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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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dich entführen könnte?«
    »Einspruch!«, unterbrach Dan. »Die Frage wurde bereits beantwortet.«
    »Stattgegeben.«
    »Gut, Sally, du behauptest also, Mr Stoner habe dich mitgenommen, als du dein Fahrrad zurückgeschoben hast. Ist das richtig?«, fragte Gale.
    »Ja.«
    »Und der ganze Vorfall war eine traumatische Erfahrung für dich?«
    »Ja.«
    Gale schwieg einen Augenblick. »Aber du hast niemandem davon erzählt?«
    »Nein. Damals nicht.«
    »Wirklich niemandem?«, fragte Gale. »Deinen Eltern? Oder Kevin? Oder einer Lehrerin?«
    »Nein. Ich hatte Angst. Und ich habe auch gedacht, ich hätte vielleicht überreagiert.«
    »Überreagiert. Mit anderen Worten: Dir ist klar geworden, dass du die falschen Schlüsse gezogen hast, richtig?«
    Sally zögerte. »Ich wusste nicht recht, was ich glauben soll. Ich war einfach nur froh, dass es vorbei war. Und ich wollte ihm keinen Ärger machen.«
    »Zum ersten Mal hast du dann von diesem angeblichen Vorfall erzählt, als die Polizei dich befragt hat.«
    »Richtig.«
    »Aber nicht bei der ersten Befragung, oder?«
    »Nein.«
    »Um genau zu sein, hatte die Polizei dich bereits mehrfach befragt, als du plötzlich mit dieser Geschichte herausgerückt bist. Richtig?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich Angst hatte«, sagte Sally.
    »Antworte mit Ja oder Nein, Sally.«
    »Ja.« Bevor Gale sie unterbrechen konnte, sprach sie bereits weiter. »Ich bin erst auf die Idee gekommen, dass es wichtig sein könnte, als ich von den Beweisen gehört habe, die an der Scheune gefunden wurden.«
    »Vorher ist es dir also nicht in den Sinn gekommen, davon zu erzählen?«
    »Eigentlich nicht, nein.«
    Gale wechselte das Thema. »Du bist in Kevin verliebt, unseren vorherigen Zeugen, nicht wahr?«
    Dan sprang auf. »Das ist eine irrelevante Frage, Euer Ehren, die sich außerhalb des Rahmens der direkten Befragung bewegt.«
    Die Richterin spitzte die Lippen. »Nein, ich werde die Frage zulassen.«
    Sally zögerte nicht mit der Antwort. »Ja, wir stehen uns sehr nahe«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Ein gut aussehender Junge. Ich wette, die anderen Mädchen versuchen häufig, ihn dir auszuspannen, was?«, bemerkte Gale.
    »Kevin liebt mich.«
    »Er schaut also kein anderes Mädchen an?«
    »Nein.«
    »Nein? Aber er wurde schon von anderen Mädchen angeschaut, oder? Von Kerry McGrath zum Beispiel.«
    Dan stand schon wieder auf den Füßen. »Derselbe Einspruch, Euer Ehren.«
    »Mr Gale?« Die Richterin sah den Verteidiger fragend an.
    »Euer Ehren, die Fragen zielen auf die Glaubwürdigkeit der Zeugin ab.«
    »Also gut, der Einspruch wird abgewiesen. Aber Sie sollten mir die Relevanz recht bald offenbaren, Mr Gale.« Sie bedachte ihn mit einem unwilligen Stirnrunzeln.
    »Also, hat Kerry Kevin nicht gefragt, ob er mit ihr ausgeht?«, fuhr Gale fort.
    »Ja, Kevin sagt, das hat sie mal getan.«
    »Hat dich das nicht gestört?«
    »Kevin hat doch Nein gesagt«, antwortete Sally. »Wenn er Ja gesagt hätte, hätte mich das allerdings gestört.«
    »Du warst also nicht wütend auf Kerry, weil sie in deinem Revier gewildert hat?«, fragte Gale lächelnd.
    »Nein.«
    »Tatsächlich nicht? Du hast sie deswegen nicht zur Rede gestellt?«
    Sally zögerte. »Nein.«
    »Das klingt nicht sehr überzeugend, Sally.«
    »Na ja, vielleicht habe ich irgendwann mal zu ihr gesagt, dass Kevin tabu ist. Aber das war keine große Sache.«
    »Das hast du zu ihr gesagt? War das ein freundliches Gespräch unter Frauen oder eher etwas im Stil von ›Lass die Finger von meinem Freund, sonst kannst du was erleben‹?«
    Sallys Augen weiteten sich. Langsam begriff sie. Stride konnte förmlich sehen, wie sich der Gedanke in ihrem Kopf formte: Er versucht, mir die Sache anzuhängen.
    »Einspruch«, rief Dan. »Euer Ehren, ich bin verwirrt. Wer steht hier vor Gericht, und welches Verbrechen wird hier verhandelt?«
    Richterin Kassel seufzte. »Ich bin ebenfalls verwirrt, Mr Gale. Würden Sie so freundlich sein und uns erklären, worin die Relevanz Ihrer Fragen liegt? Ich war wirklich mehr als geduldig.«
    Dan trat hinter seinem Tisch hervor und ergriff das Wort, noch bevor Gale etwas sagen konnte. »Euer Ehren, können wir das unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprechen? Bei allem Respekt für den Herrn Verteidiger möchte ich doch vermeiden, dass er durch die Hintertür etwas einbringt, was Sie offiziell nicht zugelassen haben.«
    »Euer Ehren, das ist unverschämt«, warf Gale ein.
    Die Richterin musterte beide

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