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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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waren an einer Kreuzung angekommen. Ich wusste, dass die Scheune ganz in der Nähe ist. Jeder weiß doch, wo die ist. Er hat an der Kreuzung angehalten.«
    Dan beugte sich vor. »Um das noch einmal ganz klar zu machen, Sally: Es handelt sich hier um dieselbe Scheune, wo die Spuren von Rachel – das Armband und die Blutspuren – gefunden wurden?«
    »Ja, genau diese Scheune.«
    »Was ist dann also passiert?«
    »Er hat gefragt, ob die Scheune nicht gleich hier am Ende der Straße wäre. Ich habe gesagt, ja, ich glaubte schon. Und dann hat er so ein Glitzern in den Augen bekommen, als ob er mit mir flirten wollte, und hat mich gefragt, ob ich glaube, dass sich wohl gerade jetzt jemand dort vergnügt.«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Dass ich das nicht weiß und dass wir wirklich weiterfahren sollten.«
    »Hat er auf dich gehört?«
    »Nein.« Sally verzog das Gesicht. »Er hat gesagt, wir sollten mal nachschauen. Er hat einfach nicht lockergelassen. Und dann hat er gewendet und ist zur Scheune gefahren. Da habe ich wirklich Angst bekommen.«
    »Was, dachtest du, wird passieren?«
    »Einspruch!«, fauchte Gale. »Das ist Spekulation.«
    »Ich frage die Zeugin nur nach ihrer Einschätzung der Situation, Euer Ehren. Ich will nicht von ihr wissen, was im Angeklagten vorgegangen ist«, konterte Dan.
    Richterin Kassel dachte einen Augenblick nach. »Ich werde die Frage zulassen. Die Zeugin darf antworten.«
    »Ich weiß nicht genau, was ich gedacht habe. Ich war einfach völlig außer mir. So, wie er geredet hat, habe ich wohl gedacht, dass er mich anmacht. Und dass er irgendwas versuchen wird.«
    »Ist er mit dir bis zur Scheune gefahren?«
    Sally nickte. »Ja. Er ist hinter die Scheune gefahren und hat den Motor abgestellt. Ich war drauf und dran wegzurennen. Er hat mir wirklich Angst gemacht. Es war sonst niemand da, und er hat mich immer noch so angeschaut. Und mir gesagt, wie hübsch ich bin.«
    »Hat er dich angefasst?«
    »Nein. Aber dazu hatte er auch keine Gelegenheit. Wir waren noch keine zwei Minuten da, da hat ein anderes Auto neben uns gehalten. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so froh.«
    »Was hat Mr Stoner dann getan?«
    »Dem ist der Arsch auf Grundeis gegangen.« Sally hielt inne. »Entschuldigung. Aber genau so war es. Kaum war das andere Auto da, ist er aufs Gas gestiegen und weggefahren.«
    »Hat er danach noch etwas zu dir gesagt?«
    Sally schüttelte den Kopf. »Nein, kein Wort. Er ist zur Hauptstraße zurückgefahren, diesmal auch mit hundert. Ein paar Minuten später waren wir bei meinem Wagen. Er hat mich abgesetzt, und das war alles. Ich war wirklich froh, aus dem Van rauszukommen.«
    »Hast du jemandem von dem Vorfall erzählt?«, fragte Dan.
    »Nein. Zumindest damals nicht. Es war mir peinlich, und ich kam mir auch blöd vor. Ich habe immer versucht, mir einzureden, dass ich das alles falsch verstanden habe. Aber es ist genau so gewesen, wie ich es Ihnen erzählt habe.«
    »Das ist alles, Sally. Vielen Dank.« Dan drehte sich zu Gale um. »Ihre Zeugin.«
    Jetzt, dachte Stride, geht der Tanz los.
    Er drehte sich zur Seite, um Maggie etwas zuzuflüstern. Erst da fiel ihm auf, dass sie verschwunden war.

12
    Gale nahm seine Lesebrille ab, schob sie in die Brusttasche seines Jacketts und bedachte Sally mit einem väterlichen Lächeln.
    »Es wird nicht lange dauern, Sally«, sagte er. »Ich habe nur ein paar Fragen an dich.«
    Das glaubst du doch wohl selber nicht, dachte Stride.
    »Du bist mit dem Fahrrad über Landstraßen gefahren, die viele Kilometer von der Stadt entfernt sind, richtig?«, sagte Gale. »Hast du denn gar keine Angst gehabt?«
    »Nein«, erwiderte Sally. »Ich mache das mindestens einmal im Monat.«
    Gale runzelte die Stirn.
    »Aber erst ein paar Monate zuvor war doch ein Mädchen aus deiner Schule beim Joggen in der Einöde spurlos verschwunden. Hast du dir darüber keine Gedanken gemacht?«
    »Einspruch!«, rief Dan. »Worüber die Zeugin sich Gedanken gemacht hat, ist irrelevant.«
    »Euer Ehren, wenn die Geschworenen darüber entscheiden sollen, ob der geschilderte Vorfall wirklich stattgefunden hat, müssen sie den ganzen Zusammenhang kennen«, wandte Gale ein.
    Richterin Kassel nickte. »Abgewiesen. Die Zeugin wird die Frage beantworten.«
    Sally zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hätte ich mir Gedanken machen sollen. Aber ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen.«
    »Dann hast du dir also keine Sorgen gemacht, dass die Person, die Kerry entführt hat, auch

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