Unit Kill
an seinem Tisch sitzen und verfiel in tiefes Grübeln. Anfangs war alles so klar gewesen. Die Ziele, die Maßnahmen, das erwartete Ergebnis. Aber er hatte sich im Verlauf dieses Einsatzes immer öfter gefragt, ob die Maßnahmen tatsächlich richtig waren. Alleine dieses U-Boot. Klar, im ersten Augenblick erschien alles ganz logisch. Geheime verdeckte Aktionen außerhalb Deutschlands. Da passte ein U-Boot der Klasse 212A hervorragend ins Bild, vor allem dieses verbesserte und auf verdeckte Operationen optimierte Modell. Das leiseste, am schwersten zu ortende Unterseeboot, das jemals gebaut worden war. Aber war denn die Grundidee bei dieser Operation überhaupt korrekt? Ein U-Boot wie dieses kann in Kriegssituationen je nach Auftrag fast die ganze Eskalationsleiter bedienen, rief sich Hansen ins Gedächtnis zurück. Es kann sogar alleine dadurch, dass es einem Gegner seine bloße Anwesenheit auch nur andeutet, eine taktische Situation völlig umkehren und zwar ohne, dass dabei irgendjemand verletzt oder gar getötet wird. Aber dieser Einsatz war ein Geheimeinsatz. Es durfte absolut niemand von dem Boot erfahren. Hier gab es keine abgestuften Aktionen und Reaktionen, keine Eskalationsleiter, deren höchste Stufe in der Regel von keiner der beteiligten Parteien wirklich erreicht werden wollte. Hier gab es nur die totale Vernichtung einer Einheit des Gegners. Nicht erst seit ein paar Minuten fragte sich der Kommandant, ob er tatsächlich in alle Aspekte dieser Operation eingeweiht war. Er war in einer fatalen Lage. Er musste seine Untergebenen von einer Mission überzeugen, an der er selbst längst einige Zweifel bekommen hatte.
Der Kommandant seufzte und wollte sich gerade etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, als der Lautsprecher in seiner Kabine zum Leben erwachte. „Neues Geräusch in Zwei-Fünf-Null, wird Sierra-Zwei. Eine Welle, fünf Blätter, hundertachtzig Umdrehungen, vermutlich Zerstörer.“
Sekunden später war der Kommandant wieder in der Zentrale. Der IWO erklärte die Situation. „Geräusch in Zwei-Fünf-Null, läuft anscheinend auf Kontakt Sierra-Eins zu. Feuerleitlösung wird gerade berechnet, Torpedo Drei und Vier werden zugewiesen. Wir sind immer noch auf Steuerfahrt. Bis jetzt noch keine Notwendigkeit für ein Ausweichmanöver.“
Hansen nickte und sagte: „Danke, IWO“. Er blickte auf sein taktisches Display, auf dem nun der zweite Sonarkontakt erschien und murmelte leise etwas vor sich hin. Einige Besatzungsmitglieder in der Zentrale glaubten das Wort „Scheiße“ gehört zu haben, was aber so gar nicht zu ihrem sonst so beherrschten Kommandanten passte. Hansen wusste jetzt, warum der Frachter so langsam gemacht hatte.
Borstorff, der Sonarmeister, ließ sich nach ein paar Minuten wieder vernehmen. „Sierra-Zwo analysiert, der Signatur nach handelt es sich eindeutig um einen Zerstörer der Vosper Mark-V-Klasse, vermutlich iranische Marine. Wir bekommen das Signal jetzt auch über das Passive Ranging Sonar. Zieldaten ermittelt. Kurs Eins-Null-Null, er passiert uns in vier Seemeilen, Entfernung von Sierra-Eins zwei Seemeilen. Moment, Sierra-Zwo verringert die Umdrehungszahl, ja, er wird langsamer.“
Geleitschutz! Ausgerechnet jetzt! Etwas in der Art hatte der Kommandant bereits gefürchtet, als der Frachter so langsam gemacht hatte. Andererseits war damit die Restunsicherheit betreffs der Ladung des Schiffes und ihres Zwecks ausgeräumt. Und der Iran hatte ihnen jetzt offen Flagge gezeigt.
Er wendete sich an den Funker: „Verschlüsselten Satellitenspruch vorbereiten, ist die Boje noch oben?“
Der Funker bestätigte und Hansen lies die neue Lage an die Einsatzzentrale in Deutschland durch geben. Hoffentlich brauchen die nicht noch mal so lange, dachte er mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck. Keine zwei Minuten später kam die Antwort. Er schaute auf die extrem kurze Meldung und winkte den IWO herbei. Der hatte sich in den letzten Minuten auch seine Gedanken gemacht, überflog kurz den Funkspruch und nickte nur stumm. Dann reichte er Schmidt das Blatt. Auch der nickte wortlos und gab den Spruch dem Funker zurück.
Hansen nahm sein Mikrophon und wandte sich an die Mannschaft. „Zur Information: Wir haben den Befehl bekommen, beide Kontakte unverzüglich zu versenken. Natur und Zweck der Ladung sind jetzt praktisch bestätigt, ebenso die Verstrickung des Iran in terroristische Aktivitäten und die Hilfe bei der Vorbereitung eines verheerenden Anschlages auf unsere Heimat. Unsere
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