmidt verfolgte fasziniert, wie auf dem taktischen Display der neue Kontakt erschien. Dann runzelte er seine Stirn. „Woher kennen wir denn den Abstand?“, fragte er.
    „Die Farbe der Linie besagt, dass es sich im Augenblick nur um einen reinen Richtungskontakt handelt, den wir mit unserem Schleppsonar entdeckt haben. Die Länge der Linie von uns zu dem markierten Kontakt ist also nicht proportional zur wirklichen Entfernung.“ Während er sprach, identifizierte und markierte Borstorff rasch den zweiten Kontakt, einen weiteren Öltanker

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