Unnatural History
›Aufstieg des Menschen‹ -Ausstellung im Darwin-Flügel hier im Museum entgehen lassen dürfte.«
»Kommen Sie mir nicht mit einem solchen Scheiß!«, knurrte Allardyce. »Was haben Sie wirklich hier verloren?«
»Ich untersuche einen Mord.« Ulysses Stimme klang finster, sein Gesicht verwandelte sich urplötzlich in eine starre Maske. »Und Sie?«
»Oh, ha ha … sehr witzig. Und warum zum Henker glauben Sie, Sie könnten meinen Mord untersuchen?«
»Ihren Mord? Oh, verzeihen Sie, das hat mir niemand gesagt. Mein Beileid. Wohin soll ich die Blumen senden?«
»Sie wissen genau, was ich meine, Sie arroganter Bastard.«
»Und Sie wissen doch, wie es läuft. Anweisungen sind Anweisungen.«
»Nun, Sie sind auf jeden Fall zu spät. Wir sind hier so gut wie fertig. Sie sollten gelegentlich einmal versuchen, vor der Mittagsstunde aus dem Bett zu kommen. Hier gibt es nichts für Sie zu tun.«
»Ich glaube, das beurteile ich lieber selbst, wenn Sie erlauben.«
»Nun, ich erlaube nicht. Die Typen von der Forensik haben hier bereits alles mit äußerster Sorgfalt untersucht«, spöttelte Allardyce. »Falls man etwas hätte finden können, haben sie es bereits gefunden. Ich bezweifle, dass Sie hierzu etwas beitragen könnten. Wie ich bereits sagte, es gibt hier nichts für Sie.«
»Ja, und wir alle wissen, wie gründlich Ihre Jungs sein können, nicht wahr, Allardyce?«
Der Blick, den der Polizist ihm zuwarf, kündigte einen Vulkanausbruch an. »Ihr Ton gefällt mir nicht! Ich könnte Sie wegen Verschwendung meiner Zeit und Behinderung von Polizeiarbeit einsperren, wissen Sie das?«
»Ich glaube eher, dass Sie es sind, der meine Zeit verschwendet«, schoss Ulysses zurück.
»Hören Sie, Quicksilver. Muss ich Sie daran erinnern, dass ich ein Inspector der Metropolitan Police Ihrer Majestät bin? Ich verbitte mir diesen Ton!«
»Und ich muss Sie sicher auch nicht daran erinnern, welcher Autorität ich unterstehe.« Ulysses griff erneut in seine Manteltasche. In weniger als einer Sekunde hatte er das Lederetui hervorgeholt und aufgeklappt. »Meine Karte. Sie beeindruckt Ihren Constable sicherlich genug, um mich auf der Stelle hier herein gehen zu lassen.«
»Gut, in Ordnung. Packen Sie es weg. Sie haben fünf Minuten, dann will ich, dass Sie von hier verschwunden sind, egal wer Ihr Strippenzieher ist.«
»Das sollte mehr als genug Zeit sein«, sagte Ulysses, schritt an dem Inspector vorbei und ließ ihn und seinen Sergeant grummelnd zurück. Er näherte sich den Männern, die sich um den Körper versammelt hatten. Die Leiche war die eines behäbigen Mannes in seinen besten Jahren, bis die Ereignisse der letzten Nacht ihm einen vorzeitigen Tod beschert hatten. Er lag ausgestreckt inmitten der Überreste eines zersplitterten Schaukastens. Die Wachskonstruktionen, die sich zuvor darin befunden hatten, waren herausgenommen worden und lehnten nun an der Galeriewand, ihre wächsernen Zähne gegen jeden gefletscht, der den Tatort betrat.
»Verzeihen Sie bitte, Gentlemen.« Ulysses bahnte sich einen Weg durch die Weißkittel und winkte dabei lässig mit dem Kartenetui. Angesichts einer solchen Überlegenheit und großbürgerlichen Selbstvertrauens machten die forensischen Techniker sogleich Platz.
Blut, das meiste davon getrocknet, bedeckte die gezackten Glasscherben neben dem Kopf des toten Mannes, und Ulysses konnte erkennen, dass es ebenfalls im Haar und an der Kopfhaut des Opfers klebte. Winzige Glassplitter hatten das Gesicht und die Hände des Toten zerschnitten, einige davon waren noch immer in dem nun lehmähnlichen Fleisch eingebettet.
Doch noch schlimmer als das Blut und die Sauerei, die aus einer keilförmigen Öffnung an seinem Hinterkopf sickerte, war der Ausdruck auf seinem Gesicht. Der Nachtwächter war in blankem Entsetzen gestorben. Seine Gesichtszüge waren zu einer Maske des Schreckens erstarrt, die Lippen von den Zähen zurückgezogen, der Mund weit offen, in einem stillen Schrei maßlosen Gräuels.
»Wie ist er gestorben?«, fragte Ulysses, obwohl er die Antwort bereits vermutete.
»Ein Schlag auf den Kopf; einige davon, um ehrlich zu sein«, entgegnete einer der Weißkittel.
»In der Tat«, grübelte Ulysses. Doch wer oder was hatte ihn getötet? , wunderte er sich. Was konnte nur Schuld daran haben, dass dieser arme Wicht mit einem solchen Ausdruck des Entsetzens im Gesicht hatte sterben müssen?
»Zu welcher Uhrzeit starb er?«
»Vom Eintritt der Leichenstarre her würde ich sagen … so
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