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Universum der Doppelgänger

Universum der Doppelgänger

Titel: Universum der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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goldenen Schlüssel hervor, steckte ihn ins Schlüsselloch; er hielt seinen Atem an und öffnete die Tür. Mit einem Seufzer der Erleichterung griff er nach dem altmodischen Wandtelefon aus Holz und Messing. Schwach und weit entfernt kam ein Freizeichen.
    O’Leary befeuchtete seine Lippen, furchte angestrengt die Stirn und murmelte: »Neun – fünf – drei – vier – neun – null – zwei – null – eins«, während sein zitternder Zeigefinger die Nummernscheibe drehte.
    In der Leitung knackte es. Lafayette merkte, daß der Boden unter ihm in Bewegung geriet. Er blickte bestürzt zu seinen Füßen; die Steinplatten hatten roh behauenen Holzplanken Platz gemacht.
    »Läute endlich, verdammt noch mal!« stöhnte er. Er rüttelte am Haken und wurde mit einem elektrischen Knistern belohnt.
    »Hallo? Bitte antworten!« rief er. »Ihr seid meine letzte Hoffnung!«
    Kalter Luftzug fuhr durch sein Haar. Er fuhr herum und sah, daß er jetzt in einer dachlosen Kammer stand, die bis auf welke Blätter und Vogelkot leer war. Noch als er hinsah, veränderte sich das Licht. Er drehte sich wieder zur Wand, an der der Schrank befestigt gewesen war. Die ganze Wand war verschwunden, ersetzt durch einen einzigen Pfosten. Etwas zog an seiner Hand, und er griff verzweifelt nach dem Telefon, das nun absturzgefährdet auf dem Flügelarm einer altersschwachen Windmühle ruhte, auf deren Dach er zu sitzen schien. Der ganze Holzbau knarrte und schwankte im kalten Wind, und er hielt sich entsetzt fest und blickte in die Tiefe, wo ein nachlässig gepflegter Gemüsegarten zu sehen war.
    »Zentrale!« schrie er durch eine Kehle, die plötzlich so beengt war, als ob sie von einer kräftigen Hand zugedrückt würde. »Ihr könnt mich nicht so sitzen lassen!« Er schüttelte das Gerät. Nichts geschah.
    Nach drei weiteren Versuchen hängte er den Hörer mit benommener Vorsicht ein, als wäre das Telefon aus Eierschalen. Dann klammerte er sich mit beiden Händen an seinen Hochsitz und starrte über ein mit wucherndem Gestrüpp bedecktes Hügelland zu einem verfallenen Dorf, dessen armselige und verkommene Gebäude am Seeufer zusammengedrängt waren. Die Topographie, so bemerkte er, war dieselbe wie die von Artesia – oder von Colby Corners, was das anging –, aber der Palast, die Türme und der Park waren verschwunden.
    »Verschwunden!« flüsterte er. »Alles, worüber ich mich beklagte … und alles andere dazu.« Er schluckte mühsam. »Daphne – unsere Wohnung – der Palast – und es war beinahe Zeit zum Abendessen …«
    Weiter wollte sein betäubter Verstand im Moment nicht gehen. Er fröstelte. Es war kalt geworden, und Nacht senkte sich rasch über das Land. Er konnte nicht hier oben bei dem toten Telefon sitzenbleiben. Zuerst mußte er festen Boden erreichen, und dann …
    Er versuchte, einen Fuß auf den Balken des nächsten Windmühlenflügels zu setzen. Das rauhe, verwitterte Holz raspelte seine Hände. Als er sein Gewicht auf den bemerkenswert schwachen Balken verlagerte, sank dieser langsam und mit viel Knarren und Quietschen abwärts. Trotz des kalten Windes hatte er sich bereits in Schweiß gearbeitet, und seine Knie zitterten. Kein Zweifel, das bequeme Leben hatte seine Kondition ruiniert. Sobald er aus dieser mißlichen Lage herauskäme – falls ihm das je gelingen würde, würde er sich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen müssen, sein Interesse an Körperertüchtigung wiederzubeleben: lange Wanderungen, Karate, Judo, magere, proteinreiche Nahrung…
    Das Läuten war ein schwaches, zirpendes Geräusch unter dem offenen Himmel. Lafayette erstarrte und überlegte, ob er es sich bloß eingebildet habe, oder ob es vielleicht das Läuten einer Glocke unten im Dorf gewesen sei …
    Beim zweiten Läuten brach er sich zwei Fingernägel im wilden Aufwärtskrabbeln. Einmal glitt sein Fuß ab, und er baumelte momentan an einer Hand, doch er merkte es kaum. Augenblicke später hatte er den Hörer vom Haken gerissen und preßte ihn mit der Sprechmuschel oben gegen sein Ohr.
    »Hallo?« keuchte er. »Hallo? Ja? Hier Lafayette O’Leary …« Hastig drehte er den Hörer um, als aus dem Ende vor seinem Mund ein schrilles Quietschen kam.
    »Hier Pratwick, Unterinspektor für Kontinua«, sagte die zirpende Stimme. »Tut mir leid, daß ich Sie in Ihren Mußestunden stören muß, aber hier in der Zentrale ist eine Notsituation eingetreten, und wir rufen unser Personal in den Außenstellen für die Dauer dieser Störung in den

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