Unit Kill
ein.
National Security Agency, Fort Meade, Maryland, USA
“Welcher Vogel war es?” fragte eine Stimme in einem abgedunkelten Raum, der fast ausschließlich von den vielen Computermonitoren beleuchtet wurde.
Ein Techniker zeigte auf ein rot unterlegtes, blinkendes Symbol auf einem großen Flachbildschirm. „Der da. Das Signal wurde von der Lateralantenne D des Satelliten aufgefangen. Sie sind also angekommen.“
„Ok, alles bereit?“
„Ja Sir, wir sind bereit.“
Die Jagd
Golf von Oman
Die Besatzung von U 37 war aufs höchste gespannt. Sie waren seit über vier Stunden auf Gefechtsstation und lauerten in vierzig Meter Tiefe auf den Frachter. Hansen wartete mit wachsender Ungeduld auf den endgültigen Einsatzbefehl. Die Funk- und Aufklärungsboje, die, über ein langes Kabel mit U 37 verbunden, an der Oberfläche trieb, hatte bislang nichts empfangen Das Sonar-Team hatte das Schiff, das ungewöhnlich langsam fuhr, seit über einer Stunde erfasst. Die Zeit verging quälend langsam. Alle wussten, was kommen würde. Denn die schweren, hochbrisanten DM2A4-Torpedos, die in den Ausstoßrohren warteten, waren nicht dazu gebaut, Warnschüsse vor den Bug abzugeben oder ein Ziel nur kampfunfähig zu machen. Ein Treffer bedeutete die vollständige Versenkung eines Schiffes, den ‚Unit Kill’. Und wenn die Angaben zur Ladung tatsächlich stimmen sollten, würde es möglicherweise durch gewaltige Sekundärexplosionen völlig zerrissen werden. An die Seeleute auf dem Schiff versuchte man in der Operationszentrale von U 37 nicht zu denken. Hansen, der sich nur noch mühsam zur Ruhe zwingen konnte, wunderte sich immer mehr über die langsame Fahrt, die der Frachter machte. Seltsam, als ob er auf irgendetwas oder irgendwen warten würde, dachte er nach einem kurzen Blick auf die Konsole, die das augenblickliche Lagebild anzeigte. Hansen ging zum wiederholten Male zur Tür des Funkraums. Der Funker drehte sich um und schüttelte den Kopf. Immer noch kein Angriffsbefehl. Hansen hob die Augenbrauen und seufzte laut. Dann ging er wieder in die Zentrale und blickte nachdenklich auf sein taktisches Display.
U 37 war in leichter Abwandlung des ursprünglichen Angriffsplans in eine etwas tiefere Region des Golfs von Oman gelaufen. Hansen wollte auch nicht von der Landseite, sondern von der Seeseite aus angreifen.
„Sind wir nicht ein bisschen weit draußen?“
Die leise gestellte Frage kam von Schmidt, wie Hansen überrascht feststellte. „Wie meinen Sie das?“, fragte er irritiert und drehte sich um. Der Kommandeur der Kampfschwimmer stand dicht hinter ihm.
Schmidt antwortete nicht sofort. Er blickte an Hansen vorbei auf das große taktische Display und sagte mit gedämpfter Stimme, so, dass es selbst Hansen kaum noch verstehen konnte: „Es ist ja nicht mein Metier, aber ich dachte, wir sollten das Ganze viel näher an der Küste durchziehen.“ Er blickte Hansen fragend an.
Hansen erwiderte Schmidts Blick ein paar Sekunden. Dann nickte er kurz in Richtung seiner Kammer und ging nach vorne. Schmidt folgte ihm.
Kaum war die Tür zu seiner Kammer geschlossen, fuhr der Kommandant Schmidt böse an: „Herr Kapitänleutnant, wenn Sie unbedingt meine Befehle in Frage stellen wollten, dann tun Sie dies bitte hier. Hier in meiner Kammer. Und sonst nirgendwo, und schon gar nicht vor der Besatzung!“
Schmidt blieb völlig ruhig. „Ich möchte Ihre Befehle nicht in Frage stellen, Herr Korvettenkapitän. Ich habe nur eine Verständnisfrage gestellt und bin mir ziemlich sicher, dabei nicht missbilligend geklungen zu haben.“
Hansens Ärger verflog etwas. Schmidt hatte recht, er hatte in der Tat nicht missbilligend, ja noch nicht einmal zweifelnd geklungen. Außerdem hatte Schmidt sehr leise gesprochen. Hansen seufzte. Die Anspannung machte ihm langsam zu schaffen. „Entschuldigen Sie. Ich habe das wohl in den falschen Hals bekommen.“
„Kein Problem.“
„Die Sache ist ganz einfach. Admiral Hermes hat vor der Abfahrt noch einmal klar zum Ausdruck gebracht, dass letztlich ich als Kommandeur vor Ort entscheide. Und solange diese Entscheidungen unserem Auftrag nicht widersprechen oder diesen in irgend einer Art gefährden, muss ich nicht weiter nachfragen. Der Frachter wird versenkt werden. Er wird auch nach wie vor in Küstennähe versenkt, nur etwas weiter draußen als geplant. Und wir schießen von der Seeseite her. Hier draußen können wir besser operieren und haben wesentlich mehr Bewegungsspielraum. Das gefährdet
Weitere Kostenlose Bücher