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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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Sie zu sehen gibt, Quicksilver«, spie er aus, seine Stimme triefte vor unverhohlener Verachtung. »Ulysses, wenn Sie mir keine verblüffenden Erkenntnisse offerieren können, würde ich sagen, dass Sie hier fertig sind, nicht wahr?«
    Ulysses hielt inne. Sollte er seine eigene Theorie mit Allardyce teilen, und zwar die, dass der Inspector nach zwei Schuldigen suchen sollte, die sicherlich in irgendeiner Verbindung zueinander standen, wenn auch nicht so, wie man es zuerst erwartet hätte? Es war verführerisch, und wenn auch nur, um den verbitterten Ausdruck in Allardyces rotem Gesicht zu sehen. Doch solange die Polizei den falschen Spuren folgte, die sie selbst gelegt hatten, solange würde er sie nicht im Weg haben und seinen eigenen Untersuchungen folgen und Dingen auf den Grund gehen können, auch dem, warum Wormwood ihn von vornherein auf diesen Fall angesetzt hatte. Außerdem, das musste sich Ulysses eingestehen, hatte er Feuer gefangen. An diesem Fall war weitaus mehr dran, als lediglich ein Einbruch und ein zufälliger Mord. Da war noch etwas anderes im Gange, da war er sich sicher.
    »Da kann ich Ihnen nur zustimmen, Inspector. Guten Tag.«
    »Und schnüffeln Sie ja nicht wieder in meinem Mordfall herum, verstanden?«
    » Ihrem Mordfall?«
    »Verpissen Sie sich einfach!«
    »Mit Vergnügen.«
    Auf seinem Weg durch die Galerie hielt Ulysses noch einmal inne. Er fühlte jemandes Augen auf sich ruhen. Er sah sich um, doch mit einem Mal war das Gefühl verschwunden. Er strich es aus seinen Gedanken und verließ mit seinem Spazierstock in der Hand und den Beweisen in der Tasche das Museum. Er würde Methuselah mit einem Anruf belästigen müssen, befand jedoch, dass das auch bis nach dem Dinner warten konnte. Es war bereits viel zu lange her, seit er zuletzt das Ritz besucht hatte.
    Noch ein anderer Gedanke lenkte Ulysses ab, als er aus dem Museum trat und eine Hansomkutsche herbeirief. In dieser Welt gab es viele ungeklärte Mysterien – wie jene, wer einst wohl die gigantischen Köpfe auf den Osterinseln geschaffen hatte und das Geheimnis der Meerjungfrau von Whitby – und Ulysses hatte seinerseits einige von ihnen aufzuklären vermocht, doch wie genau es Maurice Allardyce zum Inspector gebracht hatte, das würde er wohl nie enträtseln können.
     
    Aus der dunklen Nische einer Dachstrebe beobachteten ungesehen Augen den Schlagabtausch zwischen dem hellhäutigen, rothaarigen Mann und dem hochgewachsenen, selbstbewussten Eindringling. Der Beobachter hatte seine Zuflucht hier in den abgedunkelten hochgelegenen Tunneln des Ventilationssystems im Museum gefunden und folgte nun den Vorkommnissen, welche die letzte Nacht mit sich brachte. Nach der Attacke war er etwas verwirrt gewesen. Sein Verstand war nur mehr eine zerbrochene Ansammlung vorhandener Erinnerungen, die immer weniger Sinn zu machen schienen, da sein rationales Denken von seinem zunehmenden Instinkt übernommen wurde. Er hatte fliehen wollen, doch etwas Vertrauliches und Schützendes in diesen heiligen Gewölben hielt ihn zurück. Er fühlte sich seltsam heimisch hier. Außerdem trieben sich noch immer zu viele Leute herum. Sie wären wohl eher beunruhigt, wenn er sich ihnen zeigen würde; noch mehr Geschrei, noch mehr Panik und noch mehr Angst.
    Nein, er würde warten. Hier war es ungefährlich. Hier war er sicher. Hier war sein Zuhause.
     
     

Kapitel 4
    Ein unerwarteter Besucher
     
    Nachdem er ein exquisites abendliches Mahl mit gebratenem Fasan, saisonalem Gemüse und Kartoffelauflauf genossen hatte, das er mit einer halben Flasche bestem Rotwein hinuntergespült hatte, verließ Ulysses Quicksilver das Ritz und war gerade damit beschäftigt, eine Kutsche herbeizurufen, die ihn zurück zu seinem Haus in Mayfair bringen sollte. Außerhalb des Hotels erwachten die Gaslichter und Natriumleuchten zum Leben und die Gebäude des Piccadilly glichen in dem Schein düsteren Monolithen, die sich gegen das Rostrot der untergehenden Sonne am grauvioletten Himmel abzeichneten. Ulysses nahm einen tiefen Atemzug. Der vollmundige Nachgeschmack des letzten Glases Rotwein vermischte sich mit der rauchigen Luft der Stadt, den bitteren Ausdünstungen der Gaslampen und dem Geruch von Pferdedung. Zwar mochten Automobile, angetrieben mit Verbrennungstechnik, seit mehr als neunzig Jahren in London Usus sein, Bahnen und Züge sogar sehr viel länger, dennoch gab es noch immer einige Firmen und Privatpersonen, die Pferde dazu gebrauchten, sie von hier nach da zu

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