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Unmoralisch

Unmoralisch

Titel: Unmoralisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Freeman
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kühler als unten auf dem Strip. Als Stride auf die nicht überdachte Besucherplattform hinaustrat, spürte er ein beunruhigendes Vibrieren unter den Füßen, als der Turm mit den Windböen schwankte. Er hatte eigentlich keine Höhenangst, aber es verursachte ihm doch einen gewissen Schwindel, hier oben zu stehen, auf einer Art offenem Laufsteg.
    »Versuchen Sie’s mal auf dem Tower«, hatte Cordy zu ihm gesagt.
    Serena hatte Cordy irgendwann einmal erzählt, dass sie manchmal, wenn sie nicht schlafen konnte, zum Stratosphäre Tower fuhr, um ein paar Stunden auf die Stadt hinunterzuschauen.
    In den drei Wochen, die Stride fort gewesen war, hatten sie zwar häufig telefoniert, doch er fragte sich trotzdem, ob die Funken noch da sein würden, wenn sie sich wiedersahen. Er hatte Angst, dass sie die paar Tage, die sie miteinander verbracht hatten, schon fast wieder vergessen haben könnte.
    Und während er das Panorama von Las Vegas unter sich betrachtete, fragte er sich, ob er wohl lernen würde, diese Stadt zu mögen, die so ganz anders war als alles, was er kannte. Es war schwierig, einen Bewohner der freien Wildbahn in einen Großstadtdschungel zu verpflanzen. Aber er hatte das Gefühl, nicht mehr in Duluth leben zu wollen. Er hatte lange genug gearbeitet, um einen vollen Rentenanspruch zu haben, und vielleicht war das ja seine Chance, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen. In der Woche zuvor hatte er erfahren, dass Maggie schwanger war und ihr Mann sie dazu überredet hatte, den Polizeidienst zu quittieren. Seine alte Arbeit ohne sie weiterzuführen, erschien Stride eine schale Aussicht.
    Nach und nach stellte er fest, dass er bis an den Rand der Aussichtsplattform gehen und hinunterschauen konnte, ohne dass ihm schwindlig wurde. Er ging ein Stück nach rechts und kam an einen Punkt, von dem aus er den östlichen Teil der Stadt überblicken konnte, fernab der langen Reihe glitzernder Kasinos. Doch als er weiter nach Süden ging, breitete sich der Strip in all seiner hypnotischen Erhabenheit vor ihm aus, wie ein krummer Laserstrahl, der in die Wüste hineinragte. Erst sah Stride nur ein blendendes Band aus Farbe, ohne irgendwelche Details zu erkennen. Doch je länger er hinunterschaute, desto mehr Einzelheiten konnte er ausmachen: das smaragdfarbene Schimmern des MGM Grand, das Gerüst des nachgebauten Eiffelturms vor dem Paris. Der Anblick faszinierte ihn, und er merkte erst nach einiger Zeit, dass er nicht mehr allein war.
    Serena stand ein Stückchen von ihm entfernt und sah ihn lächelnd an. Sie trug schwarze Jeans und einen weißen Rollkragenpullover. Unwillkürlich musste er daran denken, dass Rachel an dem Abend, als sie verschwunden war, haargenau dasselbe angehabt hatte. Mit ihrem schwarzen Haar und ihrem durchtrainierten Körper sah Serena sicher fast genauso aus wie Rachel an diesem Abend, als sie auf dem Geländer der Brücke über dem Kanal stand. Und er glaubte, ein wenig besser begreifen zu können, wie leicht es Rachel gefallen war, Robin, Graeme, Kevin und all die anderen zu verführen. Serena besaß dieselbe Schönheit und dieselbe Macht über ihn.
    Was treibt Männer dazu, etwas zu tun, hatte Robin ihn gefragt. Eine Frau.
    Ruhig und anmutig kam sie auf ihn zu, umarmte ihn und legte sanft ihre kühle Wange an sein erhitztes, gerötetes Gesicht. Er hob die Hand und strich ihr durch das dunkle Haar. Es fühlte sich ganz natürlich an, sie so im Arm zu halten, als hätten sie nie etwas anderes getan. Er wollte sie nie wieder loslassen, und eine ganze Weile schien es, als müsste er das auch nicht. Sie hätten ewig so dastehen können, aneinander geschmiegt im kühlen Nachtwind. Die Anziehungskraft war noch da und genauso unwiderstehlich wie beim ersten Mal.
    »Du bist wieder da«, sagte sie, und leichtes Erstaunen klang in ihrer Stimme mit.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich wiederkomme.«
    »Ich weiß. Aber in dieser Stadt bedeuten Versprechen nicht allzu viel.«
    Er ließ sie los und sah sie an, um sich wieder an ihr Gesicht zu gewöhnen. »Du hast gut ausgesehen im Fernsehen«, sagte er.
    Serena grinste. »Alter Charmeur.«
    Zwei Fernsehsender aus Minnesota hatten Reporter nach Las Vegas geschickt, um über Rachels Tod zu berichten. Sie hatten Serena und Cordy interviewt, hatten den Stripklub, in dem Rachel gearbeitet hatte, von innen und außen gefilmt und live von der Stelle in der Wüste berichtet, wo Robins Wohnwagen gestanden hatte. Der ramponierte Wohnwagen selbst war bereits auf

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